Bergstolz Issue No. 103

52 SERVICE Im Lauf der Evolution verlor der Mensch sein Fell. Eigentlich blöd, hatte es ihn doch vor äußerenWitterungseinflüssen ganz wunderbar geschützt. Der erfinderische Mensch hatte schnurstracks eine Lösung parat: Kleidung. Die muss seitdem allerhand aushalten. Handelt es sich dann zusätzlich um Funktionskleidung, sind dieAnsprüche hoch: Sie muss uns bei Regen und Schnee trocken, sowie bei Kälte warmhalten, sie soll Feuchtigkeit von der Haut abtransportieren, wenn wir schwitzen und wenn möglich auch noch stylisch aussehen. Seit einigen Jahren kommt noch der Faktor Nachhaltigkeit obendrauf. Ganz schön viele Aufgaben! Wie bei den meisten Dingen gilt auch hier: Richtige Pflege verlängert die Lebensdauer. Und das wäre schon der erste Schritt zu nachhaltigem Kleiderkonsum: So lange tragen wie möglich.Wer seine Klamotten dann noch richtig pflegt, ist auf dem richtigen Weg. Denn bis zu 85% des Gesamtenergieverbrauchs einer Textilie in ihrem Lebenszyklus entfallen auf waschen, trocknen und bügeln. Daher gilt auch: Den Trockner so wenig wie möglich benutzen. Damit man lange Freude an seiner Funktionsbekleidung hat, hält man sich grundsätzlich an dieWaschanleitung auf dem Pflegeetikett. Mit niedrigerer Temperatur zu waschen als angegeben ist meistens kein Problem, sondern spart im Gegenteil Geld und Energie, die Wahl einer höheren Temperatur hingegen erfolgt auf eigenes Risiko – das Material reagiert eventuell verschnupft. Ein letzter Umwelttipp, bevor es ans Eingemachte geht: Mikroplastik imAbwasser vermeiden. Das geht ganz einfach, indem man Kunstfasertextilien so selten wie möglich wäscht und zusätzlich spezielle Waschbeutel verwendet. FUNKTIONSWÄSCHE Baselayer aus Synthetikfaser können zusammen mit der normalenWäsche bei 30 oder 40° gewaschen werden. Ist (Merino-)Wolle mit im Spiel, dann sollte Funktionswäsche mit enzymfreiem (Woll-)Waschmittel in die Trommel kommen. Enzymfreies Waschmittel ist wichtig, weil die Protease-Enzyme die Merinofasern beschädigen können. Alle Teile werden auf links gedreht, Zipper, Knöpfe und Kletts geschlossen, damit sich beim Waschgang nichts verhakt oder verklebt. Das Waschprogramm mit der entsprechenden Temperatur lautWäscheetikett wählen, eine möglichst geringe Schleuderzahl einstellen und die Baselayer am besten auf der Leine oder demWäscheständer trocknen. FLEECE Fleeceteile können entweder zu 100% aus Synthetikgarn oder auch aus einemWolle/Polyester-Mix bzw. ganz aus Wolle bestehen. Fleece ist pflegeleicht, formbeständig und elastisch, neigt aber zum Pilling – das sind die kleinen Fussel und Knötchen. Die kann man (vorsichtig!) mit einem Fussel-, einem Einwegrasierer oder einer scharfen Schere entfernen. Wenn alle Taschen leer, sämtliche Reiß- und Klettverschlüsse geschlossen und alle Gummizüge offen sind, gibt man das Fleece mit ähnlichen Farben und einem mildenWaschmittel ohne Bleiche bei 30 oder 40° in die Maschine. Fleece aus Wolle oder einemWollmix muss nur sehr selten gewaschen werden. Wenn doch, dann einen pflegeleichten Schon-, Woll- oder Handwaschgang wählen, sowie ein Woll- oder Feinwaschmittel ohne Enzyme. Zum Trocknen hängt man Fleecebekleidung auf die Leine – nicht auf die Heizung!Woll-Fleece sollte man unbedingt liegend trocknen, damit sich das Kleidungsstück nicht verzieht. SOFTSHELL Zuerst behandelt man grobe Verschmutzungen mit warmem Wasser, sanftemWaschmittel und einem Schwamm und lässt das einwirken. In der Zwischenzeit schließt man alle Reißverschlüsse und Kletts, löst die Gummizüge und dreht das Kleidungsstück auf links. Mit einem speziellen Funktions- oder Softshell-Waschmittel in die Maschine geben und bei 30 bis maximal 40° und maximal 800 Umdrehungen waschen. Trocknen lässt man das Softshell am besten an der Luft, manchmal darf es auch bei niedriger Temperatur und Schongang in den Trockner. ISOLATIONSBEKLEIDUNG Normalerweise reicht es aus, Isolationsbekleidung einmal pro Jahr am Ende der Saison zu waschen. Besonders wichtig ist das bei Daunenbekleidung, hier lieber mal punktuell Verschmutzungen mit einem kleinen Schwamm und etwas Funktionswaschmittel behandeln und die Stelle anschließend ausspülen und evtl. nachimprägnieren. Gewaschen werden Isolationsklamotten bei 30°, Daune gerne auch noch kälter. Besonders wichtig ist hier, das richtige Waschmittel zu wählen: Für synthetische Isolierung empfiehlt sich spezielles Funktions-Waschmittel, für Daune Woll-, Fein- oder Daunenwaschmittel. Herkömmliches Waschpulver ist keinesfalls geeignet, ebenso sind Bleiche und Feinspüler Tabu! Nach dem Waschen einen zusätzlichen Spülgang einlegen, damit alle Waschmittelrückstände restlos entfernt werden. Synthetische Isolationsbekleidung nach demWaschen sanft aufschütteln und zumAbtropfen aufhängen. Danach an der frischen Luft trocknen und immer mal wieder aufschütteln. Daune je nach Herstellerangabe entweder im Trockner mit ein paar Tennisbällen oder einem Paar Fliflops trocknen oder liegend an der frischen Luft. HARDSHELLS Ein Hardshell gehört erst in die Waschmaschine, wenn es stark verschmutzt ist. Dann unbedingt zu einem speziellen Waschmittel greifen! Außerdem am besten Wasch- und Imprägniermittel desselben Herstellers wählen, denn so sind die Produkte optimal aufeinander abgestimmt. GORE-TEX & Co. – Poröse Membranen Kleidungsstück nicht auf links drehen! Maximal zwei Teile wäscht man im Schonwaschgang mit maximal 40° und höchstens 600 Umdrehungen, danach gibt’s noch einen extra Spülgang, um alleWaschmittelreste zu entfernen. Getrocknet wird das Kleidungsstück an der Luft, am besten auf einem Kleiderbügel, bevor es an die Reaktivierung der DWRSchicht geht. Das macht man mit Wärme. Am besten gelingt das im Trockner bei niedriger Drehzahl und maximal 60°. Auch mit dem Bügeleisen auf Stufe 1 ohne Dampf und einem Geschirrtusch als Zwischenlage lässt sich die wasserabweisende Schicht reaktivieren. Und zur Not tuts sogar ein Fön. Genügt dieWärmebehandlung nicht, braucht es eine Einwasch- oder Spray-Imprägnierung. Ein Spray hat den Vorteil, dass man es gezielt an den nötigen Stellen einsetzen kann, das Einwaschmittel kann man dafür direkt in der Maschine verwenden. DERMIZAX & SYMPATEX – Porenlose Membranen Dermizax und Sympatex sind pflegeleicht, denn die Struktur dieser Materialien kann nicht verstopfen. ZumWaschen wird das Kleidungsstück auf links gedreht und dann im Schonwaschgang gewaschen – je nach Herstellerempfehlung bei bis zu 60°! Verwenden sollte man unbedingt Fein- oder Funktionswaschmittel, ebenso empfiehlt sich ein zusätzlicher Spülgang anschließend. Dermizax darf außerdem nicht geschleudert werden. Zum Trocknen hängt man das Kleidungsstück tropfnass auf. Die Imprägnierung wird durch Wärme reaktiviert wie bei Gore-Tex, am besten imTrockner. Sollte das nicht ausreichen, greift man zum Imprägnierspray, aber keinesfalls zur Einwasch-Imprägnierung, denn die würde die Funktionalität der Membran beeinträchtigen. SERVICE // Textilpflege Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2022

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