Bergstolz Issue No. 107

BIKE #107 TRAILS ENDURO NEWS TESTS EVENTS BIKES FOTOFOLIO PATRICK WASSHUBER FAMILY SHRED LEOGANG RIDER PROFILE BIRGIT BLESS BERNARD KERR LEAVING TRACKS HARALD PHILIPP ROSADIRA SÜDTIROL GRENZERFAHRUNG VENTIMIGLIA PRODUKTE / TEST SPECIALIZED / SR SUNTOUR / FOX SIGNATURE TRAILS SCHLADMING-DACHSTEIN VERLOSUNG BIKE WOCHENENDE IN SAALBACH KNOG SOLAR NEMO ZELT MUC-OFF

EDITOR IAL / / INHALTE 3 Herausgeber und V.i.S.d.P Sports Medien, Ralf Jirgens Angerlweber 5 | 83703 Gmund am Tegernsee email: info@sports-medien.de Redaktion Julia Dobler // julia@bergstolz.de +49 (8022) 5080-162 Gregor Arndt // gregor@bergstolz.de +49 (8022) 5080-164 Projektleitung Günter Scholz // guenter@bergstolz.de +49 (8022) 5080-163 Anzeigen Sports Medien | Ralf Jirgens email: jirgens@sports-medien.de Grafik | Bildredaktion Nagel Werbeagentur Lektorat Johanna Jirgens // johanna@bergstolz.de Autoren Patrick Wasshuber, Christian Penning, Thomas Guthörl, Chiara Feussner, Günter Scholz, Ralf Jirgens, Julia Dobler Fotografen Markus Greber, Dave Trumpore, Anne Kaiser, Katrin Baumann, Patrick Wasshuber, Stefan Voitl, Birgit Bless, Manuel Alfieri, Boris Beyer, Ivan Goller, Daniel Karg, Roberta De Min, Max Schumann, Robert Holzer Druck Athesia Druck GmbH Weinbergweg, 7 | 39100 Bozen | Südtirol | Italien www.athesiadruck.com Web Design Nagel Werbeagentur | Marco Marchese Redaktions-Anschrift Bergstolz Ski & Bike Magazin® c/o Sports Medien | Ralf Jirgens Angerlweber 5 | 83703 Gmund am Tegernsee email: jirgens@sports-medien.de Tel: +49 (8022) 5080-160 // Fax: +49 (8022) 5080-169 www.bergstolz.de Bergstolz® ist eingetragener Markenname von Nicolas Nagel. Bergstolz® ist ein geschützter Titel nach §5 Abs.3 MarkenG von Nicolas Nagel (NAGEL Werbeagentur) © 2008-2022 N.N. Ed i t o r i a l COVER Foto: Markus Greber Rider: Harald Philipp Location: Ligurien Die Bikesaison neigt sich langsam, aber sicher, ihrem Ende zu. Wobei bei uns noch einige Biketests und ein Abenteuertrip am Programm stehen. Leider betrifft mein heutiger Ausblick eine lang- jährige, schwierige Entwicklung. Ich war nach langer Zeit wieder im Landkreis Miesbach und im Isarwinkel unterwegs und musste feststellen, dass es vermehrt Verbotsschilder vor Trails, oder komplette Fahrverbote wie z.B. im Rotwandgebiet gibt. Leider reagieren die Behörden damit auf die zu vielen Biker. Es wird begründet, dass es zu vielenWegeschäden kommt und das Wild gestört ist. Da muss ich mich schon fragen, muss der Jäger mit seinem SUV bis in hohe Regionen fahren? Muss der Harvester riesige Schneisen schlagen und muss noch eine Forststraße gebaut werden?Wo ist hier die Verhältnismäßigkeit? Leider bringen uns diese hitzigen Diskussionen nicht weiter. Wir müssen einen vernünftigen Dialog finden und Vorurteile abbauen durch Information! Der größte Teil der Biker bewegt sich sehr naturbewusst und bleibt immer auf den Wegen. Es ist eine große Sensibilisierung zu beobachten, aber leider kommt es trotzdem zu immer mehr Verboten. Aber wo sind dieAlternativen für uns Biker? Natürlich hat der Sport in den letzten Jahren einen großen Boom erlebt. Aber ist es richtig, auf so einen Boom mit Verboten zu reagieren und sollte man nicht darüber nachdenken, wie man die Probleme in den Griff bekommt? Denn fahren werden die Biker so oder so, ob Verbot oder nicht Verbot, und die Konflikte werden zunehmen. Hier sind Konzepte gefragt. Wir brauchen Bikeparks und gebaute Trails, um die Radler besser zu verteilen. Man sollte meinen, dass dieses Bewusstsein mittlerweile in allen Interessensgruppen vorhanden ist. Trotzdem erleben wir gerade aus nächster Nähe, dass der Herausgeber des Bergstolz, Ralf Jirgens, seit mittlerweile zwei Jahren mit der „Bike Crew“ um die Errichtung eines Pumptracks im Gemeindegebiet Gmund kämpft. Nach vielen Einwänden, zwei Standorten, vielen Sitzungen und runden Tischen ist der neue Standort nun das Freizeitgelände Ostin. Der Gemeinderat steht dahinter, aber nun ist es die untere Naturschutzbehörde, die Einwände hat. Es ist ein Trauerspiel und erfordert unendlich Kraft und Geduld. Leider vermisst man oft auch die Unterstützung der Bikeindustrie. Die hat in den letzten Jahren gute Umsätze erzielt, viele Bikes verkauft und könnte mit einer konsequenten Lobbyarbeit Vorreiter sein. Da kommt aber leider zu wenig. Bleibt zu hoffen, dass endlich ein Sinneswandel bei allen Interessens- gruppen eintritt, denn nur zusammen werden wir Ergebnisse erzielen. Es müssen vernünftige Angebote geschaffen werden. Jeder Biker der auf einem angelegten Trail fährt, fährt nicht durch Schutzgebiete. Und jeder der auf einem Rad sitzt, sitzt nicht im Auto und belastet die Umwelt. Ride on 03 Editorial | IMPRESSUM 04 News 06 News 08 Bikenews 2023 10 Verlosung 12 Fotofolio // Patrick Wasshuber 18 Leaving Tracks // Harald Philipp 22 Rider Profile // Birgit Bless 23 Rider Profile // Bernard Kerr 24 Produkte // Test 26 Family Shred // Leogang 28 Grenzerfahrung // Endurofeeling 34 Service // Bike Shorts 36 Rosadira // Südtirol 38 Signature Trails // SCHLADMING-DACHSTEIN INHALTE

4 NEWS Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 KNOG // Scout Der Knog Scout vereint Fahrradalarm und Tracker in einem innovativen Gerät, das seit August im Handel erhältlich ist. Ein bewegungssensitiver Fahrradalarm mit 85 Dezibel schlägt an, wenn dieser mittels der Knog-eigenen App aktiviert wurde und dient somit im Falle eines Fahrraddiebstahls zur Abschreckung. In diesem Fall wird der Nutzer mittels Bluetooth auf seinem Smartphone informiert, sobald der Alarm auslöst. Gleichzeitig lässt sich das Gerät mittels der „Wo ist?“ App-Technologie von Apple tracken, eine Trackingmöglichkeit für Android-Nutzer ist in Planung. Der Fahrradalarm und -finder wird mit eigenen Sicherheitsschrauben an Wasserflaschenhalterösen montiert, entweder diskret unter dem Halter oder zusammen mit einer auffälligen, neongelben Abdeckung. Mittels USB-C Schnittstelle lässt sich der integrierte Akku am Rad aufladen und hält für ca. sechs Monate. Eine multifunktionale LED gibt Auskunft über den Akkuladestand. www.knog.com MAXXIS // Forekaster Wenn der Boden tiefer oder das Wetter feuchter ist, dann fällt die Wahl auf den Forekaster. Die mittelhohen Stollen haben einen gleichmäßigen Abstand, mit dem sie auf Trails mit einer losen Schicht über festem Grund perfekt greifen. Das Profil ist offener gestaltet im Vergleich zu den anderen Maxxis Racereifen für bessere Selbstreinigung bei feuchten Böden. Breite, eingekerbte Mittelstollen bremsen überzeugend auf rutschigen Singletrails. Ab sofort gibt es den Forekaster auch in einer 2.60″ breiten Version. Der Reifen ist für Felgen von 3035mm Innenbreite geeignet und ein super Allrounder für das Downcountry-Segment zwischen 100 und 130mm Federweg. www.maxxistires.de BIKE & RELAX // mit Dolomitenkulisse Wer nach außergewöhnlichen Erlebnissen sucht, ist hier genau richtig: Das Hotel Union in Toblach liegt in unmittelbarer Nähe zu den berühmten Drei Zinnen und der legendären Bikeregion Sexten. Abenteuer warten hier direkt vor der Haustür. Neben dem legendären Stoneman Trail und anderen actionreichen Touren bietet die Region gleich zwei neue Singletrails: den „Standschützen-Trail“ an der Rotwand und „Erla-Trail“ am Stiergarten. Sexten bietet alles, was ein Mountainbiker-Herz begehrt – und noch viel mehr! Denn hier findest du nicht nur dein ganz persönliches MTB-Abenteuer, sondern auch deine Bike-Experten, die wissen was du brauchst: Vom Mountainbike-Verleih und E-Bike-Ladestation bis hin zur Sporternährung und Insider-Tipps – deine Gastgeber vom Hotel Union stehen dir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Neben Action wissen sie aber auch für Entspannung zu sorgen: Ein großzügiger Wellness-Bereich mit Sauna, türkischem Dampfbad, Massagen und ein Schwimmbad lassen dich die imposanten Dolomitengipfel auch nach deiner Biketour genießen. Bike & Relax – eine herrliche Kombination! Zu deinen MTB-Gastgebern: hotelunion.it/de Weitere Highlight-Regionen: bike-holidays.com #MyPlace2Bike PUSH COMPONENTS // Hookabike Um den perfekten Trail zu erreichen, muss das Bike manchmal geschultert werden. Auf längeren Tragestücken macht es am meisten Sinn, das Bike quer auf die Schultern zu legen. Bequem ist anders! Es rutscht, drückt und man hat seine Hände nicht frei. Besser geht’s mit Hookabike. Er besteht aus zwei Teilen: Einer Platte, welche mit Klettbändern am Rucksack befestigt wird, und einem Rahmengurt mit einem Zapfen für das Unterrohr des Bikes. Beim Schultern des Bikes rastet der Zapfen in der Platte ein, dadurch hängt das Bike stabil und in perfekter Balance auf dem Rucksack. Je nach Position des Rahmengurts kann das Bike sogar senkrecht montiert werden. Das ist vor allem beim Klettern oder im Latschenfeld praktisch. Die Last wird so oder so ergonomisch verteilt – so verlieren Tragepassagen durch nur 150 Gramm Mehrgewicht ihren Schrecken! pushcomponents.com SHIMANO // NEU bei Shimano fürs E-MTB: Deore XT Di2 Komponenten und neue Antriebseinheiten EP6 & EP801 Shimano Di2 steht seit 2009 für schnellste, präziseste und zuverlässigste Schaltperformance. Nun setzt der japanische Hersteller mit der Integration der brandneuen Deore XT Di2 Schaltkomponenten und EP6 und EP801 Antriebseinheiten neue Maßstäbe für das Schalten an E-Bikes: Erstmals gibt es Free Shift und Auto Shift Technologie speziell fürs E-Bike. Vereinfacht ausgedrückt ist die Free Shift Technologie ein neuer Schaltmodus für E-MTBs, der es ermöglicht, die Gänge zu wechseln, ohne zu pedalieren. Wird der Schalter betätigt, weist das Di2-System zeitgleich die EP-Antriebseinheit an, das Kettenblatt zu drehen, was ruckfreie Schaltvorgänge sogar im Freilauf ermöglicht. Noch einen Schritt weiter bei der Integration der Schaltfunktionalität geht Shimanos Auto Shift Technologie. Durch die Kombination von 11-Gang-Linkglide- oder 12-Gang-Hyperglide+-Schaltkomponenten mit der Di2-Technologie und den EP Antrieben ist das System in der Lage, vorausschauend auf Basis von Geschwindigkeit und Trittfrequenz Gangentscheidungen zu treffen. Die Folge ist ein nahtloses Fahrerlebnis, ähnlich der Automatikschaltung beim PKW. Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, die Automatik manuell zu überstimmen. Die Stromversorgung des Di2-Systems erfolgt über den zentralen E-Bike-Akku. Gleichzeitig präsentiert Shimano die beiden neuen E-Bike-Antriebseinheiten EP600 und EP801. In Sachen Fahr-, oder besser „Fahrrad-“Gefühl, sowie im Hinblick auf die Leistungsdaten bewegt sich der EP6 auf dem Niveau der bisherigen EP8-Plattform, ordnet sich preislich jedoch auf Mittelklasse-Niveau ein. Zeitgleich erhält der bewährte EP8 als EP801 mehr als nur ein einfaches Upgrade. Wie der EP6 für das so genannte Second Generation Battery Management vorbereitet und mit einem CAN-Port ausgestattet, macht der EP801 auch leistungsmäßig mit einem maximalen Drehmoment von 85Nm einen weiteren Schritt nach vorne. Beide neuen Antriebe arbeiten perfekt mit dem neuen Deore XT Di2 Schaltsystem zusammen und ermöglichen in dieser Kombination Free Shift und Auto Shift. Zudem stehen mit dem so genannten Fine Tune Mode künftig auf Wunsch nicht mehr nur drei, sondern gleich bis zu 15 individuell einstellbare Unterstützungsstufen zur Verfügung. www.shimano.com Foto: Roberta De Min Foto: Magura

6 NEWS Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 EWS CRANS-MONTANA // 17. & 18. September 2022 Die Enduro World Series kommt nach Crans-Montana! Der vierte Stopp der EWS 2022 macht wieder in der Schweiz Halt und versammelt die besten Endurofahrer der Welt imWallis. Hoch im Walliser Haupttal gelegen, bieten die nach Süden ausgerichteten Hänge im Hochgebirge über Crans-Montana eine atemberaubende Auswahl an Trails, die alles von natürlichen Singletrails bis hin zu Bikeparks umfassen. Wie bei der EWS üblich, gibt es auch in Crans-Montana die Möglichkeit für Amateure, dieselben Strecken wie die Pros zu fahren: Entweder die ganze Strecke (EWS 100) oder einen Teil davon (EWS80 oder EWS50, bei welcher die Biker 80 bzw. 50% der Strecke fahren). Schnell Entschlossene melden sich noch an oder schauen auch einfach vorbei, um den Könnern auf den Stages zuzusehen. www.ewscransmontana.com E*THIRTEEN // e*spec Race Carbon Kurbeln für Shimano EP8 Motor Aufgepasst! Hier kommt DER Tipp für die E-Bike Pimper! E*Thirteen bringt endlich die schönen e*spec Race Carbon Kurbeln für den Shimano EP8 Motor auf den Markt. Damit wird auf all jene EP8Piloten gezielt, die ihr E-Bike gerne etwas leichter und edler aufpimpen wollen. Die edlen Carbon Kurbeln sind in den drei Längen 160, 165 sowie 170mm erhältlich und weisen ein Gewicht von ca. 320 Gramm pro Satz laut Herstellerangabe auf. Die Kurbeln sind ab Oktober lieferbar und werden sich sicher hervorragend auf Eurem Bike machen. Der Preis für die e*spec Race Carbon Kurbel liegt bei 369,00 Euro für den Satz. www.ethirteen.com NEU MAGURA // eBike ABS Komponenten Das neue Bosch eBike ABS und die darauf abgestimmten Magura MT C ABS Bremskomponenten bilden zusammen ein hochpräzises System, das kontrollierte und exakte Bremsungen ermöglicht – vor allem in heiklen Situationen – und damit die Voraussetzung für mehr Geschwindigkeit und Sicherheit auf dem Bike schafft. Wie beim Auto wird in Intervallen gebremst. Die Lenkbarkeit bleibt so erhalten und der Fahrer sicher und stabil im Sattel. Zusätzlich verringert die intelligente Hinterrad-Abheberegelung das Risiko eines abhebenden Hinterrades bei extrem starkem Überbremsen des Vorderrades. Mit unterschiedlichen Modi kommt das eBike ABS gleichermaßen an Bikes für die urbane Nutzung als auch an sportiven Mountainbikes zum Einsatz. Das neue Bosch eBike ABS besteht aus Kontrolleinheit und den ins System integrierten ABS-Features (Kontrollleuchte und ABS-Kachel auf dem Display), zwei Radgeschwindigkeitssensoren und den Magura MT C ABS Bremskomponenten inklusive der ABS Brems- und Sensorscheiben. Im Vergleich zu den MT Bremsgriffen entwickelte Magura den MT C ABS Bremsgriff mit einem 12 mm statt 10 mm großen Geberkolben, um ein größeres Ölfördervolumen bereitzustellen. Einteilig geschmiedete 2- oder 4-Kolben Bremssättel sorgen für die nötige Bremskraft und Standfestigkeit. Als Bremsscheiben kommen MDR-C (180 mm / 203 mm) oder MDR-P Modelle (180 mm / 203 mm / 220 mm) zum Einsatz. Das neue Bosch eBike ABS mit den MAGURA MT CABS Komponenten ist ab Sommer 2022 an Komplettbikes verfügbar.Wehrmutstropfen: Eine Nachrüstung ist nicht möglich. www.magura.com RESCHEN // Erweiterung Schöneben Flow Trail Mit dem neuen Schöneben Flow Trail, ausgehend von der Bergstation Schöneben, wurde die Zahl der 3 Länder Enduro Trails in der Ferienregion Reschenpass auf insgesamt 27 Trails erhöht. Über 5 km schlängelt sich der grüne Schöneben Flow Trail von der Bergstation in Richtung Tal. Eine ideale Strecke für Trail-Neulinge - wobei er so verspielt und flott daherkommt, dass er wirklich jedem Spaß bietet. Mehrmals kann man zum roten Oberen Schöneben-Trail wechseln und sich somit abschnittsweise an anspruchsvollere Sektionen herantasten. Der Schöneben Flow Trail wird unter der Leitung von Stefan Falkeis und von der Crew der Ferienregion Reschenpass gebaut. Aktuell ist bereits mehr als die Hälfte des 8 km langen Trail fertiggestellt. Im Frühjahr 2023 wird der Flow Trail komplett fertig gebaut sein. www.3-laenderendurotrails.com SPECIALIZED // Butcher Gravity T9 Nachtrag zum Enduroreifentest im Bergstolz 04/2022 Bike#106 Der Specialized Butcher in der Gravityversion mit Downhillkarkasse und der weichen T9 Mischung konnte das Testteam überzeugen. Zuerst zu den Hardfacts: Das Gewicht liegt knapp über 1.300 Gramm und der Rollwiderstand ist relativ hoch. Der Reifen trumpft mit besten Trockengrip-Eigenschaften auf: Ob Schotter, Wald, Wurzeln, Erde, Fels - hier ist er absolut top. Nur im Nassen muss er gegenüber den anderen Reifen des großen Enduroreifentests Abstriche hinnehmen. Er rutscht etwas stärker im Vergleich. Trotzdem ist er noch gut beherrschbar. www.specialized.com Foto: Magura Specialized Butcher Gravity T9 Gummimischung // T9 1 2 3 4 5 6 Schotter Wald,Wurzel,Erde Fels Nässe Dämpfung Rollwiderstand Foto: Anne Kaiser Foto: Dave Trumpore / Red Bull Content

8 BIKE NEUHEITEN 2023 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 PIVOT // Shuttle SL Die Jungs aus Pheonix kommen mit einem Knaller für die Saison 2023: Einem Light E-Bike mit nur 16,5kg. Das Shuttle SL ist als Trailbike konstruiert mit seinen 140mm Federweg an der Front und 132mm am Hinterbau. Es wird von dem neuen, extrem schlanken und kleinen Fazua Motor angetrieben. Dieser Motor leistet enorme 60Nm Drehmoment, dazu ist im Shuttle SL ein Akku von 430Wh verbaut. Das sollte für genügend Höhenmeter und Strecke reichen. Dabei kommt natürlich der Bergabspaß nicht zu kurz. Mit dem geringen Gewicht wird das Bike sehr handlich sein, und wer das Bike noch etwas bergablastiger haben möchte, für den hat Pivot eine Fox 36 mit 150mm im Ausstattungsangebot. Hier liegt das Gewicht dann bei ca. 18kg. Mit dem Aussehen eines Biobikes und diesen Eckdaten wird man viele sportliche Fahrer nun aufs E-Bike bringen. Das ist genau das Bike, auf das wir gewartet haben. Die Preisrange des Pivot Shuttle SL liegt je nach Ausstattungsvariante zwischen 8.999 Euro und 12.599 Euro. www.pivotcycles.com ROTWILD // R.X735 Zum Staunen bringen uns die Ingenieure von Rotwild, sie schaffen das Meisterwerk und verbauen in das letztjährige R.X375, das bisher ein Akkuleistung von 375 Wh hatte, nun einen Akku mit einer von Leistung von sage und schreibe 720 Wh! Das Gewicht wird mit 21kg in Größe L beim Topmodell angegeben, und so wird das Bike auch noch ein gutes Handling haben. Es ist damit nur um 2,5kg schwerer als das alte Bike R.X375. Das R.X735 aus der Aggressive Series wird damit neue Höhenmeter– und Reichenweitenrekorde aufstellen. Bergab war es eh schon, wie sich bei unserem Test herausstellte, eines der besten Bikes. Mit 150mm Federweg an Front und Heck und einem Lenkwinkel von 65,5 Grad wird das Trail E-Bike aggressiv am Weg sein und für viel Fahrfreude sorgen. Das Bike gibt es in den Ausstattungsvarianten Core, Pro und Ultra und liegt in der Preisrange zwischen 7.999 Euro und 12.499 Euro. Eine ausführliche Vorstellung des Bikes wird es in einer unserer 2023er Ausgaben geben. www.rotwild.de TREK // Fuel EXe Light E-Bikes werden der große Knüller im Bikejahr 2023 und hier will auch Trek mit seinem Fuel EXe ganz vorne mit dabei sein. Beim amerikanischen Bikegroßkonzern hat man sich für den neuen, schlanken TQ Motor mit 50Nm Drehmoment entschieden. Er soll besonders leise sein und nur unmerklich mehr Geräusche als ein Biobike von sich geben. Wem die reguläre Akkuleistung von 360Wh zu gering ist, der kann sich noch einen Range Extender mit 160Wh in den Flaschenhalter schieben und hat somit insgesamt 520Wh Akkuleistung. Diese sollte für genügend Reichweite und Höhenmeter sorgen. In der leichtesten Ausführung soll das Bike 18,4kg wiegen. Somit ist es in Sachen Leistung und Gewicht nicht gerade der Klassenprimus. Das Trailbike mit 150mm Federweg an der Front und 140mm am Heck wird es wie gewohnt in verschiedenen Ausstattungsvarianten und Preiskategorien geben: Das Einstiegsmodel Fuel EXe 9.5 beginnt bei 6.499 Euro und geht hoch bis zum Fuel EXe 9.9 XX1 AXS für 14.999 Euro. www.trekbikes.com NOX // Epium Die Berliner E-Bike Marke Nox Cycles startet dieses Jahr voll durch. Sie haben im Zillertal/Tirol nicht nur eine schöne neue Betriebsstätte im Juni eröffnet, sondern bringen nun mit dem Epium ein völlig neudesigntes Light E-Bike auf den Markt. Das Herzstück des Bikes wird ein Carbon Rahmen sein, der in Portugal gefertigt wird. Designt und montiert wird im schönen Zillertal, das Epium ist also ein waschechtes europäisches Produkt. Wie das komplette Bike ausgestattet ist, können wir noch nicht sagen, da das Bike erst Anfang Oktober vorgestellt wird. Aber was wir schon verraten können, ist, dass das Epium vom neuen, schicken, kleinen Fazua Motor mit 60Nm Drehmoment und 430Wh Akku angetrieben wird. Dieser sorgt dafür, dass das Bike eher wie ein Biobike aussehen wird und nicht wie ein E-Bike. Das Gewicht sollte deutlich unter 20kg liegen. Der Federweg wird bei den verschiedenen Modellen variieren und liegt zwischen 150 und 180mm.Wir sind schon gespannt auf die erste Ausfahrt. www.noxcycles.com

10 VERLOSUNG NEMO // Hornet 2P Ultralight Backpacking Zelt Auf Bikepacking-Trip und kein Strom mehr? Das faltbare PWR Solar von Knog ist die Lösung: Smartphones, Tablets, Actionkameras, GPS-Geräte oder Powerbanks werden simpel und einfach unterwegs aufgeladen - mit der Kraft der Sonne. Das PWR Solar verfügt über vier monokristalline Panels mit Sunpower Maxeon Gen 5 Solarzellen, die auch von der NASA verwendet werden und die eine maximale Ladeleistung von 10 W produzieren. Je nach Lichtverhältnissen sorgt eine intelligente Chip-Technologie für einen jederzeit optimalen Ladestrom und somit für einen effizienten Ladevorgang.Vier LEDs zeigen sowohl den Grad der Sonnenenergie-Erfassung an, um das Ladegerät ideal auszurichten, als auch die Laderate, mit der das Endgerät mittels USB-AAnschluss aufgeladen wird. Das robuste Gehäuse besitzt eine strapazierfähige ETFE-Beschichtung und lässt sich zum Transport bequem auf Smartphonegröße zusammenfalten. Wir verlosen gemeinsam mit Cosmic Sports ein Knog PWR Solar! Dazu beantwortest Du einfach die Gewinnspielfrage auf unserer Website und landest umgehend im Lostopf. www.cosmicsports.de KNOG // PWR Solar für saubere Stormversorgung Atemberaubende Bergkulissen grüßen in Saalbach Hinterglemm bereits in der Morgensonne. Voller Vorfreude geht’s ans Rucksack-Packen für einen Tag im Bikeparadies: 400km beschilderte Bikerouten und Trails warten nebst 80km gebauten Lines auf Mountainbiker jeder Couleur. Österreichs größte Bike-Region spielt einfach alle Stückerl für Zweiradfans! Inmitten des Bikeparadieses befindet sich Österreichs beliebteste Familien,Wellness & Ski Pension, das Talheimer. Alpine Gemütlichkeit wird in der Pension Talheimer großgeschrieben. Der mit Liebe und Tradition seit 1958 geführte Betrieb bietet nun auch einen komplett neuen, hauseigenenWellnessbereich sowie kostenlosen VIP-Eintritt in die Tauern Spa Therme in Kaprun. Vervollständigt wird das Ferien-Erlebnis mit Österreichischer Küche aus dem Pinzgau, modern interpretiert von Margreth Herzog im Stüberl: Am Abend werden bis zu sieben Gänge serviert, nachmittags gibt’s Kuchenbuffet und beim Frühstück einen lässigen Mix aus Buffet und à la Carte. Lässig ist auch die Nachbarschaft des Talheimer: SkiLL, eine der angesagtesten Ski- und Snowboard Experiences der Region, liegt direkt gegenüber. SkiLL ist aber auch der Santa Cruz Bike Store und Testcenter in Österreichs größter Bike- Region! Der Santa Cruz Flagshipstore, der seit 2021 als Komplettanbieter in Saalbach Hinterglemm eingestiegen ist, bietet die Gesamte Bandbreite an Santa Cruz Bikes und Services für Bike-Fans. Neben den 1.000m² Shopfläche und der Top- Werkstatt mit Premium Suspension Service für Fox und Rockshox ist auch die hippe Riders Lounge mit Drinks, Snacks und dem besten Joghurteis weit und breit Anziehungspunkt für die Bikeszene. Wie es sich für einen Komplettanbieter gehört, wartet SkiLL natürlich auch mit einer Bike-Schule auf: First-Class Privatunterricht mit top ausgebildeten Bikepark-Coaches für Kinder und Erwachsene inklusive VIP Shuttle Service, mehrtägige Kids Camps mit Größen aus der Bike-Branche wie Stefan Müller oder Jasper Jauch, und und und – alles „from Riders for Riders“ eben. Wir verlosen ein Bike-Wochenende in Saalbach für 2 Personen im „Talheimer“ inkl. Halbpension, Joker Cards und 2 Tage Santa Cruz Rental von SkiLL! Das Gewinnspiel findest Du wie immer auf unserer Website. www.talheim.at skill.at Das Muc-Off 8 in 1 Fahrrad Reinigungs-Kit ist perfekt für jeden Bikeliebhaber. Alle Schwämme, Bürsten und Produkte die Du brauchst – verpackt in einem übersichtlichen Set. Komplett mit dem Nano Tech Fahrradreiniger für schnelle und einfache Reinigung des Bikes, expandierendem Mikrozellenschwamm, weicher Waschbürste, feiner Reinigungsbürste, Klauenbürste, zweizackiger Bürste, Bike Spray für den Schutz vor Rost und Korrosion nach demWaschen und Aufbewahrungswanne wird Deinem Bike in Zukunft Wellness Deluxe geboten – und zwar ganz gleich, ob Du Dein MTB, Dein Rennrad oder einfach nur das Hollandrad auf Vordermann bringen möchtest. Und übrigens: Alle Produkte sind Project Green zertifiziert. Das heißt, sie sind entweder biologisch abbaubar, nachfüllbar, wiederverwendbar oder alles drei. Wir verlosen gemeinsam mit Sports Nut ein 8 in 1 Reinigungs-Kit von Muc-Off. Das Gewinnspiel findest Du wie immer auf unserer Website. eu.muc-off.com MUC-OFF // 8 in 1 Reinigungs-Kit Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 Mit einem Eigengewicht von gerade einmal 878 Gramm kann sich das Hornet Zelt wirklich zu den Leichtgewichten zählen: Das 2-Personen-Zelt bietet das Maximum an Wohnlichkeit und Komfort unter den ultraleichten Trekkingzelten. Erstklassige Materialien und eine minimale Stangenstruktur reduzieren das Gewicht des Zeltes auf ein Minimum, während der Flybar Volumenclip, für den das Patent bereits angemeldet ist, für noch mehr Platz im Zelt sorgt und die Spannung des Außenzelts gleichmäßig verteilt. Das Zelt verfügt über zwei große Eingänge und an den inneren Seitenwänden ein weißes, blickdichtes Netzgewebe, das für mehr Privatsphäre sorgt, während ein schwarzes Netzgewebe am Deckenbereich nachts eine klare Sicht auf die Sterne verspricht – vorausgesetzt man lässt das Außenzelt weg. Praktische Features im Innenzelt runden das Design ab: Vier Schlaufen bieten Platz zum Aufhängen der Ausrüstung, während Light Pockets die Stirn- oder Taschenlampe im Handumdrehen in eine Zeltlaterne verwandeln. Damit ist die Überdachung für das Wochenend-Schlaflager gesichert! Wir verlosen ein Hornet 2P Ultralight Backpacking Tent von Nemo unter allen Teilnehmern am Gewinnspiel! Am besten gleich auf unserer Website vorbeischauen! www.nemoequipment.eu BIKE-WOCHENENDE IN SAALBACH Joker Cards und 2 Tage Santa Cruz Rental von SkiLL // für 2 Personen im Talheimer inkl. Halbpension Foto: Max Schumann

BDC / / KOMBI 3 . 0 11 Wir würden ja nie von uns behaupten mit unseren beiden schwarzen Bicicletta da Corsa Rennradkombis „Trendsetter“ gewesen zu sein, aber unseren lieben Freunden aus Rimsting kann man das schon nachsagen. Deshalb war auch die Frage „Was folgt auf einen Klassiker und wie sieht die nächste Bicicletta da Corsa Kombi by Maloja aus“ sehr schwierig zu beantworten! Aber auf die Design-Götter vom Chiemsee ist Verlass! Alle Vorschläge haben uns von Anfang an sehr gut gefallen und es war wirklich schwer DIE EINE Kombi rauszusuchen: „Die sind alle geil!“ oder „Würd ich alle anziehen!“ kam es aus dem Freundeskreis. Nach langem Zaudern haben wir uns für „Nr. IV“ entschieden: Neu, modern, anders als zuvor, aber trotzdem in der Tradition und von Anfang unser Favorit! Das enganliegende Bike Trikot besteht aus schnelltrocknendem Material, das mit einer Polygiene Ausrüstung versehen ist. Natürlich mit durchgehendem Frontreißverschluss, Silikonbeschichtung am Bund, Rennrad optimiertem Schnitt und drei Rückentaschen – eine davon wasserfest. Bei der Bib-Short verleiht das neueste Bike Stretch HC Material Hose ihre perfekte Passform und unterstützt die Muskelkompression für eine schnellere Regeneration. Die High Performance Träger der eng geschnittenen Maloja-Trägerhose sind aus leichtem Mesh-Material. Das hochtechnische Männer FREEDOM Sitzpolster mit S.A.T. Technologie dämpft Stöße und sorgt für besten Komfort im Sattel, während die Polygiene-Technologie die Entstehung von Schweißgeruch verhindert. Wir schlagen also nicht nur „stylemäßig“ ein neues Kapitel auf, sondern erreichen auch bei den Materialien, technischen Lösungen und funktionellen Details ein ganz neues Level: Bicicletta da Corsa by Maloja 3.0!!! Die Kombi ist einfach, sicher und exklusiv im Sportschrank Maloja Online-Shop und bei den Maloja Pushbikers in Holzkirchen zu kaufen. www.sportschrank.de Die „Bicicletta da Corsa“ Rennrad Kombi 3.0 by Maloja Foto: Katrin Baumann

12 FOTOFOL IO Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 Oft hört man ja von Fotografen, dass sie schon als kleiner Junge mit ihrer ersten Kamera vom Opa herumgelaufen sind und ihre ersten Bilder geknipst haben. Ganz so romantisch sieht Patricks fotografischer Werdegang nicht aus. Sein Antrieb Fotograf zu werden sah eher so aus, dass er schon immer „bessere“ Bilder von seinen Bike-, Ski- und Bergtouren haben wollte. Mehr, als nur mit dem Handy geknipste Erinnerungen, die nur zum Speicherplatz füllen auf dem Smartphone gedacht sind. Fotos, die man sowieso nie mehr ansieht. Mehrere Bekannte in seinem Umkreis waren hauptberuflich Bergsport-Fotografen und ihn faszinierten ihre knackig scharfen und stimmungsvollen Bilder. Aus der Faszination wurde Passion. Seine ersten Shots mit einer Spiegelreflexkamera entstanden bei einer Ski-Freeride-Reise in Chamonix. Es war das Jahr, als diese Pandemie, die uns seit jetzt schon einiger Zeit begleitet, noch in ihren Kinderschuhen in China steckte. Ab dieser Reise ließ ihn die Fotografie nicht mehr los und er sah sich gefühlt jedes YouTube Video zum Thema an. Aus stundenlangem Herumknipsen, Bildern für die Mülltonne und etlichen „Shootings“ mit Freunden, wurde mittlerweile eine selbständige Tätigkeit als Sport- und Outdoor-Fotograf mit mehreren Publikationen in Mountainbike-Fachzeitschriften, Aufträgen für Mountainbike-Renn-Events und etlichen Jobs für namhafte Brands der Bike- und Outdoor-Branche. www.patrickwasshuber.com @patrickwasshuber & @patwaterhu PATRICK WASSHUBER SUNSETRIDE / HOCHSTEIERMARK FOTO: PATRICK WASSHUBER

ALEX MEYER FOTOFOL IO 13 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 LEO FREUND

14 FOTOFOL IO Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 / ROMAN KÖNIGSHOFER // BRAAP

FOTOFOL IO 15 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 / FLYIN’ ALEX AUF DEN WEXEL TRAILS // TRAILPARTIE BRUCKMUR

16 HARALD PHI L IPP Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 LEAVING TRACKS Harald Philipp – vom Extrem-Biker zum umweltbewussten Lebens-Abenteurer Text: Christian Penning / Foto: Markus Greber & Stefan Voitl Leaving Tracks – wir alle hinterlassen Spuren. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Zuhause in der Küche, auf demWeg zur Arbeit, unterwegs zu unserem nächsten Bike-Trip. Welche Art von Spuren es sind, liegt zu einem großen Teil an uns selbst. Bike-Bergsteiger und Bike-Abenteurer Harald Philipp hat viel darüber nachgedacht – und Konsequenzen gezogen.

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Fast immer ging es im Leben des 38-jährigen um Spuren. Um Spuren der Vergangenheit, denen er auf seinen Bike-Abenteuern folgte. UmAbdrücke, die er auf ausgesetzten Klettersteigen als Bike-Bergsteiger hinterließ. Auf all den Trips reifte in ihm eine Gewissheit: „Wir alle wissen, dass wir mit unserer Art zu leben unseren eigenen Lebensraum belasten, teils sogar zerstören. Die Einsicht, dass sich etwas ändern muss, ist bei vielen Menschen längst da. Aber wenn es um die eigenen Lebensgewohnheiten geht, tue ich mich genauso schwer wie die meisten“, sagt Harald. Seinen Bike-Trip nach Nepal nennt er einen „entscheidenden Moment der Wende“. Wochenlang hing der Smog wie ein brauner Nebelschleier über dem südlichen Himalaya. „Mir wurde klar“, sagt Harald, „auch ich bin dieser Smog.“ „Meine Abenteuer müffelten nach Weltverbrauch“ Sich selbstkritisch zu hinterfragen, ist das eine. Die eigene Abenteuerlust zu zügeln und sich nicht in den Flieger zu setzen, ist eine ganz andere Nummer. „Meine Weltreichweite schmeckte nicht mehr nach Abenteuer, sie mü elte nach Weltverbrauch. Doch ich raste immer weiter, immer höher, immer schneller“, blickt Harald zurück. Immer wieder findet er sich in einem Zustand innerer Gespaltenheit zwischen seinen Ansprüchen und eigenem Tun wieder. Er erkennt: „Bewusstsein alleine bringt nichts, wenn ich nicht entsprechend handle. Aber wie komme ich zum Handeln?“ Im März 2020 drücken Harald und Katha den Stopp-Knopf. Sie machen sich auf den Weg nach Ligurien. Das Auto vollgepackt mit dem Nötigsten aus ihrer Innsbrucker Wohnung, Satellitenschüssel fürs Internet inklusive. Ein abenteuerlicher Trip durch Grenzsperren beginnt. Eigentlich suchen die beiden nur einen Ort, um dem ersten Corona-Lockdown zu entkommen. Ihr Ziel: ein halb verfallenes Steinhaus in den italienischen Südalpen, das Harald vor einigen Jahren als kleine Fluchtburg gekauft hat, um zwischendurch vom Alltag zu entschleunigen. „Kein fließendes Wasser, aber die besten Trails Liguriens vor der Haustür“, beschreibt Harald das kleine Paradies. Doch selbst hier wirft Corona die beiden aus der Bahn: keine Reisen, keine Vorträge. Keine Events für Katha, die sich als Eventmanagerin selbständig gemacht hat. HARALD PHI L IPP 19 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022

20 HARALD PHI L IPP Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 Romantische Träume und harte Arbeit im Bike-Paradies Ligurien Haralds und Kathas Leben steht Kopf. Sie fassen einen Plan. Für beide beginnt ein Abenteuer 24/7 – mit offenem Ausgang. Die alte Hütte soll ihr neues Zuhause werden. Ein Haus, das noch unzählige Stunden harte Handarbeit davon entfernt ist, ein angenehmes Zuhause zu sein. Eine neue Heimat in einer Region, deren Sprache beide anfangs nur bruchstückhaft sprechen. Für die E-Bikes, die sie mitgebracht haben, bleibt anfangs wenig Zeit. Zwei Jahre leben Harald und Katha nun schon in den ligurischen Bergen. Zeit zu schauen, was aus ihren Plänen, dem Haus und dem Acker dahinter geworden ist – und natürlich auch, welche Spuren sie mit den E-Bikes hier mittlerweile hinterlassen haben. Das Valle Argentina im Hinterland von Imperia wird enger, die Schlucht neben der Straße tiefer. Hoch darüber thront ein einsames Bergdorf. Die Mauern der Häuser verschmelzen mit dem Berg. Wie eine Kulisse aus Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Noch ein Stück weiter in diesem herb romantischen Nirgendwo liegt das Häuschen der beiden. Mit Rechen und Harke bearbeiten Harald und Katha gerade ein kleines Feld am Rand des Grundstücks. Ein Huhn flattert hektisch davon. Hirtenhund Momo tollt bellend durch die Wiese. Hinter den Hügeln am Horizont schimmert als blass türkiser Streifen das Mittelmeer. Die Zwei scheinen angekommen zu sein in ihrer neuen Heimat. Ein grünes Paradies? „Ehrlich gesagt, wir hatten keine Ahnung …“ „Komm, wir setzen uns“, sagt Harald. Er nimmt mit Katha auf einer Holzbank an der Hauswand Platz und beginnt zu erzählen. Von der Realität des Lebens in einer 300 Jahre alten Ruine ohne Heizung und fließendemWasser. Davon, dass aus der „Woche voller Sonntage“, die ein Aufenthalt hier für Harald früher mal war, eine „Woche voller Werktage“ wurde. Davon, wie schmerzlich es war, die Überreste der Kaffeemaschine und der Sound-Anlage aus dem Schlamm zu bergen. Sturm „Alex“ verwüstete im Oktober 2020 in Norditalien ganze Dörfer, zerstörte Gebäude und Brücken. Die Überschwemmung demolierte auch den Schuppen, in dem Harald und Katha die Hälfte ihres Hausstandes eingelagert hatten. Ein brutales Zeichen des Klimawandels. Ein herber Dämpfer. Doch gleichzeitig fühlen sich Harald und Katha dadurch bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein – mag der Neustart in den Bergen an der italienisch-französischen Grenze noch so tough sein. „Ehrlich gesagt, wir hatten keine Ahnung, was es bedeutet, unsere komfortable Wohnung in Innsbruck zu verlassen“, meint Katha. „Vier Wochen Auszeit, das ist etwas anderes als anderthalb Jahre ohne fließendes Wasser zu sein. Jederzeit in den Supermarkt ums Eck gehen zu können, ist eine andere Nummer, als Getreide und Kartoffeln selbst anzupflanzen und bangen zu müssen, ob die Ernte ausfällt. Es gib kaum noch einen Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit.“ Auch Anflüge von Lagerkoller sind beiden nicht fremd. „Kurzfristig hilft es, einfach mal rauszugehen“, meint Katha. „Langfristig ist es eine Frage, wie gut es dir gelingt, deinem Partner mit Respekt zu begegnen und Kompromisse zu finden. Dafür müssen beide hundertprozentig hinter dem Projekt stehen, wirklich ein anderes Leben führen zu wollen.“ Trailbau – der Türöffner zu den Einheimischen Zufrieden wirken beide trotz der Härten, die der Alltag für sie bereithält. Italienisch ist mittlerweile keine Fremdsprache mehr. Und nachdem sich der Bürgermeister selbst in den Bagger gesetzt hat, können Harald und Katha endlich zu jeder Tageszeit warm duschen. Sich als Restaurateure alter Bergpfade einzubringen, hilft den beiden, sich im Tal zu integrieren. Harald will die Menschen kennenlernen, aber auch sich selbst. Sein Tool dafür ist sein Mountainbike. Hier ist es nicht anders. Der Trailbau funktioniert als Türöffner zu den Einheimischen. „Lokale Legenden wie der 90-jährige Luigi haben uns von alten Eselwegen erzählt, die längst verfallen sind. Wir haben sie wieder instandgesetzt“, erzählt Harald. „Bei uns zuhause bekämst du mit solchen Aktionen Ärger. Hier freuen sich die Menschen.“ Das E-Bike ist für Harald und Katha längst Alltagsfahrzeug und Sportgerät in einem. Der Weg zum Einkaufen ist ein großartiger 45-minütiger Trail-Ride. „Die Region ist voll von Wegen, die es offiziell nicht mehr gibt“, grinst Harald. „Sie wieder zugänglich zu machen, ist mein neues Abenteuer.“ Wie ein Wolf kommt er sich bisweilen vor, der sein Revier immer weiter erkundet. Längst hat er bei Freunden in den Orten im Tal Akkus deponiert. „Im Umkreis von drei Akku-Ladungen kann ich hier ein Leben lang spielen.“ „Ich habe eine neue Lebensqualität entdeckt“ Spielerisch sieht Harald mittlerweile auch die neue Lebensweise. „Wir sind keine Aussteiger. Wir sind nicht so einsam, wie man das vermuten mag. Im Gegenteil. Hier leben zwar nur wenige Menschen. Aber zu diesen wenigen haben wir mehr Kontakt als früher

HARALD PHI L IPP Local Legend. + Hergestellt in Deutschland + BASF Infinergy® Material TOUR TERMINE Premiere von Harald Philipps neuem Vortrag „Leaving Tracks“ wird am 13. November 2022 in Bad Tölz sein. Alle Termine und News gibt’s online auf www.leavingtracks.live. Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 in der Stadt. „Regelmäßig zusammen Essen, Kochen, …das mag ein wenig altmodisch klingen, zeigt aber, welch enorme Qualität das Miteinander hier hat.“ Harald und Katha sind nicht die Einzigen, die es ins verlassene Valle Argentina zieht. „Mittlerweile kommen wieder mehr junge Menschen in die fast ausgestorbenen Bergdörfer zurück. Eine neue Gemeinschaft entsteht“, beobachtet Katha. „Wir sind Mitgestalter dieser Zukunft.“ Harald zeigt Bilder von der Kartoffelernte auf dem eigenen Acker. „Wir leben umweltbewusst, aber wir übertreiben es auch nicht“, meint er. Womöglich sei genau das der Schlüssel zu einem weniger zerrissenen Leben. „Nichts ist dogmatisch. Wir essen vegetarisch, grillen aber auch mal Fleisch, wenn wird eingeladen sind. Kleinere Versorgungsfahrten erledigen wir mit dem E-Bike, angetrieben von Sonnenlicht. Zum Großeinkauf geht’s immer noch im Auto in die Stadt.“ Auf seiner ersten längeren Vortragstour nach all den Lockdowns ist Harald per Bahn und Bus durch Deutschland und Österreich getourt. Es ist frisch geworden draußen. Harald schürt den Holzofen ein. Auch jetzt denkt er immer wieder über die Auswirkungen seines Lebensstils nach. „Als Mensch wirst du immer Spuren hinterlassen“, hat er längst erkannt. Die Frage sei nur, welche Art von Spuren du zurücklassen möchtest. „Gute Spuren können zu spannenden neuen Wegen werden.“ Katha erzählt von den Hühnern, die sie künftig besser vor dem Fuchs schützen müssen. Von der misslungenen Getreideernte im vergangenen Sommer. Natürlich gäbe es Rückschläge, meint Harald. „Viele setzen die Idee nachhaltiger zu leben zu sehr mit Enthaltsamkeit und Rückschritt gleich, aber …“ – Harald schüttelt den Kopf – „…Verzicht ist nicht das, was ich wahrnehme. Der Spaß im Leben ist nicht, ganz oben sein, sondern eine Stufe nach oben zu nehmen.“ Verantwortung zu übernehmen, ist für Katha und Harald mit entscheidend dafür diesen Step zu tun. Dabei spüren sie Tag für Tag: „Sich dieser Verantwortung aktiv zu stellen, bedeutet nicht weniger, sondern mehr Freiheit!“ Momo bellt und tollt über die Wiese. Er will spielen. „Sorry, ich muss mich mal um unseren Hund kümmern“, meint Katha augenzwinkernd. Dass manche sich nach Corona genau das Leben zurückwünschen wie zuvor, komme ihr mittlerweile seltsam vor. „Im Leben kommt es doch darauf an, sich weiterzuentwickeln.“ Wie viel Spaß das machen kann, haben Harald und Katha zusammen mit Momo und den Hühnern in den vergangenen zwei Jahren erlebt – trotz mancher Rückschläge. Und der Spaß ist noch nicht zu Ende. Harald ist sich sicher: „Das neue Abenteuer hat gerade erst begonnen.“ Noch viele positive Spuren will er dabei hinterlassen: E-Bike statt Auto. Trailbau statt Fernreisen. Integration statt Expedition.

22 R I DERPROFI LE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 „Ich fahre einfach gerne Velo!“ sagt Birgit Bless. Die 26-jährige Schweizerin hat es auf Instagram mit ihren mehr als 38.000 Followern Bike-Influencerin geschafft. „Oh nein, ich bin keine Influencerin!“ antwortet sie vehement. „Ich will den Leuten meine Passion fürs Biken weitergeben und nicht Profit aus meiner Reichweite schlagen und da mordsmäßig abcashen. Ich tue einfach das, was ich gerne tue.“ Was sie gerne macht, sieht man auf ihrem Instagram-Account, und sie erzählt es auch: „Ich liebe Enduro! Je technischer und schwieriger ein Trail, desto cooler! Ich finde Trails megacool, wo Du ans Limit gehen musst, wo Du Dir vorher überlegen musst, was Du da machst.“ Umso erstaunlicher ist das, weil Bigi erst seit etwa sechs Jahren Mountainbike fährt. „Ich bin durch meinen Ex-Freund dazu gekommen und es hat mich voll gepackt, seitdem hab ich nie mehr was anderes gemacht.“ Das Mountainbike war Liebe auf den ersten Pedaltritt. „Biken ist meine Leidenschaft, dafür lebe ich. Mich sieht man eigentlich nur auf dem Bike, und wenn nicht, dann im Gym“, erzählt sie lachend und ergänzt: „Ich bin jedenfalls recht schlecht im chillen, bei mir muss es immer irgendwie laufen. Und je mehr Velo ich fahre, desto besser.“ Ihr Enthusiasmus ist ansteckend, so wundert es nicht, dass sie ihre Leidenschaft auch im persönlichen Kontakt weiterzugeben versucht. Die ausgebildete Sozialpädagogin fährt nämlich nicht nur in ihrer Freizeit „zur Psychohygiene“ MTB, sie baut es in ihre berufliche Arbeit ein. „Ich habe meine Diplomarbeit darüber geschrieben, wie Biken das Selbstkonzept von Jugendlichen fördern kann. Dadurch, dass sie erleben können ‚Wow, jetzt bin ich einen Trail gefahren, den ich vor zwei Wochen noch nicht geschafft habe!‘ oder ‚Cool, ich kann jetzt einen Platten flicken!‘ erleben sie Selbstwirksamkeit. Und das ist für die Kinder und Jugendlichen so wertvoll!“, erklärt sie begeistert. „Es ist so cool zu sehen, dass sich die Kids durch das Biken entwickeln, nicht durch eine spezielle Therapie, sondern durch etwas Alltägliches.“ Sie erzählt, dass schon etliche „ihrer“ Schützlinge danach gar nicht mehr absteigen wollten. „Schade ist nur, dass es die finanziellen Verhältnisse für viele oft schwer machen, an ein taugliches Bike zu kommen. Aber einer meiner ehemaligen Bezugsjugendlichen hat jetzt sogar die Lehre zum Velo-Mechaniker gemacht. Vielleicht hatte ich da ein bisschen Einfluss…“ Wenn Birgit von ihrer Leidenschaft erzählt, wirkt das nicht aufgesetzt oder gekünstelt - und es war sicher auch diese Authentizität, die ihr ihre Sponsoren und Instagram-Reichweite gebracht hat. „Ich bin mit einem Schweizer Händler beim Biken gewesen und das hat perfekt gematcht. Er hat mich mit Klamotten ausgestattet und wenig später ist dann die Bekleidungsfirma auf mich zugekommen“, erinnert sie sich. „Ich bin mir auch sicher, dass Instagram bei mir nur so gut funktioniert hat, weil ich immer 100% authentisch bin. Du musst machen, was Dir Freude bereitet und nicht, was Du glaubst, tun zu müssen, weil es anderen gefällt. Du darfst Dich nicht verkaufen, nicht für alles einspannen lassen. Nur dann kannst Du Deine Passion wirklich weitergeben.“ Plötzlich beginnt sie zu lachen: „Und Du musst Reels posten! Ohne Reels geht auf Insta grad gar nichts!“ Dass sie ihre Bike-Leidenschaft 24/7 lebt, nimmt man Birgit sofort ab. „Ich hasse das Wort ‚Work-Life-Balance‘. Es ist doch voll blöd, wenn Du zwei Leben leben musst – eins für die Arbeit und eines für die Freizeit“, führt sie aus. „Mir ist das megawichtig, dass ich das machen kann, was ich gerne mache. Für mich funktioniert die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit nicht, bei mir fließt beides ineinander, das liebe ich. Da brauch ich keine Work-Life-Balance, weil ich immer gerne mache, was ich tue.“ Im Gespräch lacht Birgit viel und bestätigt: „Ja stimmt, für mich darf das Leben gerne so weitergehen wie bisher. Ich bin sowieso ein megapositiver Mensch und versuche immer, gute Vibes zu verbreiten. Weg mit dem Konkurrenzdenken! Wir können doch alle so viel voneinander lernen!“ Sie wirkt in sich ruhend und komplett im Flow. Wobei: „Ich kann eigentlich gar nicht gut Flowtrail fahren, ich hab ein bisschen Angst vor der Geschwindigkeit“, gibt sie grinsend zu. Das wird aber sicher noch kommen, denn für Birgit Bless liegt der Reiz und die Schönheit am Biken genau darin: „Dass man nie ausgelernt hat! Biken ist ein endloser Prozess, Du lernst immer noch was dazu.“ Alter: 26 Homespot: Graubünden - Davos/Klosters Beruf: Sozialpädagogin Sponsoren: Trek, Endura, Shimano/Fumo, Bliz Eyewear Erfolge: Ich sehe meinen Erfolg darin, dass ich mir eine große Reichweite erarbeitet habe, mit welcher ich meine größte Leidenschaft teilen und weitergeben kann. Ziele: Living life to the fullest. @bigiii_ BIRGIT BLESS „Biken ist ein endloser Lernprozess“ Foto: M. Alfieri

R I DERPROFI LE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 BERNard KERR „Darum geht es beim Biken: Leute, Trails und gute Zeiten“ Alter: 31 Homespot: London Beruf: Biker-Typ Sponsoren: Pivot, Continental, Fox, Shimano, Reynolds, i9, Renthal, Leatt, Crankbrothers Erfolge: Sieger Red Bull Hardline 2016, 2019, 2021 King of Crankworx 2015 Crankworx-Siege im Dualslalom Podiumsplätze im DH World Cup Ziele: Weltmeisterschaften gewinnen, einen World Cup gewinnen, Redbull Hardline gewinnen und einfach nur Spaß am Radfahren haben. @bernard_kerr Bernard Kerr Foto: Pivot Cycles 23 Foto: Fotos: Boris Beyer Wir erreichen Bernard Kerr amTag nach demDualslalombei Crankworx in Whistler. „Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich müde heute“, erklärt er uns. Kein Wort darüber, dass er ebendiesen Dualslalom am Vortag glatt gewonnen hat. Wir lassen offen, ob er vom Race selbst oder von der Siegesfeier müde ist, und freuen uns, dass sich der 31-jährige trotzdem Zeit für unsere Fragen nimmt. Rückblende, England kurz nach der Jahrtausendwende. Der knapp 12 Jahre alte Bernard Kerr fährt ein bisschen Motocross, aber der Sport packt ihn nicht richtig. Was er aber richtig cool findet, ist, dass sein Cousin Joe Mountainbike fährt. „Also fing ich auch damit an und fuhr sofort Rennen – mein erstes, glaube ich, schon in der allerersten Woche.“ Bernard Kerr nahm nicht nur teil, er gewann seine Premiere auf den MTB-Racetracks. „Das fand ich schon cool. Aber was ich am meisten liebte, waren Sprünge und Wheelies“, erinnert er sich. Hat sich nicht allzu viel verändert in den vergangenen Jahren: „Mountainbiken ist einfach das Beste. Die Leute, die Orte, an die man kommt, und das Gefühl, einen Hügel zwischen Bäumen hinunterzufahren und Sprünge zu machen, ist einfach unschlagbar.“ Dass der junge Brite auf dem MTB unfassbar talentiert war, zeigte sich sehr schnell: „Ich habe schnell gemerkt, dass meine Fähigkeiten besser waren als die vieler anderer Fahrer. Und ich war überzeugt, dass ich ein paar Eigenschaften hätte, die mir helfen würden, Profi zu werden“, erinnert er sich im Gespräch. „Dazu kommt, dass mich meine Mutter nicht stärker unterstützen hätte können, sie hat immer an mich geglaubt.“ Auch anderen fiel der schnelle Brite auf. Als Pivot Cycles nach Großbritannien kamen, nahmen sie den gerade mal 18-jährigen Bernard Kerr unter Vertrag: „Ich sah die Räder, testete eines und habe nie zurückgeblickt!“ sagt Bernard. Pivot-CEO Chris Cocalis ergänzt: „Unser Teammanager rief an und erzählte, dass Bernard alle Rahmen verbraucht hätte. Alle anderen Fahrer brauchten nur einen Rahmen pro Saison, aber Bernard konnte absichtlich das Sitzrohr herausreißen. Er zwang uns dadurch, einige unserer Arbeitsschritte zu verändern und wir begannen, enger zusammenzuarbeiten.“ „Die Leute bei Pivot sind toll! Sie haben all die Jahre an mich und meine fragwürdigen Techniken geglaubt!“ grinst Bernard zu dieser Anekdote. Fragt man ihn, wie er sich selbst beschreiben würde, dann sagt er ohne Umschweife nur drei Worte: „Fun, beschäftigt und Lada.“ Und grinst breit dabei. Als Außenstehender möchte man eher das Wort „außergewöhnlich“ verwenden. Nicht nur sein Riding ist es – außergewöhnlich schnell, außergewöhnlich stylisch und immer mit außergewöhnlich viel Flow – es drängt sich derselbe Eindruck in Bezug auf seine Persönlichkeit auf: Ausgeprägte Zielstrebigkeit und großer beruflicher Erfolg treffen nicht oft auf die handfeste Bodenständigkeit und unverfälschte Nettigkeit, die Bernard Kerr an den Tag legt. Über seinen Youtube-Kanal mit mehr als 90.000 Followern sagt er zumBeispiel, dass er den nur aus Spaß gestartet hat – und das auch so bleiben soll. „Hoffentlich haben die Fans Spaß beim Zusehen.“ Den Teamchef-Job bei Pivot Factory Racing hat er sich hingegen praktisch selber besorgt: „Ich wollte nicht für ein anderes Team fahren und mich nach dem Zeitplan von jemand anderes richten. Also habe ich Chris 2012 gefragt, ob ich nicht mein eigenes Team sein und leiten könnte“, erinnert sich Bernard. „Er meinte, ich sollte ihm einen Vorschlag schicken und der Rest ist Geschichte.“ Pivot Factory Racing feiert 2022 sein 10-jähriges Jubiläum, besteht aus fünf Ridern, die allesamt in der Weltelite des Enduro und DHmitmischen, und hat kürzlich mit demPFR Next Gen Team sogar Nachwuchs bekommen. „Ich möchte sehen, wie sie die internationale Szene genauso aufmischen wie hier in Whistler. Die drei sind echt next level!“ zeigt er sich von den Nachwuchs-Ridern Dane Jewett, Ryan Griffith und Teagan Heap begeistert. Welche Ziele er für diese Saison verfolgt, beantwortet er wie aus dem Startgate geschossen: „Ich möchte imWeltcup-Ranking unter die Top-5 kommen. Und ich will, dass das EWSTeam die Teamwertung gewinnt.“ Aktuell liegt Bernard Kerr im Downhill-Weltcup auf Platz 14 – „Da geht noch was.“ Pivot Factory Racing führt die EWS-Wertung nach fünf Bewerben direkt an. Und dann gibt’s ja noch das Red Bull Hardline. „Das ist die krasseste und härteste Strecke des Jahres!“ schwärmt Bernard. Und ja, natürlich will er hier seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen und zum vierten Mal ganz oben am Treppchen stehen. Und wenn nicht? „Dann ist Biken trotzdem das Beste! Darum geht’s doch: Leute, Trails und gute Zeiten!“

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