Bergstolz Issue No. 80

ALASKA 25 Aspen/ CO, die in den RV s auf dem Parkplatz wohn- ten und sechs Manager von Blizzard/ Tecnica. Die Stimmung hätte nicht besser sein können. Jeder, wirklich jeder, ist mit dem gleichen dämlichen Grin- sen im Gesicht herumgelaufen und genau das sollte auch die nächsten Tage so bleiben. Tag 2 - die Line meines Lebens? Ziemlich sicher. Dieses Mal flogen wir in eine andere Himmelsrich- tung. Die Faces, die wir nun zu Gesicht bekamen, waren eine komplett andere Liga als die von Tag 1. Wir Mädels schauten uns an, unsere Gedanken rann- ten so schnell wie die Rotoren des Heli’s. Jede ein- zelne Line, die wir abflogen, verschlug uns den Atem. Jede war eine Traumline. Die Bergkette die wir uns näher ansahen, war ca. 1km lang und barg eine Mil- lion Möglichkeiten. Wir entschieden uns den Hub- schrauber am Fuße des Faces zu parken, auszusteigen und die verschiedenen Optionen zu evaluieren und diskutieren. Der Rest der Crew schaute eher lookers- right, mein Blick wurde jedoch komplett lookers- left gefesselt. Die letzte Line der Ridge. Wir tauschten uns aus, sprachen über mögli- che Safespots. Caite und Robin entschieden sich für lookers-right. Für mich stand fest, dass ich die Line auf der anderen Seite fahren will, fahren „muss“. Das ist meine Line. Ich kann nicht sagen, was es genau war, das mich so dermaßen fasziniert hat. Sie war einfach nur wunderschön, anspruchsvoll und ex- poniert. Stürzen war keine Option. Für auch nur die kleinste Unsicherheit war kein Platz. Ich prägte mir alles genau ein, ich wusste jeden Schwung. Leider konnte ich von unserem Standpunkt aus das letzte Fünftel nicht einsehen und so bat mir Jag-Man, der Pilot, an, die gesamte Line abzufliegen, sodass ich mir alles genau anschauen und einprägen konnte. So langsam schlug mein Puls schneller, die Hände zit- terten ein wenig und ich konnte an nichts Anderes mehr denken. Der Pilot balancierte den Vogel ge- konnt mit einer Kufe an der Ridge und lies ihn schwe- ben. Ein kurzes Kopfnicken vom Guide, ich erwiderte. Die Tür ging auf. Mike T reichte mir die Hand und gab mir zu verstehen, dass ich unten bleiben und stabil stehen soll. Er gab mir meine Ski aus dem Korb, der außen am Heli befestigt war. Mike T stieg wieder ein. Die Tür ging zu und der Heli flog Caite, Robin und Mike T auf die andere Seite. Alles ging so schnell. Da stand ich nun.Weite. Keinerlei Lebenszeichen. Ich sah keinen vom Team, nicht einmal den Helikopter. Kein Muks. Totale Stille. Ich atmete tief durch, schnallte meine 188cm lange „Waffe“ an. Keine falsche Be- wegung. „Du darfst und wirst keine Fehler machen!“ Lächerliche Selbstgespräche folgten, in denen ich ver- suchte mir Mut zu machen und einzureden, dass ich das kann. Der Drop-In war sehr steil, steiler als alles, was ich je gefahren bin. Danach öffnete sich die Flanke, die etwas nach links hing. Nach etwa 400m wurde das Ganze dann schmal. Der Outrun war ca. 2m breit und sharky. Mit zitternder Stimme griff ich zum Funkgerät und teilte Frank mit, dass ich bereit war. Er wusste genau was los war und ich konnte meine Nervosität kaum verstecken. Nach fünf Worten von ihm, antwortete ich „Okay, dropping in 10…… ………..maybe.“ Mein Puls raste, die Knie schlotterten ein wenig. Ich riss mich zusammen, schaute zum Himmel, atmete tief ein und aus, schaute bergab und fuhr los. Über- legt und kontrolliert. 100% fokussiert und überzeugt. Im Outrun auf dem breiten Gletscher fiel dann alles von mir ab. Jegliche Anspannung wurde umgewan- delt in einen rauschenden Endorphinschwall. Ich

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