Warren Miller
Es ist früh in der Saison, doch das erste Highlight hat nicht lange auf sich warten lassen. Im Pitztal auf 3440 Metern fand die Premiere des neuen Warren Miller Films "No turning back" statt.
Auch in diesem Jahr wird die Warren Miller Filmtour mit seinem 65. Skifilm durch die ganze Welt reisen. Ohne Zweifel ist Warren Miller eine Ikone des Wintersports und Wegbereiter der modernen Filmproduktionen.
Warren Miller wurde am 15. Oktober 1924 in Hollywood, Kalifornien geboren. Allein dieser Fakt könnte als Bestimmung aufgefasst werden. Alles hat irgendwann mal klein angefangen. Genauso bei Warren Miller. Im Alter von 13 Jahren versuchte er sich das erste Mal auf zwei Brettern in den lokalen Bergen von San Gabriel. Bis heute nervt er seine Familie mit der Geschichte.
1944 in Yosemite, Kalifornien drei Autostunden von San Francisco entfernt, unternahm er seine ersten Drehversuche mit einer geliehenen 8mm Kamera, die damalige GoPro. Keine große Filmproduktion, keine engagierten Athleten und keine große Marketingkampagne, nur eine Kamera die in den Weihnachtsferien für Private Zwecke herhalten musste.
Doch irgendetwas muss ihn damals schon fasziniert haben. Nach seiner Entlassung aus der Navy im Jahre 1946 zog es ihn und einen Freund nach Sun Valley, Idaho. Ein kleines Wohnmobil geparkt auf dem Parkplatz des Skigebietes nannten sie ihr zuhause. Irgendwann reichte das verdiente Geld als Skilehrer auch für die erste eigene Kamera. Die meiste Zeit des Jahres verbrachten die beiden Freunde in den Bergen, doch in der Sommerzeit verschlug sie es auch immer häufiger an den Pazifik, wo sie sich beim Surfen filmten. Ursprünglich sollten die entstandenen Videos nur zur Verbesserung der Ski und Surftechnik herhalten, jedoch wurde aus dem Hobby schnell eine Tugend.
Der Weg bis ganz an die Spitze
Zu Anfang machte er noch selbst Witze über seine Heldentaten in den Filmen. Er zeigte sie ausschließlich seinen Freunden und Verwandten, doch als diese hellauf begeistert waren, kamen die ersten Ideen der Vermarktung. Wie das Leben so spielt, kennt einer jemanden, der einen kennt, der einen kleinen Club betreibt. Ab diesem Moment wurden Filme von Warren Miller oft auf Partys als Stimmungsmacher gezeigt. Die Leute kamen aus dem Staunen nicht mehr raus und wollten immer mehr sehen. Bei Warren Miller wuchs die Idee, das Hobby zum Beruf zu machen.
1949 gründete er Warren Miller Entertainment und begann eine Langjährige Tradition von aufwendig produzierten Skifilmen. Er hatte sich als Ziel gesetzt, jedes Jahr einen neuen, hochwertigeren, ausgefalleneren oder anders gesagt, er wollte jedes Jahr einen geileren Film produzieren. Bereits 1960 gab es erste Aufnahmen aus dem Heli. Chamonix war dazu natürlich auch der ideale Standort. Selber hat Warren Miller in seinen Filmen eher eine Nebenrolle gespielt. Er hatte natürlich ein paar "Gastauftritte" doch den Ruhm strichen die Rider ein. Mit dem, was er durch die Linse der Kamera sah, konnte er sie steht's perfekt in Szene setzen. Natürlich fehlte zu Beginn das Geld, also hat er sich es geliehen.
Damit mietete er sich Theater Säle, Messehallen oder auch Kinos, immer in unmittelbarer Nähe zu einem Skigebiet. Er wollte schließlich die richtige Zielgruppe ansprechen und vermeiden, dass sich niemand für die Filme interessiert. In seinen Geschichten berichtet Warren Miller immerzu davon, wie schwer es zu begreifen ist, wie sich das ganze entwickelt hat. Er reiste durch die ganze USA um seine Filme zu präsentieren. Die Filmrollen unterm Arm und die Tonbandgeräte über der Schulter. Das zog er bis Thanksgiving durch. Ab dann hat der Ein – Mann – Zirkus wieder angefangen, das nächste Projekt zu planen.
Im Nachhinein kann man nur von einer gelungenen Strategie sprechen. Es dauerte nicht lang und seine Filme wurden in über 130 Städten in ganz Amerika gezeigt. Logischerweise kann Erfolg nicht lang ignoriert werden und der Rest der Welt wurde auf die Warren Miller Filmproduktionen aufmerksam. Jetzt werden seine Filme in den USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt. 7-10 Kameramänner filmen heute jeden Sprung, Turn oder Sturz, 2-3 Redakteure kümmern sich darum, was hinter der Kamera so läuft und 4-5 Teams touren mit dem Film durch die Welt.
Wie auch die anderen Filme, ist auch der aktuelle Film "No Turning Back" in der ganzen Welt entstanden. Von Alaska, Colorado und Montana, über Frankreich, Norwegen, Griechenland und der Schweiz bis hin nach Japan sind die Spots sehr ausgefallen.
Auch Stars aus dem Alpinen Bereich wie Ted Ligety, Mikaela Shiffrin oder Julia Mancuso lassen sich die Möglichkeit nicht entgehen bei einem Warren Miller Film dabei zu sein.
Aktuell
Aktuell lebt Warren Miller mit seiner Frau Laurie auf Orcas Island nördlich von Seattle und genießt sein Leben auf einer 47 Fuß Yacht. Mit seinen 90 Jahren hat er sich das auch redlich verdient.
Den Winter verbringt er, obwohl er seit vier Jahren nicht mehr auf Ski gestanden hat, im Yellowstone Club, Montana. Sein Rücken macht ihm ein wenig zu schaffen und muss deswegen etwas kürzer treten. Dort lauschen die Leute aber immer gern seinen Geschichten. Seine Filme haben längst Kult Status erreicht.
Die zu Beginn der Saison gezeigten Filme, empfindet Miller selbst wie Pornos auf Flugzeugträgern, kurz bevor sie in den Heimat - hafen einlaufen: Sie machen richtig Bock drauf, doch selber kann man noch nicht loslegen…
Text: Silvan Rupprecht | Fotos: Archive Warren Miller