Bergstolz Issue No. 103

20 SKITOUREN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2022 Die Felle sind schon aufgezogen, Skischuhe anziehen, Rucksack anlegen und der obligatorische LVS Check, dann kann es losgehen. Das Knirschen des Schnees und die Art der Fortbewegung lässt einem das Herz aufgehen. Eine gleitende Bewegung - es ist einfach die schönste Art zu gehen! Früher, so sagen zumindest die Alten, begann die Skitouren-Saison im Februar, März und fand ihren Höhepunkt im April und Mai. Mittlerweile beginnt die Touren-Saison Ende Oktober auf den Gletschern und oft schon Anfang November, wenn denn der erste Schnee bis ins Tal fällt, auf den Pisten der noch nicht in Betrieb genommenen Skigebiete. Mitte November beginnen dann die Kunstschneesturm-Wochen mit Bruchharschdeckel an den äußeren Rändern des maschinell produzierten Weiß und der Schneekanonen-Slalom. Das, wofür meiner Meinung nach Skitouren gehen steht, hat heutzutage nichts mehr damit zu tun. Das soll kein Urteil sein, ist halt so. Für mich ist es eine Lebenseinstellung, für andere ein Fitness Tool im Winter, um in der Zeit bis zum nächsten Trailrun oder der ersten Rennradrunde die Kondition zu halten, oder nur eine gesellschaftliche Aktivität, um nach der Arbeit in einer Chatlane zur Skihütte für Nachtschwärmer zu pilgern. Letztlich suchen alles dasselbe, um Körper und Geist in der Balance zu halten. Dass die Zahl derer, die Touren gehen immer mehr werden, ist nichts Neues. Wie frei ist man als „Freerider“ unter dem Diktat der Seilbahnen. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis man an der Hatz ermüdet, als erster den unverspurten Hang zu befahren, das Gedränge in der Bahn und der damit einhergehende Stress. Tiefenmeter zu konsumieren, den richtigen Spot für den Socialmedia Post zu finden und im Gedanken damit beschäftigt, wie am Ende des Tages die Instagram Story sein wird. „Also noch schnell am Selfie-Stick die Actionsport Kamera montieren.“ Zum weißen Rausch kommt jetzt noch die virale Sucht. Und so ist es doch nur umso mehr verständlich, dass über kurz oder lang die Erkenntnis keimen muss, wie wenig Freiheit das Freeriden in der Art und Weise wie man es betreibt, ist.

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