Bergstolz Issue No. 86
46 SERVICE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 1 0 | 2019 Lange ist es her, dass Skihelme auf den alpinen Rennsport beschränkt waren. Egal ob auf der Piste, im Funpark oder im Gelände - Mützenträger sind eine Rarität geworden. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Modellen mit unterschiedlichen Eigenschaften: Vom schlichten Skihelm in leichter In-Mold-Bauweise, bis hin zu ausgefeilten Hightech-Konstruktionen ist alles im Fachhandel zu erwerben. So sorgt die richtige Schüssel heutzutage nicht nur für Sicherheit im Schnee, sondern auch für eine or- dentliche Packung Style. KLASSIKER // In-Mold und Hardshell Bei In-Mold-Helmen wird die Außenschale aus dünnem Polycarbonat zusammen mit der Innenschale aus expandiertem Polystyrol (EPS) in einem Arbeitsschritt geformt. Die äußere Schale fällt dabei sehr dünn aus und macht den Helm angenehm leicht. Hauptvorteil der In-Mold-Bauweise ist: Sie ermöglicht eine gute Belüftung, da große Öffnungen in der Schale die Sicherheit des Helms nicht beeinträchtigen. Wie der Name schon sagt, verfügen Hardshell-Helme dagegen über eine dickere Außenschale aus Hart- plastik oder Karbon, welche in einem mehrstufigen Herstellungsprozess mit der inneren EPS-Schale ver- klebt wird. Dadurch kann zwischen Innen- undAußenschale ein aufwändiges Belüftungssystem integriert werden, bei dem der Fahrtwind von vorne nach hinten durch den Skihelm hindurchfließt und Wärme und Feuchtigkeit abtransportiert werden können. Bei Schlägen von harten Gegenständen wie etwa Stei- nen oder Rails wird der harten Schale ein Mehr an Sicherheit nachgesagt. Aus diesem Grund werden sie oft im Rennsport, beim Freeriden und von Freestylern bevorzugt. HIGHTECH-FEATURES // MIPS, SPIN & NFC MIPS steht für "Multi-Directional Impact Protection System", bei dem zwischen innerer und äußerer Schale eine zusätzliche Teflonschicht gelagert ist. Dadurch wird der Helm durchstichsicher - ein nützlicher Schutz für geschwindigkeitssüchtige Freerider und Skibergsteiger, die Steinschlag und ähnliche Gefahren fürchten müssen. Größter Vorteil der MIPS-Technologie ist aber eine Verringerung der bei einem Sturz auf das Gehirn wirkenden Rotationsenergie, was die Wahrscheinlichkeit einer Gehirnverletzung herab- setzt. Klingt kompliziert, ist aber nicht so schwierig erklärt: Bei einem Sturz schlägt der Kopf selten gerade, meist aber in einem Winkel auf. Durch diesen Aufprall wirken Rotationskräfte auf das Gehirn und können so schwere Schäden auslösen. MIPS erlaubt der Helmschale, sich relativ zum Kopf ein paar Millimeter zu bewegen, wodurch diese Kräfte verringert werden. Seit der Wintersaison 2017/2018 hat POC mit der SPIN-Technologie eine weitere Innovation in Sachen Schutz bei Rotationseinwirkung geliefert. SPIN steht dabei für "Shearing Pads Inside" und verweist auf die verarbeiteten SPIN-Pads im Inneren des Helmes, die in Zusammenarbeit mit Medizinern entwickelt wurden. Sie sollen ebenfalls die Impact-Effekte von schrägen Stürzen abfangen und somit für mehr Si- cherheit sorgen. Da SPIN eine Eigenentwicklung von POC ist, kommt sie auch nur bei den Schweden zum Einsatz. Erstmalig verbaut POC im neuen Obex Backcountry SPIN Helm einen NFC-Chip mit Medical ID. Er liefert Rettern und Ersthelfern direkt am Unfallort überlebenswichtige medizinische Daten, wenn man selbst keine Auskunft mehr geben kann. Egal ob Skitouring, Freeriden oder Skibergsteigen: Je weiter man sich abseits der Pisten befindet, desto entscheidender ist es im Fall der Fälle schnell gefunden und nach dem Unfall optimal medizinisch versorgt zu werden. Der NFC Chip im Obex BC SPIN kann Daten zu Identität, Vorerkrankungen, Blutgruppe oder Allergien speichern. Sollte man selbst also nicht ansprechbar sein, können Retter und Ersthelfer ganz einfach mittels Smartphone diese Daten auslesen – unabhängig von Internet-, Satelliten- oder Telefonver- bindung. Programmiert wird die Medical ID über eine kostenlose App. Die Daten können beliebig oft überschrieben werden. HELME & HELMSYSTEME // Fahren mit Köpfchen // www.pocsports.com // www.alpina-sports.com // www.sweetprotection.com // www.smithoptics.com // www.julbo.com EXPERTENTIPP : Größe und Passform – Tipps vom Bergzeit-Expertenteam: First things first! Die essentiellen Voraussetzungen für optimalen Helmschutz sind: Richtige Größe und Passform! 1. Die richtige Größe nach Kopfumfang wählen. Achtung: Wie bei Schuhen variiert die Passform von Skihelmen je nach Hersteller. Wenn mehrere Modelle trotz richtiger Größe nicht passen, dann ist eventuell eine andere Marke für die eigene Kopfform besser geeignet. 2. Skihelm offen aufsetzen. Er sollte mit offenem Kinnriemen kom- fortabel, aber auch fest sitzen. 3. Kopf schütteln. Der Skihelm sollte dabei kein Spiel haben und nicht verrutschen! 4. Kinnriemen anpassen und schließen. Tipp: Der Verschluss sollte an der Seite sein, nicht direkt unter dem Kinn. Eine hochwertige Polsterung sorgt zudem dafür, dass der Kinnriemen nicht scheu- ert. 5. Mit den Händen den Skihelm so weit wie möglich vor- und zu- rückschieben. Wenn er dabei die Sicht behindert oder sich gar komplett vom Kopf ziehen lässt, ist er zu groß! 6. Prüfen, ob der Helm mit der gewünschten Skibrille kompatibel ist. Der Spalt zwischen Helm und Brille sollte so klein wie möglich sein. (No Gorby Gap) Tipp: Für besonders gute Kompatibilität ist es empfehlenswert, Brille und Helm beim gleichen Hersteller zu kaufen. www.bergzeit.de/helmgroesse Foto: Hansi Heckmair
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