Bergstolz Issue No. 80
GEORGIEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2018 61 weil das einer dieser Momente war, die man in seinem Leben nicht mehr vergisst. Der nächste Tag ging ebenso beeindruckend weiter. Wir machten uns auf den Weg, um das Lomisi Kloster zu finden, was sich schon bei der Hinfahrt als nicht ganz einfach gestaltet. Es war relativ schlechtes Wetter und ohne Ludwig und sein GPS wären wir total verloren gewesen oder hätten längst aufgeben und abbrechen müssen. Aber Ludwig war sich seiner Sache sicher und führte uns bei null Sicht, Schneefall und Nebel hinauf. Völligst verfroren kamen wir oben an, an einem Grad, wo ein kleines Kloster stand. Als ob sie es gespürt hätte ging sofort die Tür auf und drei Mönche in schwarzen, langen Kutten gekleidet mit langen Bärten und Haaren winkten uns grinsend hinein. In ihrer Hütte hatte es gefühlt 40 Grad und der Chacha, ein traditioneller Schnaps, tat noch sein Übri- ges, sodass wir mehr als aufgewärmt waren. Es gab frisch gebackenes Brot, Gebäck und noch den ein oder anderen Chacha. Die Mönche unterhielten sich mit uns mit Händen und Füßen und die Zeit verging wie im Flug. Bevor wir aber ihr Reich verließen, mussten wir noch ins Kloster, um dort einem Brauch nachzukommen. Jeder von uns bekam nacheinander eine 30kg schwere Eisen- kette umgehängt und musste um eine Art Altar laufen und an seine Sünden den- ken. Hatte man alle Sünden in Erinnerung gerufen, durfte man die schwere Last der Eisenkette abnehmen und fühlte die „Erleichterung“ der traditionellen Beichte. Sündenfrei und mit leichtem Gemüt konnten wir uns nun somit auf den Heimweg machen. Passend und fast schon erleuchtend kam in diesem Moment auch noch die Sonne raus und man hatte Ausblick bis nach Russland. Mit diesem Gefühl der Freiheit machten wir uns auf und genossen eine lange Abfahrt im goldenen Licht der Abendsonne und einem weiteren unvergesslichen Erlebnis im Rucksack. Auf dem Heimweg machten wir noch einen Halt am georgisch-russischen Freundschaftsmonument, welches am Rande der Heerstraße errichtet wurde. Ein rundes Monument, welches bunt bemalt mit Bildern aus beiden Kulturen ist. Man darf nicht vergessen, vor 10 Jahren herrschte in Georgien noch ein schlim- mer Krieg, der heutzutage fast vergessen ist. Das Freundschaftsmonument steht an einer Schlucht und strahlt in der Abendsonne viel Kraft und Zuversicht aus. Hoffen wir, dass dies so bleibt.
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