bergstolz

Montafon


01

Wir schreiben das Jahr 2007. Ich hatte von Freeriden genauso wenig Ahnung wie von Contest fahren. Meine Wettkämpfe waren jahrelang von roten und blauen Toren, einer „brettlebenen“ Piste und einer Zeitmessung geprägt. Durch Umwege und Empfehlungen von Freunden und Sponsoren bekam ich dann einen Startplatz beim Freeride Quest im Montafon. Vergleichbar mit der jetzigen World Qualifier Tour. Das berühmte Hochjoch war unser Contest-Spielplatz. Ein Nordhang, steil, ausgesetzt, mit vielen Felsen gespickt.

 

Ich war eingeschüchtert, nicht nur von den Stars der Freeride Szene, auch der Hang imponierte mir sehr. Schließlich war ich das Greenhorn unter den Startern. Am Ende des Tages hätte es für mich jedoch fast nicht besser laufen können. Nachdem ich auf Anhieb den zweiten Platz einfuhr, war das Montafon der Startschuss meiner Freeride-Karriere. Wenn ich als totaler Neuling, ohne viel Ahnung und Training gleich aufs Podium fahren kann, dann hab ich vielleicht Talent, dachte ich. Und so beschloss ich noch im Montafon, das Ganze ernst zu nehmen um irgendwan vielleicht davon leben zu können.

Die besten Erinnerungen also führen mich wieder zurück in das 39 Kilometer lange Tal umgeben von der Verwallgruppe, der Silvretta und vom Rätikon. Der Heimat von Snowbaord Legende Eric Themel. Der auch Schuld daran war, dass in Schruns jedes Jahr einer der coolsten Freeride Events statt fand. Irgendwie kommen alle immer wieder gern zurück ins Montafon. Zum Skitouren gehen, das Backcountry zu erkunden und vorallem zu den Freeride Events von Eric Themel welcher mir auch einen kleinen Maulkorb verpasst hat. Secret Spots sollen eben auch secret bleiben. In jedem Skigebiet gibt es diese feinen Geheimplätze die weniger für die Öffentlichkeit bestimmt sind, sondern den Locals vorbehalten bleiben. Das ist auch gut so und wird respektiert.

Mathieu und Francois kommen den weiten Weg aus den Französischen Alpen, wir treffen uns ganz im Westen Österreichs und ich zeig ihnen, dass auch die Alpenrepublik so einiges zu bieten hat. Auch für Berg- und Skiverwöhnte Franzosen. Zwar bin ich im Montafon weit davon weg ein Local zu sein, geprägt von unzähligen offensichtlichen Runs finden wir aber genügend spaßige Abfahrten. Den Rest zeigt uns der sehr übersichtliche und gut beschriebene „Freeride Guide Montafon“. Und dann gibt es ja noch immer die Locals, die den einen oder anderen Geheimtip rauslassen. Viele Freerider treffen wir nicht. Warum das so ist, schwer zu sagen, vielleicht bleiben die meisten am nahe gelegenen Arlberg hängen. Möglicherweise aber fahren alle in Richtung Dolomiten wo Frau Holle dieses Jahr alle Arbeit geleistet hat. Egal. Gut für uns. Wer will schon gerne Teilen?!

Wir starten mit der Valisera Gondelbahn. Es geht rauf auf 2300 Meter zur Rinderhütte Bergstation. Der Ausgangspunkt unserer ersten Freerideabfahrt. Wir sind früh dran. Ein kurzer Anstieg über den Grad in Richtung Heimspitze, das Paradies vor unserer Nase und der funkelnde Pulverschnee von der aufgehenden Sonne in grelles Gelb eingefärbt. Und wir sind die Ersten. Ein stilles Grinsen. Die Route führt runter ins Nova-Tal. Am Ende unseres Runs stoppen wir. Es fällt uns unweigerlich der Gegenhang ins Auge, die Versettla. Ich kann mich noch genau erinnern, 2008 wurde der Contest auf diesen Hang verlagert.

Noch mehr als der riesen Spielplatz der Versettla sticht uns aber ganz rechts eine Rinne ins Auge. Die Madrisella Rinne. Ich packe mein Fernglas aus und studiere das westseitige Couloir. Wir setzen es ganz nach oben auf unsere Montafon To Do Liste. Diesen Spaß müssen wir uns allerdings aufsparen, Neuschnee und Windverwehungen flösen uns ordentlich Respekt ein. Derzeit zu gefährlich. Also entscheiden wir uns für ein paar gemütliche Runs der gleich angrenzenden „Burg“ Variante. Rauf geht es mit der Nova Bahn, danach den Burg Schlepplift, eine kleine Querung und et voila. Ein Hang gespickt mit lauter kleinen Rinnen und lustigen Pillows. Wir halten uns den ganzen Tag in der Valisera und Versettla Ecke auf, das Gebiet ist so groß und weit, dass wir keinen Run zweimal fahren.

Während die nördlichen Alpen dieses Jahr nicht gerade von Schneemassen überhäuft werden, finden wir im Montafon überraschend gute Bedingungen und feinsten Pulver vom Schneefall der letzten Tage. Schließich gehört das Montafon zu den niederschlagreichsten Regionen der Alpen. Wir haben Glück.

 

 

02

 

Regina Knünz von den Bergbahnen lädt uns Mittwoch früh zur allwöchentlichen Hochjoch Totale ein. Klar dass wir zusagen. Noch vor dem offiziellen Liftbeginn dürfen wir um 07:20 mit der Grasjoch Bahn rauf. Danach warten 1700 Höhenmeter frisch präperierte, und wenn man schnell ist und als erster losstartet, auch menschenleere, Pisten. Zugegeben, das kann schon was. Mit unseren breiten Freeridelatten und in Hockeposition geht es vollgas die Pisten runter. Eine mords Gaudi. Beim anschließenden Mega-Frühstück im Kapellrestaurant informieren wir uns bei Simon Wohlgenannt, dem Montafoner Local Freerider über die Möglichkeiten in der Grasjoch und Kapell Gegend. Simon ist als Profi-Freerider auf der World Qualifier Tour unterwegs und weiß ziemlich genau was wir suchen. Leider sind die Bedingungen in den kommenden Tagen nicht mehr ganz optimal, die Sonne vollbringt Höchstleistungen, aber irgendwas finden wir immer.

Also geht es nach einem ausgedehnten Frühstück in Richtung Grasjoch welches noch Unverspurt ist. Wir traversieren den Grad und steigen zur Zamangspitze auf. Ein kurzer Aufstieg mit einigen einfachen Kletterpassagen. Wir haben Glück. Der Schnee in dem Nordostseitigen Hang blieb von der Sonnen größtenteils verschont. Eine schöne Abfahrt in feinstem Pulver. Während wir mit einem Auge immer wieder in Richtung Madrisella Rinne schielen, schwirrt auch noch die Silvrettagruppe im Kopf herum. Die Bielerhöhe am Silvretta Stausee ist Ausgangspunkt eines riesengroßen Skitourenparadieses, von der landschaftlichen Komponente erst gar nicht zu sprechen. Wir hätten alle richtig Bock drauf. Der Wetterbericht trübt unsere Euphorie allerdings ein wenig. Mal schaun was die letzten Tage noch bringen. Nach dem kurzen Ausschweifen in der Gondel über unsere Wunschpläne wollen wir noch ein wenig das Grasjoch-Gebiet erkunden. Einige Abfahrten, vorallem Südseitig lohnen sich aufgrund der hohen Temperaturen und der Lawinengefahr nicht mehr wirklich. Wir entscheiden uns für den Run neben der Freda Bahn. Eine einfache, aber schöne Abfahrt, bevor es dann wieder zurück richtung Madrisella geht.

 

03

 

Am späten Nachmittag versuchen wir die Gefahrensituation der Madrisella Rinne besser abzuschätzen. Also machen wir uns auf den Weg erneut zur Bergstation Burg Lift. Dort steigen wir auf, in Richtung Versettla. Wir sind relativ spät dran und müssen beim Aufstieg darauf achten die Sonnenhänge zu meiden. Zahlreiche Nassschneerutscher kommen an den Südhängen runter. An der Versettla angekommen realisieren wir, dass der Wind nach dem letzten Schneefall gute Arbeit geleistet hat. Zu gefährlich. Wir haben alle kein wirklich gutes Gefühl und das Risiko steht nicht dafür. Ohnehin sind wir schnell abgelenkt, ein unbeschreibliches 360 Grad Panorama verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. Stille. Ein leichter Wind bläst.

Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen, die die Berglandschaft tiefrot einfärbt. Das sind diese Momente wofür es sich lohnt, an die man sich noch lange erinnern wird! Einfach nur genießen. Wir übersehen ein wenig die Zeit, es dämmert und wir müssen uns beeilen. Runter geht es im Burg Face. Die Sonne war fleißig, nur dort wo sie keine Chance hatte, finden wir noch guten Schnee. An der Vermiel Talstation angekommen stehen wir schulterzuckend davor. Keiner mehr da. Der Anschlußlift für unsere Talfahrt hat schon Feieraben. Und nun? Wir packen unsere Ski auf die Schulter und müssen zu Fuß weiter. Zum Glück hält sich der Aufstieg, der Piste entlang, in Grenzen, nach einem anstrengenden und langen Tag sind die Beine schon ziemlich müde.

Der nächste Tag, leichter Schneefall und keine Sicht. Die Wettersituation wird sich auch nicht mehr großartig ändern und sowohl das Madrisella Couloir als auch die Silvrettagruppe können wir nun endgültig knicken. Wir treffen Simon am Berg und hängen uns ran, er zeigt uns ein paar kurze aber spaßige Schlechtwetter-runs. Little Canada nennt er sie. Egal bei welchem Wetter, bei welchen Bedingungen, dass was zählt ist, mit wem man den Tag verbringt. Wir haben viel Spaß, auch wenn die großen Big-Mountain Lines für Heute ausbleiben. Jeder Tag in den Bergen ist etwas spezielles und das was man draus macht. Ein guter Tag also. Wir reisen zwar ohne das Madrisella Couloir und ohne die Silvrettagruppe ab, dafür aber mit vielen Höhenmetern in den Beinen und einer traumhaften Berglandschaft im Kopf gespeichert. Das gute daran, wir haben einige Argumente um zurückzukommen.

 


04

 

Das Berg-Paradies im Silvretta Montafon ist gewaltig. Gewaltig groß. Gewaltig schön. Mit einem einzigen Besuch wäre es so oder so nicht getan. Wir genießen, verarbeiten und beginnen schon wieder Pläne zu schmieden.

Au revoir! Af Wiederluaga! Bis zum nächsten Mal!

Text: Eva Walkner, Foto: Boris Dofour

Infobox:

Sporthotel Silvretta Montafon in Gaschurn
Ein wunderschönes modernes Hotel welches gerade erst umgebaut wurde. Wunderschöne Zimmer und einem traumhaften Wellnessbereich mit einem Tepidarium, einer Zirbenstube, Sauna oder einem Hallenbad. Auch das Essen ist fabelhaft und verdient eine Erwähnung. Preis je nach Saison und Zimmertyp ab 115 Euro pro Person mit Halbpension.

Infos unter:
www.sporthotel-silvretta-montafon.at

„Kreuz“ Appartementhaus
in der Silbertalerstraße
Für 4 - 5 Personen, 75qm, ganz neu renoviert und ein wunderschön eingerichtetes Appartement mit Terrasse und allem was man zum Wohlfühlen benötigt. Tagespreis 198 Euro
Infos unter: www.kreuzschruns.at/appartements

Ticketpreise
Tageskarte für Erwachsene ab € 47,50 und für Kinder € 27, bucht man mehrere Tage wird der Ticketpreis pro Tag natürlich günstiger.

Öffnungszeiten der Bahnen
Liftbetrieb ist von 8:15 bis 16:30, ab 17:00 sind die Pisten gesperrt.

Guide
Im Freeride Center am Grasjoch ist der „Freeride Guide Silvretta Montafon“ erhältlich. Ein Buch mit zahlreichen sehr gut beschriebenen Freeride Routen.
Wem das nicht genug ist, der kann auch Guides buchen die euch die geheimeren Spots zeigen.

Manfred Sprung: shop@silvretta-montafon.at oder unter 0043 / 5557-6300

Eric Themel: rideon@gmx.at

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