Bergstolz Issue No. 86
18 SOTSCHI Bergstolz Ski & Bike Magazin • 1 0 | 2019 Powder-Paradies Sotschi??? Das waren doch die Olympischen Winterspiele am Schwarzen Meer, mit mediterranem Klima, die von Vancouver-2010-Tempe- raturen so weit entfernt waren wie – sagen wir – Ski- fahren von Synchronschwimmen (ohne den Synchronschwimmern zu nahe treten zu wollen). Das waren doch auch die Olympischen Spiele, die im Vor- feld Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten auf den Plan riefen, weil im Tal der Msymta anlässlich der OlympischenWinterspiele 2014 (unter zumindest frag- würdigen Umständen) horrende Infrastrukturmaßnah- men gigantischen Ausmaßes vorgenommen wurden. Unter anderem wurden einfach vier Skigebiete aus dem Boden gestampft. Die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi – das waren dann letzten Endes aber auch Medaillenregen und kollektiver Skifahrer-Taumel in Österreich und Deutschland. Maria Höfl-Riesch wird Olympiasiegerin in der Super-Kombi und holt sich dazu noch Silber im Super G, der „große“ Bruder Österreich kriegt sich vor lauter Begeisterung kaum mehr ein: Matthias Mayer, Mario Matt und Anna Veith (damals noch Fenninger) holen Olympiagold, einen ganzen Strauß an Edelmetall in Silber und Bronze gibt’s für den ÖSV dazu. Also ernsthaft jetzt: Powder-Paradies Sotschi? Oh ja! Definitiv! Die nackten Zahlen sprechen eine ein- deutige Sprache: November und Dezember sind mit durchschnittlich mehr als 120mm Niederschlag die nie- derschlagsreichsten Monate des Jahres, kältester Monat im Jahresschnitt ist der Januar. Zum Vergleich: In Mün- chen fallen im November und Dezember nur um die 60mm Niederschlag, in Niseko dafür ca. 140mm. Da hören sich 120mm eigentlich ziemlich gut an, oder? Und klar, die Durchschnittstemperatur liegt zwar bei warmen 2,3 Grad Celsius im Januar, aber das sieht auf 1.000 Me- tern Seehöhe auch wieder anders aus… Dass Gorky Gorod richtig lohnenswerte Freeride-Ge- biete sind wussten wir – Thibaud und Stéphane – schon lange. Das feuchte Klima am Schwarzen Meer mit unglaublich viel Regen sorgt in den Bergen für Massen an fluffigem Powder. Das erste Mal selbst davon überzeugen konnte ich mich 2010. Was für ein Unterschied! Damals bestand das Skigebiet aus ge- rade mal zwei klapprigen, alten Sesselliften, seit 2014 ist es ein modernes Skiresort mit stylischen Unterkünf- ten. Kurz und gut: Krasnaya Poliana steht eigentlich jedes Jahr irgendwie auf unserer Travel-Liste. Von Moskau nach Sotschi ist es nur ein Katzensprung: Am Flughafen Sheremetjevo – dem größten im Groß- raum Moskau - schauen, dass man seinen Anschluss nicht verpasst und gerade mal zwei Stunden später in Sochi an der „Russischen Riviera“ am Schwarzen Meer aussteigen. Krasnaya Poliana ist dann noch 45 Minuten mit dem Auto entfernt – für russische Ver- hältnisse also praktisch genau so weit wie der Weg zum Kiosk. Dennoch kann sich die Anreise schon auch mal spannend gestalten: Von den Taschendieben in der Metropole Moskau (einmal wurde uns der Pass geklaut), über Begegnungen mit den russischen Be- hörden (manchmal sind offizielle Dokumente eben doch nicht ausreichend…) bis hin zu Polizisten, die einen Pass auch mal nur gegen einen Unkostenbeitrag in Rubel zurückerstatten – nichts, was die Klischees sagen, ist nicht auch schon mal passiert… In den letz- ten Jahren bleiben aber fast nur mehr die Taschen- diebe über, vor denen man sich in Acht nehmen sollte. Vier Skiresorts gibt es in Krasnaya Poliana, wobei Gorky Gorod das nächstgelegene zur Ortschaft ist. Das Bergdorf, in dem die Skibewerbe der Olympischen Winterspiele 2014 ausgetragen wurden, ist berühmt für seine Schneequalität, die man sonst nur in Kanada oder Japan findet: Auf ca. 600 Metern Seehöhe liegt es eingebettet zwischen den Bergen des Kaukasus, die hier auf über 3.000 Meter reichen. Die Nähe zum
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