16 NORWEGEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 06/2024 Die Idee: Mit meinem Bike etwa 1.000 km zu den bekanntesten Bergen in Norwegen reisen, um diese mit den Ski zu erklimmen. Beladen war das Rad mit meinen Skiern, Stöcken, Stiefeln, Zelt, Schlafsack, Schlafmatte, Essen, usw. Start und Ziel war Oslo. Die perfekte Zeit für mein Abenteuer schien Ende April zu sein: Meist trockene Straßen und genügend Schnee in den Bergen. Ich verbrachte viel Zeit damit, die Route zu planen und zu überlegen, was ich mitnehmen und was ich zu Hause lassen sollte. Das Rad würde schwer sein, egal wie viel Gewicht ich versuchte einzusparen, aber ich wollte nichts mehr als das Nötigste mitnehmen. Ende April 2023 fuhr ich aus Oslo in Richtung Berge los. Der erste Berg auf meiner Liste war der Gipfel Gaustatoppen. 200 km und eine zwei Tage lange Fahrt führten mich von Oslo bis zum Fuß des Berges. Das Fahrrad fühlte sich stabil und gut ausbalanciert an, und ich konnte ohne große Probleme ein anständiges Tempo halten. Um zum Schneeanfang zu gelangen, musste ich zehn Kilometer und tausend Höhenmeter auf einem Anstieg namens „Zombie Hill“ bewältigen. Um das Fahrrad so leicht wie möglich zu machen, ließ ich alles Unnötige am Fuß des Berges zurück. Der Aufstieg war brutal und dauerte drei Stunden bis zum Parkplatz, wo ich endlich eine kurze Pause einlegen konnte. Der Übergang vom Fahrrad zum Skifahren verlief reibungslos und nach ein paar Stunden erreichte ich den Gipfel. Oben auf dem Grat angekommen, lief ich mit den Skiern leicht zum Eingang eines der sieben westlich gelegenen Couloirs hinüber und war endlich bereit für die Abfahrt. Glücklich, es bis zum Fuß des Berges geschafft zu haben, gab mir das Vertrauen, dass ich dieses Projekt vielleicht doch durchziehen könnte. Am nächsten Tag ging es weiter nach Haukeli, vorbei an der Hardangervidda im Süden, einem der berühmtesten Nationalparks Norwegens. Die Strecke nach Haukeli betrug 80 km, und was normalerweise eine vierstündige Fahrradfahrt gewesen wäre, dauerte nun wegen des ganzen zusätzlichen Gewichts, acht Stunden. Ich ruhte mich aus, bevor ich am nächsten Tag einen Freund in der Gegend traf, mit dem ich mich zum Skitourengehen verabredete. Wir trafen uns am nächsten Morgen auf der Haukeli-Passstraße, zogen unsere Felle auf und stiegen ins Nupstal auf. Von dort aus stapften wir einen steilen Berghang hinauf, den er schon eine Weile im Auge hatte, und wurden mit einer grandiosen Abfahrt belohnt. Fredrik, der Freund, den ich getroffen hatte, begleitete mich nach Røldal, dem nächsten Skigebiet, aber da er mit dem Auto unterwegs war, verabschiedeten wir uns mit dem Satz: „Wir sehen uns auf der anderen Seite.“ Da ich es kaum erwarten konnte, meine Ski erneut anzuschnallen, sprang ich wieder auf mein Fahrrad und setzte die Fahrt über den Haukeli-Pass fort. Ich rollte entspannt nach Røldal, machte einen kurzen Halt an einer Tankstelle, bevor ich zum Parkplatz des Skigebiets weiter radelte, wo ich mit Fredrik verabredet war. Der Aufstieg war nicht einfach, doch auch diese Challenge bewältigte ich. Fredrik und einige einheimische Rider zeigten uns die Wettbewerbsstrecke der Røldal Freeride Challenge, die in der darauffolgenden Woche stattfand. Ein schönes, steiles Couloir mit viel Air-Time Möglichkeiten ragte vor uns auf, aber ich war einfach froh, ein paar schnelle Schwünge machen zu können und ohne Zwischenfälle nach unten zu shredden. Zurück am Parkplatz verabschiedete ich mich von Fredrik, der zurück nach Oslo fuhr. Ich hatte einen Berg namens Monsas gefunden, der zehn km südlich entlang des Røldalsees in Richtung eines kleinen Ortes namens Botnen lag. Am nächsten Tag würde ich 1500 Höhenmeter bis zum Gipfel erklimmen, was für mich wiederum einen frühen Start bedeutete. Am nächsten Tag war es nur ein paar hundert Meter zu Fuß, bevor ich die Skischuhe in die Bindungen einklickte, und begann, im Wald in Richtung Gipfel aufzusteigen. Die Sonne schien, es gab keinen Wind, aber es war etwas kühl. Der Schnee war ziemlich eisig, was bedeutete, dass nachts noch Temperaturen unter null Grad herrschten. Ich hoffte, dass die Sonne den Schnee etwas erwärmen würde, aber als ich aus dem Wald hinaus und in den alpinen Bereich ankam, merkte ich, dass dies nicht der Fall war. Ich hatte mein Auge auf ein Couloir geworfen, aber da es nach Norden ausgerichtet und noch ziemlich kalt war, wusste ich, dass es eine ziemlich eisige Abfahrt werden würde. Ich entschied mich, zum Gipfel herumzugehen, da ich keine Steigeisen oder Eispickel dabei hatte. Oben angekommen, beschloss ich, zum Couloir hinunterzufahren, um es mir mal anzusehen. Es war absolut niemand in der Nähe. Ich kam zum Eingang, schaute hinunter und entschied mich, es zu wagen. Es war so eisig wie erwartet und steiler noch dazu. Ich vertraute auf meinen guten Kantenhalt und behielt die Kontrolle. Ich kam sicher im Lager an und machte mich auf den Weg zurück nach Røldal. Nachdem ich ein eisiges Couloir ganz allein befahren hatte, weit entfernt von jeglicher Hilfe, falls etwas schiefgegangen wäre, wusste ich, dass ich mein Risikomanagement gründlich überdenken musste, wenn ich sicher von dieser Reise nach Hause kommen wollte.
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