Bergstolz Issue No. 117

48 ISLAND Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07 |2023 23.04. 2023 // 07:30 Flughafen Keflavik/ Island Das Flugzeug von IcelandAir steht auf der Startbahn und ist bereit für unseren Heimflug. Destination: Back to the Alps Ich schaue in die Gesichter der Crew, die neben mir sitzt und jeder hat einen ähnlichen Gesichtsausdruck. Zwei wesentliche Dinge sind zu erkennen: Müdigkeit, da uns der letzte Abend im Nachtleben von Reykjavik einiges abverlangte, der Dancefloor und das eine oder andere Viking (Anmerkung der Redaktion: isländisches Bier) haben Spuren hinterlassen. Doch das viel Wichtigere, das ich erkennen kann, was sich wahrscheinlich auch in meinem Gesicht abzeichnet, ist ein Gefühl der Dankbarkeit und unglaubliche Freude über das Erlebte in den letzten sieben Tagen im Norden von Island. Was macht das Gefühl besonders? Wenn du mit einer Crew aus absolut Skiverrückten auf Entdeckungsreise in den isländischen Fjorden rund um Akureyri unterwegs bist, sind es nicht nur die unfassbaren Abfahrten über dem endlosen arktischen Meer, die den Trip besonders machen, sondern am Ende des Tages geht es um viel mehr. Cody Townsend hat es nach seiner „The Fifty“-Expedition zum Polar Star Couloir auf Buffin Island gut auf den Punkt gebracht: „The most magical ingredient to a memorable expedition isn't the snow quality, the mountains, the objective, the Type II fun, the wildlife, the views - it's the people.” Von guten Gefühlen wird man schnell süchtig, unser Gehirn schüttet Dopamin aus, was uns dazu bringt, unsere Aktivitäten so zu steuern, dass die Dopaminproduktion wieder angeregt wird. Ähnlich war es bei uns. Nach unseren Abenteuern in Hakuba/Japan 2018 und Senja/Norwegen 2022 wurde das Casting gestartet und die sieben Auserwählten waren schnell gefunden. Anforderungen: Only Good Vibes, Beine für 1000hm+ pro Tag und die Skills für die eine oder andere steilere Line. Welche Skills man in Island aber wirklich mitbringen muss, stellte sich erst im Laufe der Woche heraus. Warum Island? Senja im Jahr davor hat uns einen Vorgeschmack gegeben, wie es im hohen Norden sein kann. Dieses Jahr wollten wir uns einer noch ausgesetzteren Destination ausliefern. Skitouring auf der größten Vulkaninsel der Erde war die Mission. Im Land von Feuer und Eis, im Land der Extreme. Was folgte war ein wahrer Leckerbissen des Skitourings, sieben Tage Good times & Bad jokes. Die Autofahrt von Reykjavik nach Akureyri offenbarte uns die schier unendlichen Weiten, die Island zu bieten hat. Stundenlanges Fahren, ohne einen Menschen zu sehen und unfassbar schnell wechselnde Natur. Und Pferde … viele Pferde. Schnee? Schnee war sehr lange Mangelware und auch als wir in Akureyri ankamen, versanken wir nicht gerade im Powder. Der Winter im hohen Norden war nicht der strengste aller Zeiten, dank „Global Warming“. Was uns zuerst ein bisschen bedenklich stimmte, löste sich aber spätestens bei der ersten Skitour auf. Die ersten 100 Höhenmeter mussten wir uns oft durch saftige, isländische Wiesen kämpfen, aber nach kurzer Zeit konnten wir uns den Weg zu den endlosen Firnflanken durchschlagen. Die österreichische Männer-WG mit dem Quoten-Deutschen zeichnete sich durch folgendes aus: die Kreation kulinarischer Highlights in der Lodge, dank Lukas der wohl beste Foto- und Video-Content (schlägt jede Tourismus- Werbung) und wie anfänglich gefordert, ohne Ende „Good times“ & „Bad jokes“. Und, was kann man über das Skitouring sagen? Je nach Wetter-Periode kann man entweder Firn oder Pulverschnee jagen. Das Wetter in Island ist aber relativ unberechenbar und die Vorhersagen oft nicht das Zuverlässigste. Von März bis Mai hat man aber die besten Chancen auf gute Bedingungen. Wer das nötige Kleingeld mitbringt, kann sich mit Viking Heliskiing den einen oder andern Höhenmeter sparen. Wer das Tourenabenteuer lieber langsamer angeht, nimmt seine Felle und erkundet die 1000 - 1500 Meter hohen Gipfel mit reiner Muskelkraft. Highlight-Tag Snow: Tag vier, die Beine sind bereits von den ersten drei Tourentagen gut aufgewärmt, die Bereiche östlich und westlich des Akureyri Fjords wurden ausgiebig erforscht und die Schneebedingungen waren bis zu diesem Zeitpunkt von extrem geil bis ziemlich bescheiden, was aber bei Firnabenteuern oft normal ist. Die Sonne und die Temperatur sind deine besten Freunde, aber dann leider auch deine größten Feinde, je nach Höhe, Exposition und Uhrzeit.

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