Bergstolz Issue No. 132

44 KOPALA Bergstolz Ski & Bike Magazin • 06/2025 Was bedeutet für dich ein erfolgreicher Tag in den Bergen? Wenn ich mit einem guten Gefühl im Bauch nach Hause komme – weil die Entscheidungen richtig waren und alle heil sind. Bonuspunkte, wenn wir dabei noch ein paar epische Shots eingefangen haben, haha. Du hast schon einige First Descents in den Lyngen Alps gemacht. Was reizt dich an diesen unberührten Lines? Ich bin jahrelang durch die Lyngen Alps gezogen und den Spuren anderer gefolgt. Aber neue Lines zu entdecken, sich vorzustellen, sie zu fahren, ohne irgendwelche Infos dazu zu haben – das ist der Kick. Der ganze Prozess: Zeit investieren, Energie reinstecken, und irgendwann steht man da und fährt sie wirklich. Diese Mischung aus Vorbereitung, Können und Intuition – das ist eines der besten Gefühle überhaupt. Und das Ganze dann noch mit der Community zu teilen, macht’s noch besonderer. Findest du in den Bergen auch Frieden, oder ist es immer ein Spiel mit Risiko und Unsicherheit? Nicht immer geht’s ums Limit oder ums Risiko. Oft gehe ich einfach raus, um die Berge zu genießen – und das bedeutet meistens: Snowboard anschnallen und einfach eine gute Zeit haben. Dein Sommerjob als Lineman klingt fast genauso fordernd (und gefährlich) wie deine Winter. Hilft dir körperliche Arbeit, nach intensiven Saisons mental runterzukommen? Dieses Jahr war tatsächlich das erste, in dem ich keinen Lineman-Job hatte. Körperliche Arbeit war aber immer Teil von mir – ich arbeite gern mit den Händen und setze meinen Körper ein. Aber ehrlich gesagt: die langen Arbeitstage haben mich manchmal auch gestresst. Sie haben mir Zeit genommen, mich auf Snowboarden zu konzentrieren. Du hast mal gesagt, du hast ein „inneres Feuer, das gezähmt werden muss“. Was bedeutet das heute für dich – brennt es noch? Oh ja, das Feuer brennt noch – und wahrscheinlich wird es das immer tun. Aber mittlerweile kann ich besser damit umgehen und weiß, wann und wie ich es einsetzen kann. Viele jagen den Adrenalinkick. Bei dir wirkt Snowboarden fast meditativ. Ist es für dich etwas Spirituelles? Nicht wirklich. Ich jage Adrenalin, seit ich denken kann – und das wird sich wohl nie ganz ändern. Ich versuche einfach, es auf eine nachhaltigere Art zu tun. Wie hat sich dein Verhältnis zu Risiko über die Jahre verändert? Je mehr du rumprobierst, desto mehr lernst du daraus, haha. Ich bin älter geworden – und hoffentlich auch etwas weiser. Aber der Drang, ans Limit zu gehen, ist noch da. Ich gehe heute einfach überlegter mit Risiko um. Was kommt als Nächstes? Ich will einfach weiter wachsen – als Mensch, als Rider, als Alpinist. Ich will neugierig bleiben, weiter lernen und Spaß dabei haben. Und langfristig möchte ich gerne ins IFMGA-Programm einsteigen. Was war der härteste Moment während der Dreharbeiten zu KOPALA? Ganz klar die Interviews – sich vor der Kamera zu öffnen, mit Hugh und Vetle im Raum, war echt intensiv. Ich wünschte, die Leute könnten fühlen, was wir damals erlebt haben – das war etwas ganz Besonderes. Und als wir später zurückgingen, um die Line zu fahren, musste ich am Gipfel umdrehen – wegen gefährlicher Schneeverhältnisse. Das war hart, aber es war die richtige Entscheidung. Wie habt ihr als Crew die Isolation und die arktischen Bedingungen während der Produktion gemeistert? Das Haus, in dem wir gewohnt haben, wurde zu einer Art Safe Space. Abends saßen wir zusammen, haben über das Leben geredet, über alte Geschichten, Beziehungen, Traumata – über alles. Diese Zeit mit der Crew vermisse ich manchmal wirklich. Was hoffst du, dass die Zuschauer nach KOPALA fühlen? Ich hoffe, dass sich manche verstanden oder gesehen fühlen – dass sie merken: Sie sind nicht allein. Ich wünsche mir, dass der Film Gespräche über mentale Gesundheit bei Männern anstößt – vielleicht wird er ja sogar in solchen Programmen eingesetzt. Wenn du deinem jüngeren Ich eine Nachricht schicken könntest – was würdest du ihm sagen? Es ist völlig okay, Freunde zu haben, die Ski fahren :P Egal was passiert – meistens passiert’s aus einem Grund. Du musst dem Prozess vertrauen und dein Leben selbst in die Hand nehmen. Das Leben ist nicht immer fair, aber du kannst es verändern.

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