Bergstolz Issue No. 117

20 CROSS TYROL Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07 |2023 unberührten Landschaft. Diese Erkenntnis wurde auch zur prägenden Erfahrung für die Mountain Triber, als sie bei strahlendem Kaiserwetter über den Gepatschferner marschierten, um die atemberaubenden Couloirs der Erichspitze zu befahren und in der Rauhekopfhütte zu übernachten. Für Martin war diese Zeit am Gepatsch das beeindruckendste Zeugnis von unberührter Natur in Tirol. Nach vier Tagen in der Höhe war es an der Zeit, sich wieder dem Tal zu nähern. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Kaunertal ging es über das Riffljoch in Richtung Pfunds, wo eine lange Talausfahrt auf die Freerider wartete. Sie hofften, dass die Route größtenteils befahrbar war, doch schnell wurde klar, dass abermals aufgrund des Schneemangels einiges zu Fuß bewältigt werden musste – Ski wieder am Rucksack. Die Route zu Fuß in die Schweiz, ausgehend von Pfunds, mag auf den ersten Blick unspektakulär erscheinen, aber…. nein sie ist es auch. Es waren 18 Kilometer - erneut mit Skiern am Rucksack - entlang der Bundesstraße bis nach Samnaun. Hier tauchte erneut die Frage auf, die oft in der Produktion von Freeride-Filmen auftaucht: Warum? Lukas drückte es treffend aus: "Je weniger man nachdenkt, desto schneller vergeht die Zeit." So waren Samnaun und das weiterführende Ischgl im Paznaun bereits in greifbarer Nähe. Der Kontrast zwischen der unberührten Natur, die die Freerider in den letzten Tagen erlebt hatten, und den überfüllten, verbauten Bergen mit Après-Ski-Flair, wohin man auch blickte, schockierte jeden. Es war offensichtlich, wie sehr sich die Freerider zurück in die Berghütten und auf die einsamen Gletscher sehnten. Der Morgen brachte ersehnte Nachrichten: Schnee im Wetterbericht. Schnell wurde ein Plan geschmiedet, um das bisher seltene Skifahren in diesem epischen Abenteuerfilm auch zu realisieren. Die Rucksäcke wurden erneut gepackt, das klare Ziel: Kappl im Paznaun. Hier verweilte die Mountain Tribe Crew einen Tag, in freudiger Erwartung der besten Bedingungen der gesamten Tour. Wie so oft zahlte sich die Geduld aus, und die Crew stand endlich wieder in ihrem Element: Steile Abfahrten im Pulverschnee am Gipfel, der berühmten "Wall of Kappl" in Tirol. Für Vali war dieser Moment der Verwirklichung eines langen Traums. Der frisch gefallene Schnee und die streifende Sonne am Hang ermöglichten optimale Bedingungen für eine spektakuläre Abfahrt. Der Jubel war groß, doch die Anspannung stieg, als Lukas im Funkgerät eingezählt wurde. Ein kleines Schneebrett löste sich im ersten Schwung, in äußerst anspruchsvollem Gelände. Doch Lukas konnte sich problemlos befreien und stand bald nur noch vor Fels. Also schnallte er ab und kletterte einen Teil hinab – eine herbe Enttäuschung. Im zweiten Teil der Abfahrt testete Lukas vorsichtig

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