42 KOPALA Bergstolz Ski & Bike Magazin • 06/2025 KOPALA Der neue Film von Krister Røhme Kopala Text: Sophie Oettl // Fotos: Vegard Aasen Weit oben im arktischen Norden, in den entlegenen Bergen von Kvænangen in Norwegen, bereitet sich Big-MountainSnowboarder Krister Kopala auf etwas ganz Besonderes vor: die erste Abfahrt einer steilen, bisher namenlosen Nordwand. Für Krister sind die Berge längst mehr als nur Spielplatz oder sportliche Herausforderung – sie sind Rückzugsort, Lebensraum und vielleicht auch ein Weg, mit seinem Kindheitstrauma umzugehen. Sein neuer Film „KOPALA“ erzählt die Geschichte dieser Gratwanderung zwischen Risiko, Selbstfindung und der Suche nach innerer Ruhe. Ist er auf der Jagd nach dem ultimativen Kick? Nach einem Gefühl von Lebendigkeit? Oder einfach nach Frieden mit sich selbst? Wir haben mit Krister gesprochen – über Traumabewältigung, seine Motivation und die Hintergründe zu diesem intensiven Filmprojekt. Interview mit Krister Røhme Kopala KOPALA wirkt wie eine sehr persönliche Reise. Ja, definitiv – es ist weit mehr als ein klassischer Snowboardfilm. Das Thema Trauma bei Männern ist nach wie vor ein sensibles Feld, und ich wollte meine eigene Geschichte erzählen. Ich wollte sie sichtbar machen – in der Hoffnung, dass sie vielleicht ein paar Türen öffnet, wenn es um mentale Gesundheit bei Männern geht. Im Film gibt’s eine starke emotionale Ebene – besonders das Zitat deiner Mutter: „Als die Schule dich nach Hause geschickt hat und du mich auf dem Sofa sitzen sahst, war das Erste, was du gefragt hast: Ist Papa tot? Du musst also irgendwie unterbewusst gespürt haben, dass etwas nicht stimmt.“ Wie war es, so etwas Persönliches öffentlich zu teilen? Es war sehr emotional, diesen Film zu machen – und all die alten Wunden wieder aufzumachen, vor allem die rund um meinen Vater. Aber ich finde, Ehrlichkeit ist wichtig. Diese Seite von mir zu zeigen, gehört einfach zur ganzen Geschichte. Das war und ist ein riesiger Teil meines Lebens, und ohne ihn wäre der Film nicht komplett gewesen. Wie hat dich die Arbeit an KOPALA verändert? Der Film war ein Teil meines Heilungsprozesses. Manche gehen zur Therapie (das habe ich auch getan), andere wollen über ihre Erlebnisse sprechen, um ihnen den Schrecken zu nehmen. Für mich war das Filmemachen ein großer Schritt hin zu besserer mentaler Gesundheit. Was hast du aus deinen Erfahrungen in High-Risk-Umgebungen über Angst und Kontrolle gelernt? Vor allem, dass ich mich auf die Dinge konzentrieren kann, die ich kontrollieren kann – Vorbereitung, Planung, Entscheidungen. Aber genauso wichtig ist es, zu akzeptieren, was man nicht kontrollieren kann – Wetter, Schneedecke, Lawinengefahr. Und es ist immer okay, umzudrehen. Wenn du ganz oben an einer Line stehst, die noch niemand gefahren ist – was geht dir da durch den Kopf? Adrenalin, Aufregung, Angst, Motivation – alles gleichzeitig. Und dann, kurz bevor du droppst, reduziert sich alles auf einen Punkt: totale Präsenz, völliger Fokus. Es geht nur noch um eines – sicher runterzukommen.
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