Bergstolz Issue No. 105

18 PROVENCE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 03 | 2022 Veranstalter des Trans Provence Rennens und der Stone King Rallye, einem EnduroEtappenrennen über sechs Tage, die Gegend kennt wie seine Westentasche. So starteten wir Mittwoch zur ersten Runde auf den Mont Agaisen und am Nachmittag ging es in ein uriges Seitental bei Sospel. Geniale Trails hatte Ash ausgesucht und so konnten wir bestens das neue Heckler CC testen und uns ein Urteil über das neue EBike bilden. Ich fand, dass das alte Heckler schon eines der besten E-Bikes auf dem Markt war, aber das neue Heckler setzt noch einen drauf. Die Geometrie ist noch bergablastiger geworden und so macht es in diesem Gelände richtig Spaß. Am Spätnachmittag gab es dann noch eine Präsentation des neuen Bikes mit allen Einzelheiten und was sich alles geändert hat zum Vorgängermodell. Das Abendessen nahmen wir vor Ort ein. Die Inhaberin des Pferdehofs war eine ausgezeichnete Köchin und servierte uns ein üppiges Mahl. Nach dem Essen machten wir uns dann alle fertig und fuhren auf den Col di Turini hoch. Im Ducato fuhren wir gemütlich die Passstraße nach Peira Cava rauf. Im Januar hatte es normal hier oben schon Schnee, aber dieses Jahr gab es kaum Niederschlag und so lag hier auf der Straße nur dicker Raureif, der aber für einige Aha-Erlebnisse im Bus sorgte. Nach über einer Stunde Anfahrt erreichten wir die Straße zum Col di Turini. Wir parkten das Auto und gingen ca. zwei Kilometer zu Fuß, bis wir am Pass ankamen. Hier war Volksfeststimmung: Tausende von Fans aus aller Herren Länder waren hier versammelt und warteten auf ihre Helden. Lagerfeuer, Feuerwerkskörper - eine Stimmung wie im Fußballstadion! Wir gingen ein Stück weiter, um an einer Kehre unterhalb des Passes einen guten Platz zu finden. Durch steilen Bergwald suchten wir einen Weg dorthin, und als wir 20 Minuten später die Straße und zugehörige Kehre fanden, wurden wir mit großem Gegröle von den Fans begrüßt, die schon vor uns dort waren. Jetzt hieß es warten auf die ersten Rallyeautos. Dieses Jahr war ein besonderes Jahr, da die Rallyepiloten zum ersten Mal mit Hybridautos unterwegs sind, die auf den Verbindungsetappen nur mit dem Elektromotor angetrieben werden. Außerdem wird schon mit synthetischem Kraftstoff gefahren. In dieser Konfiguration haben die Fahrzeuge nun über 500PS. 380 PS mit Verbrennermotor und 110PS mit Elektromotor. Da kam auch schon das erste Fahrzeug, Weltmeister Sebastian Ogier in seinem Toyota. Es wurde taghell von seinen Scheinwerfern, er zog kurz die Handbremse, driftete um die Kurve und schoss mit einem Wahnsinnstempo ins Dunkele davon. Großes Kino für einen Rallyeverrückten wie Sebastian und mich, aber ich durfte feststellen, dass auch Bikenerds wie Jasper Jauch oder Max Schumann durchaus begeistert waren. Ich war selbst mal zehn Jahre aktiv im Rallyesport, das Mountainbike nutzte ich damals zu Trainingszwecken, um fit zu bleiben. Nach meiner Rallyekarriere fuhr ich ein paar MTB-Rennen und hatte gerade beim Bergabfahren einige Gemeinsamkeiten zwischen Rallye und MTB feststellen können: Die Liniensuche, das schnelle Überblicken des Geländes und das späte Anbremsen vor den Kurven, aber auch, dass das Bike auf schmierigem Untergrund weggeht und eine schnelle Reaktion nötig ist, ist im Rallyeauto das gleiche, nur etwas schneller und lauter. Darum fahre ich auch heute noch so gerne schnell Bergab. Natürlich bin ich kein Jasper Jauch, dafür habe ich zu spät angefangen, aber Spaß macht es trotzdem. Nach diesem nächtlichen Abenteuer kommen wir glücklich und zufrieden wieder an unserem Pferdehof an. Am nächsten Morgen starten wir eine große Runde hoch zum Col de Brois, der liegt in Richtung Breil sur Roya.Wir fahren den Cima de Bosc hoch. Ash hatte wieder einen fantastischen Trail ausgewählt. Schnell und steil geht er runter Richtung Cirnale Trail und weiter zum kleinen Örtchen Piene Haute. Hoch über dem Roya Tal liegt es märchenhaft in die Natur gebetet. Wir fahren raus aus dem Ort und nun geht es steil und technisch ins Roya Tal hinunter. Nichts für schwache Nerven geht es Spitzkehre um Spitzkehre hinunter. Das ist nicht so mein Ding, ich mag es lieber schnell und flüssig, ballern eben. So mühe ich mich teilweise etwas ab. Unten angekommen sind wir nun in Italien. Wir kehren kurz auf ein Panini in einem Café ein und fahren dann weiter Richtung Olivetta. Auf einem alten Pfad geht es wieder zurück nach Sospel. Eine fantastische Runde, die alles zu bieten hatte, was das Bikerherz höherschlagen lässt. So endet das Bikeabenteuer in Sospel. Aber nicht für Sebastian, Max und mich. Wir machen uns gleich am nächsten Morgen auf und fahren ins provencale Hinterland, um noch etwas Rallyefeeling zu tanken. Rund um Digne les Bains standen noch einige Sonderprüfungen an und wir wollten außerdem noch den einen oder anderen Trail mitnehmen. Max ist hier schon an der Trans Provence – dem Endurorennen - sehr erfolgreich mitgefahren und konnte sich an einige Trails erinnern. So waren wir um zehn Uhr an der ersten Sonderprüfung. Man muss recht weit weg vom Geschehen parken, da kamen uns die Heckler gerade recht, um die Forststraße raufzupesen. Nach 15 Minuten standen wir hoch über dem Tal und unten waren schon tausende von Zuschauern zu sehen. Welch ein Begeisterung! Was die Franzosen hier an den Tag legen, ist erstaunlich. Wir fahren einen kleinen Trail hinunter und stehen nun direkt an der Strecke. Eine sehr schnelle und weitübersichtliche Passage, die Autos kommen auf der kleinen welligen Teerstraße mit fast 200 km/h an, bremsen kurz und beschleunigen dann wieder und sind auch schon wieder weg. Wir schauten die ersten 20 Autos an und machten uns wieder auf den Weg zurück. Am Nachmittag wollten wir noch auf den Col de Fontbelle auf 1.300 Meter Höhe, hier war noch mit Schnee zu rechnen. Denn das ist noch mal ein besonderes Spektakel, die Rallyeautos auf beinahe profillosen Reifen auf Schnee zu sehen. Allerdings war es nicht einfach dort hinzukommen. Leider mussten wir auf den Trail, den Max fahren wollte, verzichten, da auf den Schattenseiten der Berge viel Schnee lag und es auch zeitlich knapp werden konnte. So fuhren wir durch Digne les Bains, wo auch die Rallyegemeinde eine Pause einlegte. Wir nahmen einen Snack zu uns, begutachteten die Autos aus der Nähe und fuhren dann eine kleine Landstraße Richtung Hinterland. Die Provence ist eine fantastische Naturlandschaft mit schroffen, felsigen Bergen, ideal

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