HANNES SLAVIK | Riderprofile
Mit jedem meiner Geburtstage im Februar wird quasi eine neue Rennsaison eröffnet. Da ich seit meinem siebten Lebensjahr auf dem Bike Rennen bestreite, würde ich das als den Jahreszyklus beschreiben, der sich bei mir gefestigt hat“, erklärt Hannes Slavik. Mehr als 20 Bike-Saisonen hat der 4Xer mittlerweile auf dem Buckel.
„Ich möchte dem Sport, der mich geprägt hat, etwas zurückgeben“
Geprägt hat ihn vor allem seine aktive Zeit beim BMX Club Vösendorf. „Dem BMX bin ich auch immer treu geblieben, obwohl ich mich seit 2012 voll auf MTB konzentriere. Viel meines Trainings findet nach wie vor auf dem BMX statt. Als sportlicher Leiter meines Vereins und Nationaltrainer für BMX beim Österreichischen Radsportverband freut es mich außerdem wirklich, dass ich dem Sport der mich geprägt hat, in dem ich alles gelernt habe um noch heute bestehen zu können, etwas zurückgeben kann.“
In diesen vielen Saisonen sammelt man eine ganze Menge Erfahrungen: „Als Kind lernt man zunächst mit den überwältigenden Emotionen umzugehen, die Siege aber auch Stürze und Enttäuschungen mit sich bringen. Als Jugendlicher will man sich beweisen, legt sich mit Älteren an, muss Doubles vor allen anderen springen und kassiert für diesen Übermut nicht selten einen harten Aufprall in Staub und Dreck. In dieser Zeit habe ich, neben zahlreichen Laufrädern, auch etwa meine Sprung- und Handgelenke zerstört – regelmäßige vermeidbare Besuche der Notaufnahmen folgten. Irgendwie habe ich all das rückblickend betrachtet dennoch ganz gut weggesteckt – in dem Alter stürzt man einfach noch graziler“, meint er schmunzelnd.
Mittlerweile agiert er ruhiger, konzentrierter und fokussierter: „Man gewinnt erste große Rennen, behauptet sich in stressigen Situationen und findet mit zunehmendem Alter das Selbstvertrauen um entspannt zu bleiben, wenn es darauf ankommt“, erklärt er. „Ich habe lange gebraucht um zu begreifen, dass ich mich als Führender nicht stressen muss. Die anderen müssen dir erst mal nachkommen, bevor sie überhaupt daran denken können, dich zu überholen. Klingt einerseits sehr banal, allerdings ist es stets eine Grat - wanderung zwischen kontrolliertem Fahren am Limit und einem Hinausgehen über dieses Limit, weil einen der Gegner dazu verleitet.“ Zu Beginn seiner Karriere kam es nicht nur einmal vor, dass Hannes an erster oder zweiter Stelle liegend unnötig wegrutschte und selbst am früh - zeitigen Ausscheiden aus einem Event verantwortlich war. Einige Situationen lassen sich aber auch mit Erfahrung nicht verhindern…
UCI WM Finale, Whistler 2015: Hannes liegt trotz Jetlag voran – bis er nur zwei Kurven vor dem Ziel zu Sturz gebracht wird. „Von Platz 1 auf dem Weg zum Weltmeister auf Platz 4 ohne Medaille – meine innere Wut und Ent - täuschung waren riesengroß, ich konnte das erstmal überhaupt nicht begreifen.“ 2016 stehen alle Vorzeichen auf Wiedergutmachung: Wieder führt Hannes den Finallauf bis kurz vors Ziel an. „Dann fährt einer hinter mir durchs Absperrband, kürzt so ab und kracht mir ins Hinterrad. Sämtliche Emotionen des Vorjahres brechen im Bruchteil einer Sekunde über mich herein – keinesfalls wollte ich wieder nur Vierter werden!“ Drei weitere Fahrer stürzen ebenfalls und er gewinnt letztlich Silber. „Ich stand auf, bevor ich überhaupt ganz am Boden aufprallte, so sehr wollte ich eine Medaille.“
Der WM-Titel steht weiterhin auf Hannes‘ To-Do-Liste. Trotzdem versucht er, die Rennsaison zu genießen, genauso wie die Zeit für seine Foto- und Videoprojekte. „Ich hab hier noch einiges an Vorstellungen und Ideen, die ich gerne umsetzen würde.“ Die Rechnung mit dem Weltmeistertitel? „Man wird sehen, ob ich die begleichen kann.“