42 TRANSALP Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07/2024 Alpenüberquerung: Über den Gurgler Kamm nach Pfelders Als etwas weniger komfortabel empfinden die drei den frühen, fast nächtlichen Aufbruch. Bergführerin Raphaela Haug hat bei Frühjahrsskitouren nur wenig Sinn fürs Ausschlafen - Sicherheit geht vor! Noch folgen Caja, Raphaela und Daniel den Lichtkegeln ihrer Stirnlampen. Zuerst westwärts, entlang der Gurgler Ache, um dann an der Schönwieshütte in Richtung Süden abzubiegen. Schweigsam gleiten die drei über den flachen Talboden des Rotmoostals. Die Felle unter den Skiern zischen mit jedem Schritt auf dem hart gefrorenen Frühjahrsschnee. Am Rotmoosferner weicht die Dunkelheit der Nacht dem Morgengrauen. Mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Gipfel der Ötztaler Alpen erreichen sie die Schlüsselstelle des Tages: ein steiler, nordseitiger Aufschwung vor dem Joch von Scheiberkogel (3135m) und Rotmooskogel (3338m). Zwischen dem Ende der Spitzkehren in dem schattigen Nordhang und der Morgensonne am Joch liegt ein kurzer Klettersteig. Ski an den Rucksack, ein paar kräftige Züge an dem kalten Stahlseil - endlich Sonne im Gesicht. Tief unten im Tal das Tagesziel Pfelders im Pfelderer Tal, einem Seitental des hinteren Passeier Tals. Dazwischen liegt eine anspruchsvolle Skiabfahrt. 1500 Höhenmeter durch die steile Südflanke des Gurgler Kamms. Im Pulverschnee vorbei an der Zwickauer Hütte. Weiter unten ist dann Eile geboten. Die warmen Temperaturen und die kräftige Frühjahrssonne weichen die Schneedecke der Südseiten extrem schnell auf. Nur dank des frühen Aufbruchs in Obergrugl war eine Skiabfahrt an diesem Tag überhaupt möglich. Timing und Einschätzung der Verhältnisse gehören eben zu den Kernkompetenzen von Bergführerin Raphaela. Felle und Skischuhe trocknen im Sonnenlicht. Kaffee und Apfelstrudel revitalisiert müde Skibergsteigerinnen und Fotografen. Schlutzkrapfen und Knödel stehen beim Abendessen im Steinerhof auf der Speisekarte - wer liebt sie nicht, die Südtiroler Küche. Die Geschichte des Steinerhofs geht zurück in die 30er Jahre. In eine Zeit von Schmugglern und des harten Bergbauern Lebens taucht man im kleinen Museum von Alberich Hofer ein. Als junger Mann wollte Alberich Geschichtslehrer werden. Für einen Bergbauern-Bub war das zu dieser Zeit nur schwer möglich. Mit dem Museum hat sich Alberich dann viel später im Leben einen kleinen Traum erfüllt. Dem Hausherren des Steinerhofs klebt man geradezu an den Lippen, wenn er im feinsten Pfelderer
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