Bergstolz Issue No. 133

THEMA Höher und höher: Immer wieder arbeitet Andreas im Training an seiner Sprungkraft – etwa wie hier mit Jumps über die Hürden. aber eben auch am Boden, beim Training, bei der Vorbereitung. Gerade weil das Skispringen so ein komplexes System ist, ist es auch so störanfällig. Wie in der Formel 1 gibt es auch beim Skispringen vor jeder Saison neue Regularien, in eurem Fall zum Beispiel für Material und Bekleidung. Wie gehst du mit dieser Unsicherheit um? Eine kleine Änderung kann alles aus dem Gleichgewicht bringen. Und dann musst du deinen Sprung ganz neu zusammensetzen. Für die neue Saison gibt es zum Beispiel ein paar Regeländerungen für den Anzug, die für sich allein nicht so groß sind, in der Summe aber einen großen Unterschied machen. Was heißt das konkret? Zum Beispiel wurden die Arm- und Beinlängen des Anzugs vom internationalen Skiverband FIS neu definiert. Dadurch wird der Anzug, der ja unser Flügel ist, etwas enger. Wir werden also weniger Auftrieb haben. Um trotzdem noch die gleichen Weiten zu erreichen, müssen wir vermutlich weiter oben am Sprungturm starten, um im Anlauf eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen. Und es könnte sein, dass der Absprung gegenüber dem Flug ein wenig an Bedeutung gewinnt. Man spricht von „Springern“ und von „Fliegern“. Die einen holen ihre Weite eher aus einem explosiven Absprung – die anderen aus der Kunst, in der Luft zu gleiten. Was bist du? Eher ein Springer. Dann käme dir die neue Regelung entgegen. Mal schauen. Es verändern sich auch noch weitere Faktoren, zum Beispiel der Schnitt des Anzugs am Unterschenkel, wir dürfen hier weniger Material verbauen. Klingt nach einem Detail, schwächt aber die Verbindung zwischen Anzug, Schuh und Ski – dadurch fühlt sich der Ski ein bisschen labbriger an. Geht es bei den neuen Regularien auch darum, Betrug zu verhindern? Die norwegische Mannschaft hatte sich bei der WM 2025 durch unerlaubte Veränderungen im Beinbereich ihrer Anzüge einen Vorteil verschafft. unzähligen vertrackten Details, an denen wir Skispringer ständig arbeiten müssen. Ist diese ständige Optimierungsarbeit nicht auch ein wenig zermürbend? Überhaupt nicht: Jeder Athlet will vorankommen. Und es ist auch ungeheuer befriedigend, besser zu werden. Nur wenn ich leidenschaftlich und akribisch nach der Perfektion suche, kann ich mich weiterentwickeln. Gleichzeitig dürfen wir Skispringer auch nicht verkrampfen und uns zu sehr in den Details verlieren. Wir brauchen die richtige Balance in der Luft, 39 THE RED BULLETIN

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