Bergstolz Issue No. 82

Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem kleinen Waldstück am Rande von Lichtenfels in Oberfranken. Ein junges blondes Mädchen bekam einen großes Downhill-Bike mit den Worten „Probier das mal aus. Du bist so verrückt, dir gefällt das!“ in die Hand gedrückt. Sie nahm das Rad, fuhr und schon war es um sie geschehen! In kurzen Worten, so kam Julia Hofmann zumBiken. Vorher hatte sie die Felder, Wälder und Singletrails mit Vierhufern erforscht. Doch ab diesem Zeitpunkt musste ein solches Rad her, doch nur woher und welches? „Ich hab regelrechte Umfragen durchge- führt“, lacht sie heute. „Und es stellte sich heraus, dass ein In- tense M1 her musste.“ Also Ebay USA einmal bitte und zwar schnell. Nach vier Wochen war es dann da, Hope Bremsen, Mr. Dirt Upside-Down-Federgabel und alles komplett in Einzelteilen. „Ich weiß noch, wie ich die einzelnen Gabelholme in der Hand hielt und keine Ahnung hatte, wie ich dieses Ungetüm zusammen- bauen sollte. War ja schließlich kein Auto!“ Sie packte alles zusammen und ging mit schlechtemGewissen in den nahegelegenen Fahrradladen und bekam dort sofort Hilfe. „Jahre später arbeitete ich dann neben meinem Studium in die- sem Radladen!“ Ab dem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr. Ausgestattet mit Jeans, T-Shirt und man merke, Rennradhelm – „ZumGlück gibt’s da keine Bilder!“ - packte Julia ihren Downhiller in ihren Käfer und fuhr zu den nahegelegenen Bikeparks. Dort fegte sie den Jungs, die sie im Radladen kennengelernt hatte, hinterher. Sie bekam Tipps und Tricks, hatte zu viel Mut und zu wenig Fahrtech- nik, stürzte viel. „Ich weiss noch genau, als ich mal wieder hum- pelnd nach einem intensiven Bike Wochenende in die Schreinerwerkstatt kam, wie mir mein Meister die Löffel langzog, dass das so nicht weiterginge und ich vernünftig meine Lehre ma- chen solle, was solle denn sonst aus mir werden.“ Seine Worte nahm sie sich zu Herzen. Woraufhin sie ihren Downhiller verkaufte und auf weniger Feder- weg, aber dafür bessere Fahrtechnik umsattelte. „In der Zeit mei- nes Innenarchitekturstudiums war wenig Freiraum für das Radfahren, erst dem Ende zu und in der Zeit meines Praktikums in der Schweiz war ich jeden Tag auf dem Rad“, erzählt sie. „Ich druckte mir die Fahrtechnik Tipps von Manfred Stromberg aus dem Internet aus, lernte diese auf demWeg zur Arbeit im Zug und nachts im Dunkeln sprang ich von Bordsteinen und übte die rich- tige Kurventechnik.“ Zurück in Deutschland begann sie in demRadladen in Lichtenfels zu arbeiten, finanzierte so ihr Hobby und das Studium. „Eines Tages tauchte dann der Marketing Mann von Cube auf und fragte mich, ob ich nicht für die Katalogproduktion als Model mitkom- men möchte. Da ging es richtig los…“ Neben dem Fotofahren ar- beitete sie parallel dazu auf Events und gab Fahrtechnikkurse. Bis sie dann zwei Jahre später in das neu gegründete Rennteam aufgenommen wurde... „Ich startete voll durch, bei dem ersten Rennen der Deutschen Enduro Serie wurde ich sofort Zweite und hatte großen Spaß, dafür zu trainieren und mit den Mädels durch die Lande zu fah- ren“, freut sie sich auch heute noch. So begann sie die große weite Welt zu bereisen und folgte drei Jahre lang den Stationen der En- duro Welt Serie. „Ich lernte viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennen, die mich einluden, ich solle doch mal vorbei- kommen und ihre Trails erkunden. So wurden es Jahr für Jahr mehr Reisen und ich entdeckte die Liebe zum Schreiben, um über Menschen, Land und Trails zu berichten. Irgendwann kam dann die Zeit mich zu entscheiden, Rennfahren oder Länder erkunden.“ Wie die Entscheidung ausgefallen ist? „Heute bereise ich gemein- sammit meinemMann, meinem Rocky Mountain Bike und vielen unterschiedlichen alten Autos - meist meinem selbstausgebauten 1967 Land Rover - die weite Welt. Berichte über meine Reisen, Erfahrungen und Trails, gebe Fahrtechnikkurse in unterschiedli- chen Ländern, organisiere Events und gestalte Grafiken für ver- schieden Firmen.“ Und in diejenigen Länder, die sie besonders gefesselt haben, organisiert sie gemeinsammit ihrem Mann Da- niel Schaefer Reisen. Ganz schön weit gekommen, das junge blonde Mädchen aus Lichtenfels. 20 R I DERPROFI LE Alter: 34 Homespot: Lichtenfels in Oberfranken Beruf: Bikeprofi, aber gelernte Schreinerin und Innenarchitektin Sponsoren: Rocky Mountain, Race Face, ION, EVOC, Rock Shocks, SRAM, Ledlenser, Troy Lee Design, SQLab Schwalbe, Adidas Eyewear Media: www.sunnyrideoflife.de www.facebook.com/JuliaSunnyrideoflife www.instagram.com/julia_sunnyrideoflife JULIA HOFMANN „Ich hatte zu viel Mut und zu wenig Fahrtechnik!” Foto: Baschi Bender Foto: Paul Masukowitz Bergstolz Ski & Bike Magazin • 02 | 2019 Foto: Cam McCleod Foto: Mia Knoll

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=