St. Moritz
Die Jagd nach dem perfekten Bild
Es war noch sehr früh im neuen Jahr und die Alpensüdseite hatte schon eine solide Base von eineinhalb Meter. Als ich mich mit Anton Brey in St. Moritz verabredete, um ein paar neue Bilder für meine Sponsoren und auch endlich mal für das Cover der Bergstolz zu shooten, wussten wir noch nicht genau, was uns erwartet.
Vor Ort konnten wir unseren Augen kaum glauben. Es hatte über Nacht einen Meter geschneit. Im Tal wohlgemerkt!
Oben angeblich waren es bis zu über zwei Meter an Neuschnee! Natürlich viel zu viel um sicher irgendwo rein zu fahren oder generell um voran zu kommen. So kam es auch, dass alle Skigebiete geschlossen waren – neben den Bergbahnen auch die Pässe und auch die Straßen rund um St. Moritz. Ich war noch niemals irgendwo, wo es auf der fünf teiligen Skala eine 5er Lawinenwarnstufe gehabt hatte. Also entschlossen wir uns, nach dem wir ein Schneeprofil gegraben haben, im dichten Wald direkt neben dem Talboden von St. Moritz mit den Fellen etwas herum zu experimentieren. Und wir stellten schnell fest, dass es im Wald auch an exponierteren, etwas lichteren Terrain sicher keine 4er oder 5er Stufe hatte da keine Abrisse und Setzungsgeräusche auftraten. Ich muss euch auch nicht sagen, dass es anstrengend war bei einem Meter Neuschnee zu spuren. Wir fanden ein paar coole Spots und machten die ersten Fotos. Am Abend waren wir völlig fertig und wir konnten unsere Unterkunft nicht erreichen, da die Straße immer noch gesperrt war. So verweilten wir im Julia Palace in Silvaplana, hier erfuhren wir auch, dass am Morgen am Juliapass ein Auto von einer Lawine teilverschüttet gewesen war und somit die geschlossenen Pässe und Liftanlagen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen waren. Am nächsten morgen war "Blue Bird" und von den frühen Morgenstunden an hörte man die Knaller der Lawinenkommision.
Wir wollten zuerst am Corvatsch unser Glück zu versuchen und wurden reichlich belohnt. Da das gesamte Gebiet geöffnet wurde, entschieden wir uns beim ersten Run ohne Fotostopp zu fahren, es war einfach zu genial um rum zu stehen und Fotos zu machen. Noch dazu hat sich der Schnee sehr gut gesetzt über Nacht und es war absolut kein Wind, der den Schnee beeinflusst hat. Es war der kälteste und fluffigste Powder den ich je gefahren bin! Nach einigen Proben, ob es im steileren Gelände auch wirklich stabil ist, wagten wir uns in das etwas steilere Gelände – jedoch immer relativ nahe am Pistenrand! Das Cover Foto war glaube ich das dritte Foto das wir an dem Tag gemacht haben. Eigentlich war der Hauptturn schon vorbei und ich erwischte einen Stein, der mir die Ski verschlug und so versetzte es mich in Richtung des Fotografen, wo ich schlussendlich noch einen Turn reinsetzte. Wie es sich heraus stellte, hat den Grafikern dieses Foto am Besten gefallen und so wurde es zum Cover. Wir haben an dem Tag mehrere richtig gute Fotos gemacht und das Bild hätte ich nicht direkt als Cover gesehen, jedoch muss bei einem Cover alles zusammen stimmen.
Mein Favorit für das Cover wäre das letzte Bild an dem Tag gewesen. Es war schon sehr spät und es war die letzte Bergfahrt. Wir sind am Corvatsch Bergstation ausgestiegen und die kleine steile Rinne hinter der Station runter gefahren. Im unteren Drittel sah ich den Felsen mit dem schönen Hintergrund und dem Abendrot. Ich checkte kurz die Landung und gab Anton bescheid wie und wo ich springe. Das war der Shot auf den ich den ganzen Tag gewartet habe. Vor allem versuchte ich es genau so zu timen, dass der Schnee wie ein Wasserfall über den Felsen schießt und bevor er unten aufkommt, ich in der richtigen Position bin. Das Ergebnis seht ihr auf Seite 24 im Magazin.
C H E C K L I S T E C O V E R S H O T :
Auch die schönsten Actionbilder sind nur bedingt für´s Cover eines Magazins geeiget, wenn folgende Punkte nicht zutreffen:
1. Hochformat
2. Der Bildausschnitt (es kommt ja noch Text auf das Cover ;)
3. Die Action
4. Aufteilung zwischen neutralem Hintergrund und der Action im Vordergrund – wie gesagt irgendwo muss
auch noch der Name des Magazin stehen usw..
Während unseres zweitägigen Shootings sind eine Menge guter Bilder entstanden. Und St. Moritz hat wieder mal bewiesen, dass es zu den Top Freeride Spots der Alpen gehört. Viele Tipps muss man da nicht geben, einfach mit der Gondel rauf fahren und die Augen offen halten. Im Frühwinter hat man dort überall richtig gutes Licht zum Shooten. Was man jedoch im Hinterkopf behalten sollte ist, dass wenn man in St. Moritz oder Umgebung übernachten will, es ziemlich teuer werden kann; selbiges gilt für div. Bars, Essen und Lifttickets, dafür ist man aber auch fast alleine am Berg!
Viel Spaß
Roman
Text: Roman Rohrmoser, Foto: Anton Brey