Seite 32 - Bergstolz Issue No. 39

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Seite 32 | BERGSTOLZ Ski Magazin Januar 2013
FREERIDEMAP
Traumhafte Rides
in Kooperation mit
www.freeride-map.com
Kaunertal
Nörderrschartl
Welch ein Kontrast! Unten im Tal genießen die Sonnenanbeter noch die letzten Sommertage in der
Badeanstalt, während auf dem Kaunertaler Gletscher bereits Ski gefahren wird. Mit dem ersten kräfti-
gen Schneefall Ende September kann das auf durchschnittlich 2900 Metern gelegene Skigebiet bereits
die Saison eröffnen. Auf dem Gletscher trainieren die Skimannschaften zwischen den Slalomstangen,
sie schleifen an Kondition und Technik. Noch sind die Gletscherspalten nicht eingeschneit, die Felsen
und Steine ragen teilweise aus demWeiß heraus – bis auch die Freerider die Saison lancieren können,
dauert es noch eine Weile. Liegt erst einmal genug Schnee, so erwarten die Freerider einige Abfahrten
in perfekter Hangneigung und vorteilhaften Expositionen. Zum Nörderschartl beispielsweise gelangt
man nach nur 15 Metern Aufstieg. Trotz der vergleichsweise einfachen Erreichbarkeit braucht man für
die Abfahrt zum Gepatschhaus die Ellbogen nicht einzusetzen. Über 500 Meter breit ist der Richtung
Nordost liegende Hang. Er bietet also genügend Platz, damit jeder seine -eigene Linie fahren kann. Zu
beeilen braucht man sich nicht, einzig gutes Timing ist gefragt, will man beim Gepatschhaus nicht
unfreiwillig »stranden«. Bei der Passstraße kann man sein Glück natürlich auch per Anhalter versuchen,
sicherer ist es jedoch, man plant die Zeit so gut ein, dass man den Skibus erreicht. Nach kurzer Zeit
steht man bereits wieder auf dem Nörderschartl. »Pulver gut« heißt es auch noch nachmittags, denn
die Sonnenkraft reicht in dieser Exposition nicht aus, um den Schnee im Hochwinter allzu schnell umzu-
wandeln.
Wiesjagglskogl
Freerider sind im Kaunertal gern gesehene Gäste, nicht nur als Umsatzgeneratoren. Dass die
Zielgruppe ernst genommen wird, zeigt nicht nur die Tatsache, dass einzelne Freeride-Runs speziell
markiert sind, sondern auch, dass mit dem Projekt »Check your line« Freeride-Fachwissen vermittelt
wird, ohne dabei Schulmeisterei zu betreiben. Selbstdeklariertes Ziel des Projekts ist es, eigenverant-
wortliches und selbstbewusstes Handeln zu fördern sowie das Bewusstsein für die Berge mit ihren
vielfältigen Gefahren zu schärfen. Erreicht wird es, indem vier Tafeln den Weg eines Freeriders vom
Lifteinstieg bis hin zum Ende der 682 Höhenmeter langen Abfahrt begleiten. Mit gezielten Fragen wer-
den Skifahrer und Snowboarder zum Nachdenken angeregt. Die Infotafeln sollen den
Entscheidungsprozess in verschiedenen Touren-Phasen aktiv begleiten und zu einem kritischen
Hinterfragen der jeweiligen Situation anregen. Die markierte Freeride-Strecke führt von einer Scharte
direkt unterhalb desWiesjagglskogl zumWeißsee hinab. Noch mehr als nur theoretischesWissen kann
man hier in Sachen Fahrpraxis dazulernen. Das Gelände ist relativ vielseitig und lässt für die
Linienwahl zahlreiche Möglichkeiten offen. Bis man auf einer Höhe von 2620 Metern die Passstraße
kreuzt, kann man von relativ einfach zu fahrenden Geländerücken bis zu steil abfallenden und mit
Felsen durchsetzten Hängen alles vorfinden. Auch für die letzten Höhenmeter hinab zum tief einge-
schneiten Weißsee gibt es Varianten von kinderleicht bis anspruchsvoll. Die einfache Linie verläuft
parallel zur Passstraße. Wer den Nervenkitzel sucht, hält sich rechts und fährt eine der Steilrinnen, die
direkt zum See abfallen. Vom nahen Sessellift aus kann man die beste Linie schon bei der Bergfahrt
perfekt einsehen.
Foto: Silvretta Montafon Bergbahnen AG