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3 GENERATIONEN - Am Wildseeloder


3 Generationen Wildseeloder

3 GENERATIONEN AM WILDSEELODER

Keine ganz normale Familien Geschichte

Autor: Julia Schwarzmayr

Normale Familiengeschichten drehen sich meistens darum, wer an welchen Feiertagen mit wem gestritten hat, in welchem Urlaub der kleine Bruder zum ersten Mal das Meer gesehen und die große Schwester ihr erstes Eis gegessen hat. In normalen Familien sind die wichtigsten Eckpunkte einer Kindheit der erste Zahn, die ersten Schritte, der erste Schultag. Aber was heißt schon normal?

Darf ich vorstellen: Familie Kogler aus Fieberbrunn. In dieser Familie wird Normalität anders definiert. Normal ist bei den Koglers zum Beispiel, dass man ab dem Tag seiner Geburt Mitglied beim Österreichischen Alpenverein ist. „Als Hannes geboren wurde, bin ich sofort zur Sparkasse und hab ein Konto eröffnet, weil man da automatisch Alpenvereinsmitglied wurde“, erzählt Otto, Jahrgang 1946. Sein Sohn Hannes ergänzt: „Ich hab das mit dem Martin dann natürlich genauso gemacht!“ Martin Kogler, 18 Jahre alt, fährt Freeride Contests, seit er 12 ist und mittlerweile auch ziemlich erfolgreich auf der Freeride Juniors Tour. Vergangene Saison wurde er Gesamt-Fünfter der FJT und gewann die Österreichische Ausgabe. Bei der Weltmeisterschaft der Juniors in Grandvalira in Andorra wurde er Neunter. In der kommenden Saison wird Martin zum ersten Mal an der Qualifier Tour teilnehmen. „Ich möchte hier zuerst einmal Erfahrungen sammeln und versuchen, meine Leistung konstant zu steigern“, erklärt er. Außerdem steht in diesem Winter der Großglockner am Plan – inklusive Skiabfahrt. Und selbstverständlich zusammen mit dem Papa.

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Völlig normal sind für Otto, seinen Sohn Hannes und seinen Enkel Martin auch noch ein paar weitere Dinge: Alle drei sind seit ihrer Jugend Teil der Bergrettung in Fieberbrunn – Otto seit 52, Hannes seit über 25 und Martin seit gut drei Jahren. Und natürlich sind alle auch in der Lawinenkommission tätig. „Der Papa ist seit 42 Jahren dabei, ich hab mit 18 angefangen. So wie jetzt auch der Martin, der gerade den Aufnahmekurs absolviert hat“, zeigt sich Hannes stolz. „Natürlich wollte ich zur Lawinenkommission, so wie der Papa und der Opa!“ bestätigt der, dass darüber eigentlich nicht viele Worte zu verlieren sind. Ist doch ganz normal.

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Auch die Eckdaten der wichtigsten Kindheitserlebnisse lesen sich in dieser Familie ein klein wenig anders. „Meine erste Skitour mit dem Alpenverein hab ich mit zehn Jahren gemacht“, erinnert sich Otto, „Und die ging gleich aufs Birnhorn in Leogang.“ Das Birnhorn ist der höchste Berg der Leoganger Steinberge. „Bei meiner ersten Skitour war ich acht, ich kann mich genau erinnern. Der Papa und der Opa haben meine Ski getragen und ich bin in den Moonboots hinter ihnen in der Skispur auf die Henne gestapft“, erzählt Hannes. „Mit elf, zwölf Jahren war ich dann eigentlich nur mehr mit den Tourenski unterwegs.“ Wann genau Martin zum ersten Mal mit auf Skitour war, kann keiner mehr so genau sagen. „Ich bin immer schon mit dem Papa auf Skitour gegangen, oder zum Tiefschneefahren.“
„Das wichtigste Kindheitserlebnis vom Martin“, unterbricht Hannes, „das einschneidende Erlebnis, das war ja das legendäre Pfaffenschwendter Skirennen 2001.“ Geboren 1999 sah der nicht ganz Zweijährige im Fernsehen die alpinen Skirennläufer bei der WM in St. Anton und spielte sie zuhause nach. Wenig später, mit 22 Monaten, nahm er an seinem ersten Rennen, eben dem Pfaffenschwendter Skirennen teil. „Aber schon vollkommen selbstständig! Da hat niemand geholfen!“

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Wer jetzt aber denkt, dass die Koglers skifahrerisch ein reines Männerunternehmen sind, täuscht sich gewaltig. „Ha, dass die Mütter und Schwestern genauso viel Skifahren ist bei uns ganz normal!“ Schon wieder. „Schon Hannes‘ Mutter ist immer viel mit mir auf Skitour gegangen, erst mit den Kindern wurde das weniger“, erzählt Otto. Und Hannes wendet sich auch gleich an seinen Sohn: „Deine Mama geht schon viel Skifahren oder? Und Touren auch.“ Der Jüngste kann nur zustimmen und grinst: „Auch meine beiden kleinen Schwestern Lisa und Katharina gehen viel Skifahren, auf der Piste oder mit dem Papa ins Gelände. Ich nehm die beiden aber nicht mehr mit zum Freeriden, da könnte ich ja nur langweilige Sachen fahren.“

Martins Weg schien von klein auf vorgezeichnet: „Mit fünf bin ich dann zusammen mit meiner Cousine zum Skiclub gegangen.“ Denn – selbstverständlich – sind auch der Papa und der Opa Skirennen gefahren. Wobei Otto seine „Rennkarriere“ mittlerweile entspannt sehen kann: „Als Kind bin ich immer der Jüngste in meiner Altersklasse gewesen, die sind mir um die Ohren gefahren. Da hab ich beschlossen, dass ich mit 40 Jahren dann Altersklasse fahren werde und den Spieß umdrehe. Das hat mich aber dann so angezipft, dass man am Sonntag irgendwo sein hätte müssen, und am nächsten Sonntag dann dort, dass ich an keinem einzigen Rennen mehr teilgenommen habe. Da bin ich lieber daheim zum Skifahren gegangen.“ Diese Haltung wiederholt sich Jahre später dann auch bei Martin wieder, der mit zwölf den Skirennen den Rücken kehrt. „Das war mir zu viel Stress. Immer hat man da hin und dorthin fahren müssen, und immer hat man nur da fahren dürfen wo die Trainer gesagt haben, und immer hat man durch die Stangen fahren müssen, das wollte ich nicht mehr. Dadurch, dass ich ja immer schon mit dem Papa im Gelände unterwegs war, habe ich Junior Contests für mich entdeckt. Und seit ich zwölf bin, fahr ich eigentlich alles, was geht.“ Für 2018 hat sich Martin einiges vorgenommen: Die FWQ Contests der Open Faces Freeride Series in Kappl- Paznaun, Silvretta-Montafon und Obergurgl-Hochgurgl will er bestreiten, außerdem Les Arcs und das Jasna Adrenalin, das Big Mountain Hochfügen und das X Over Ride am Kitzsteinhorn. Einmal Racer, immer Racer? Das was ihm am meisten Spaß macht am Skifahren hört sich aber irgendwie ganz anders an: „Ich möchte Menschen treffen, mit denen ich meine große Leidenschaft teilen kann. Und auch ein paar unverspurte Hänge und Rinnen fahren, wenns geht.“

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Ganz Fieberbrunn und das Pillerseetal leben Freeride – da schaltet schon mal der Chef der Bergbahnen extra den Lift ein für ein Fotoshooting oder organisiert einen Heli, wenns sein muss. Die Freeride Contests haben die beiden älteren Koglers durch Bergrettung und Lawinenkommission in Fieberbrunn von Anfang an mitbekommen, schon lange bevor Martin eingestiegen ist. „Wir waren schon bei den Qualifiern dabei, und in den vergangenen zehn Jahren natürlich auch bei der Freeride World Tour“, erklärt Hannes. „Über die Jahre sieht man schon, wie sehr das fahrerische Niveau gestiegen ist. Allerdings hat meiner Meinung nach auch die Risikobereitschaft der Fahrer zugenommen. Und ich denke, dass die immer spektakuläreren Sprünge und Lines nicht nur positiv sind. Es herrschen nicht immer super Verhältnisse, da sollte man meiner Ansicht nach auch in der Lage sein, seine Linie anzupassen.“

An dieser Stelle des Interviews entbrennt eine lebhafte Diskussion zwischen den dreien, wieviel Druck auf den Fahrern lastet, wie viele Stürze auf individuelle Fahrfehler, was auf Risikobereitschaft- und was auf Pech zurückzuführen ist. Auch Otto diskutiert natürlich mit. Martin kann die Frage nach dem vertretbaren Risiko nicht so einfach beantworten: „Wenn ich am Start stehe und es ist vor mir jemand schwer gestürzt, vielleicht sogar einer meiner Kumpels, dann kann ich das nicht so leicht wegschieben, das beschäftigt mich dann sehr. Auf der anderen Seite könnte ich auch beim Skifahren mit meinen Schwestern nur umfallen und mir dabei das Kreuzband reißen, oder ich stolpere und falle die Treppe runter. Das Verletzungsrisiko gibt’s überall.“ Deshalb entscheidet er meistens auch eigenständig über seine Contestlines. „Die Mama sagt schon immer ‚bitte aufpassen!‘ Normalerweise beraten sich die Fahrer untereinander über Linienwahl, Features und solche Sachen. Aber manchmal frag ich auch den Papa ob was geht oder nicht.“

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Zusammen Skifahren gehen sie trotz allem eher selten. „Das ist dann schon was Besonderes“, meint Otto. Martin lacht breit und erklärt, dass „der Opa kein Freerider ist, der ist Tiefschneefahrer!“ Woraufhin die Antwort wie aus der Pistole geschossen kommt: „Aber breite Ski hab ich schon! Das gehört schließlich dazu! Früher bin ich mit einer Langriemenbindung und einem 215er Ski aufgestiegen, mittlerweile hab ich aber auch eine Pinbindung. Mit Steighilfe! Früher hab ich mir Holzkeile gebastelt, damit ich steiler gehen kann.“ Der eine oder andere Ski wechselt auch schon innerhalb der Familie den Besitzer. „Wenn ich von meinem Sponsor Fischer neue Ski bekomme, dann kann es schon sein, dass der Papa ein Paar erbt“, grinst Martin. Und Hannes ergänzt: „An Ski mangelt‘s im Hause Kogler ganz sicher nicht!“ Auch wenn sie wenig gemeinsam Skifahren, trifft man sie doch hin und wieder auf Skitour – gerne auch am Hausberg der Fieberbrunner, dem Wildseeloder. „Das erste Mal wirst du die Seenrunde so mit neun Jahren gefahren sein“, wendet sich Hannes an seinen Sohn. „Und hinaufgegangen sind wir das erste Mal, als du elf warst. Das weiß ich noch genau, denn das war vor deinem ersten Contest. Und den bist du ja an deinem zwölften Geburtstag gefahren.“ Die Erinnerung an Hannes‘ erste Skitouren mit Moonboots auf den Loder wecken bei Otto noch ganz andere: „Früher sind wir fünf Mal hinaufgegangen, da waren dann insgesamt vielleicht sieben Spuren im Gelände, wenn es frisch geschneit hat. Oder wir sind zum Loderseehäusl hinüber und über den Pletzergraben hinausgefahren, dann noch Hochhörndl…“ Mittlerweile hat sich das in Fieberbrunn geändert, meint auch Hannes: „Jetzt musst du in der Früh gleich am Lift sein, sonst ist alles angespurt. Aber bei uns geht’s ja noch, wir haben das Glück, dass nicht so viele Skifahrer, die nach Saalbach kommen, auch nach Fieberbrunn kommen. Jetzt können wir am Vormittag hier fahren und wenn alles zamg’fahrn ist, dann fahren wir rüber.“

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Ab und zu zieht es aber selbst die Koglers in die Ferne. Otto hat im Lauf seines Lebens nicht nur drei Mal den Mont Blanc und vier Mal den Ortler auf Tourenski bezwungen, er war auch schon auf mehreren 6.000ern. „Meinen höchsten Berg hab ich zum 50er geschenkt bekommen. Da sind wir im August 1996 ins Karakorum nach Pakistan aufgebrochen zum Spantik, dem Golden Peak. Der ist 7027 Meter hoch“, erinnert er sich. Mit Hannes gemeinsam war er am Matterhorn. Der wiederum schwärmt immer noch begeistert von seiner Elbrus-Besteigung 2012: „Wir waren eine Gruppe von zwölf Leuten, alle hier vom Alpenverein. Der Wetterbericht hat schlechtes Wetter angesagt, also wollten wir gemütlich um acht Uhr frühstücken und dann abwarten, wann das Wetter besser wird. Ich wache um sechs Uhr auf und kanns kaum glauben: strahlender Sonnenschein und 20 cm frischer Pulver! Wir sind dann in einer kleinen Gruppe los und wirklich um halb drei dann am Gipfel des Elbrus gestanden, mutterseelenallein, da außer uns niemand den Aufstieg versucht hat wegen des Wetterberichts. Und vor uns sind 1.800 Höhenmeter feinster Pulver gelegen! Das war unglaublich! Vor allem, weil man den Elbrus selten so erwischt, normalerweise sind die letzten 200 bis 300 Höhenmeter blankes Eis. Wir hatten solches Glück! Am nächsten Tag sind wir dann mit der ganzen Truppe nochmal rauf.“

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Martin hält sich ein bisschen zurück, bevor er meint: „Ach, ich fahre eigentlich immer mit den Alpinschuhen und stapfe dann rauf. Das ist mir lieber, als mit Tourenskischuhen zu fahren.“ Dementsprechend unterscheiden sich seine Wunschreiseziele von denen seines Vaters und Großvaters: „Ich möchte einfach gerne wohin, wo es viel Schnee hat und wenig Leute. Japan wäre cool. Oder im Sommer Chile oder Argentinien…“ Ob er die anderen Koglers da mitnehmen würde? „Logisch, ist doch normal.“

INFO BOX

3 Generationen Wildseeloder

FIEBERBRUNN |SKICIRCUS
SAALBACH HINTERGLEMM • LEOGANG • FIEBERBRUNN.

ANREISE.
  • Mit dem Auto von München über A8 / A93 nach Kufstein – Ausfahrt Kufstein Süd (Achtung Vignettenpflicht!) – B173 / B178 nach St. Johann in Tirol / B164 nach Fieberbrunn
    www.saalbach.com | www.pillerseetal.co

TERMINE FWT 2018.
  • 20. – 27. Januar 2018: FWT Hakuba Japan
  • 03. – 09. Febraur 2018: FWT Kicking Horse Golden BC
  • 01. – 07. März 2018: FWT Vallnord-Arcalìs Andorra
  • 09. – 15. März 2018: FWT Fieberbrunn Austria
  • 31. März – 08. April 2018: Xtreme Verbier Switzerland
  • www.freerideworldtour.com

OPEN FACES FREERIDE CONTEST.
  • 19. - 21. Januar 2018 Kappl-Paznaun
  • 09. - 11. Febraur 2018 Alpbach
  • 23. - 25. Febraur 2018 Silvretta-Montafon
  • 02. - 04. März 2018 Gastein
  • 21. - 23. März 2018 Kappl-Paznaun
  • 06. - 08. April 2018 Obergurgl-Hochgurgl
  • www.open-faces.com

MARTIN KOGLER, Freeride World Qualifier
  • Alter: 18 | Homespot: Fieberbrunn
  • Sponsoren: Fischer, Scott, Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn, Mons Royale



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