Bergstolz Issue No. 117

Foto: Selfi RIDERPROFILE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07 |2023 BERnhard Braun „Bernie hier! Leidenschaftlicher Outdoor-Enthusiast und Vollzeit Bavarian Aktion Camper!“ Alter: 31 Homespot : Schruns im Montafon, Österreich Beruf : Professional Freeskier & Filmproduzent Sponsoren: Rossignol, Kaunertaler Gletscher, Pitztaler Gletscher Highlights: Movie „Sinner Fields“ (Banff Mountain Film Festival World Tour“ und Movie „Weißwurst Express“ 45 @braunbernhard @braunbernhard Als Freerider hat Bernie den eher klassischen Weg in Angriff genommen. Seine Eltern haben ihn schon früh auf Skier gestellt. Er erinnert sich mit einem Grinsen an die Zeit zurück: „An einem kleinen Schlepplift im Allgäuer Land, ganz nach dem Motto „Schuss -Pflug“. Heute eines der schönsten Dinge im Leben, waren Kurven damals noch nicht so mein Ding. Zum Glück waren meine Eltern darauf erpicht, mir das Gefühl für die Kante näher zu bringen. Ich weiß noch genau, als ich Jahre später meinen Dad das erste Mal in bewährter Kurzschwung Manier durch den Powder pflügen sah. Ich war vollauf begeistert.“ Aber als kleiner Stöpsel, der er damals noch war, entpuppte sich das Tiefschnee Fahren schnell als ein einziger Krampf und Kampf. Dann wohl doch besser auf der Piste Kurven fahren. Damals hat sein Herz allerdings noch für eine ganz anderes Hobby geschlagen: Fußball. Mit dem Alter von 13 Jahren landete Berni dann für einen Winter im Skiclub. „Das Feuer zum wettkampforientierten „Stangerl Fahren“ konnte ich damals aber nicht wirklich entfachen. Während des Trainings-Betriebes habe ich mich regelmäßig verdrückt und nach allerlei, möglichst schwindligen, Schanzen gesucht. Nach einem Jahr war es dann auch schon wieder vorbei mit dem Skiclub und ich drehte fleißig meine Runden auf den Kickern im Snowpark. Natürlich alles noch mit Rennskiern. Ein Dreier auf der Pro Line war damals das höchste meiner Gefühle.“ Den zündenden Moment hatte er dann aber etwa zwei Jahre später. Ein tiefwinterlicher Tag im Bregenzerwald, es schneite aus Kübeln. Zusammen mit seinen Kumpels fuhr er gerade mit dem Sessellift bergwärts. „Aus dem nichts ballerte ein Typ auf fetten Powderski über ein Baumstumpf - Pillow, landete und kassierte auf den folgenden Metern unter jubelnden Schreien radikalste Face Shots. Diesen Moment werde ich nie vergessen, wie der Schnee danach ihm noch in der Luft Stand, es war einfach das Geilste, was ich bis dahin sehen durfte. Mir war klar: dieser Typ möchte ich sein! Ich kratzte all mein Erspartes zusammen und besorgte mir die dicksten Latten, die es damals zu kaufen gab. Bereits der erste Run war wie eine Erleuchtung, die zehn Zentimeter Powder ließen mich quasi ins Tal fliegen. Das ist es! Das will ich in meinem Leben machen!“Von dem Moment ab richtete sich Berni sein ganzes Leben aufs Skifahren aus. Arbeiten im Sommer - Powder & Cliffs im Winter. „An einem guten Powder Tag fand ich fast immer einen Weg, nicht in der Schule sitzen zu müssen, sondern auf unberührten Hängen meiner Leidenschaft nachzugehen. Mein Ziel war es, irgendwann vom Skifahren leben zu können oder zumindest, dass sich der Sport selbst finanziert. Ich wollte einfach sicherstellen, dass solange ich es für richtig halte, ich keinen lohnenswerten Skitag verpassen muss. Etwas viel Schlimmeres gab es für mich damals nicht.“ Nach Abschluss seines Abiturs verbrachte er dann eine komplette Saison in Revelstoke, Canada. Dort stolperte Berni über eine richtig gute Crew aus Gleichgesinnten und eignete sich viele neue Skills an. Es war sein erster Winter, in dem sie versuchten, das FreerideAbenteuer auch auf der Kamera festzuhalten. „Props an meine Dudes von damals, geniale Zeit!“ Zurück in der Heimat verhalf ihm das daraus resultierende Season Edit zum Sieg in einem Video Contest, ausgehend vom Skiing Magazine (heutige Prime Skiing). Der Hauptpreis war damals ein Jahresvertrag im deutschen Freeski Team von Rossignol. Bernis Eintrittsticket in den professionellen Ski Sport. Aus einem Jahr wurden drei Jahre, gefolgt von nunmehr sieben Jahren im internationalen Freeski Team von Rossignol. Zuerst fokussierte er sich voll auf die Social Media Plattformen, um Reichweite zu generieren. „Meine Kumpels und mich beim shredden zu filmen und daraus Edits zu schneiden, hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Später habe ich dann auch bei größeren Ski Film Produktionen als Rider mitwirken dürfen. Gemeinsam mit meinen Idolen aus jüngeren Jahren Ski zu fahren und Freundschaften zu schließen war schon ein tolles Gefühl.“ Ein weiterer wichtiger Moment für Berni und sein Dasein als Freerider, war sicherlich der Kauf eines alten VW LT 28, den er zu einem Wintercamper ausbaute. „Mein „Hubsi“ begleitet mich seither jeden Tag dorthin, wo der Powder fällt.“ Angenehme Wärme vom Holzofen, Wohlfühlen durch natürliche Materialien und die Freiheit, jeden Tag in einem anderen Skigebiet aufzuwachen, war für ihn das Höchste! Speziell aber am Kaunertaler Gletscher hat er seine zweite Heimat gefunden. „Die einkehrende Ruhe hoch oben am Gletscher, wenn die vielen Tagesgäste ihre Heimreise antreten, ist einfach sagenhaft. Das Gelände entspricht genau dem, was ich mir unter Freeriding vorstelle. Verspielt, fordernd und niemals endend. Durch relativ kurze Zustiege lassen sich dort sagenhafte Big Mountain Lines erreichen. Während nur ein paar Meter weiter die souligsten Runs darauf warten, zerpflückt zu werden. Bis in den späten Frühling findet man dort oben perfekten Pulverschnee. Herz was willst du mehr? Ach ja, kaum Freeride-Konkurrenz aber pssst! Klar hat es hin und wieder auch seinen Reiz, Spuren durch den Powder in Kanada oder Japan zu ziehen. Doch bin ich jedes Mal froh, zurück ins Kaunertal zu kommen.“ Seitdem der Social Media Wahnsinn seines Erachtens ein wenig überhandgenommen hat, konzentriere er sich mehr auf die Produktion von Ski Filmen, welche weltweit auf Outdoor Sport Filmfestivals zu sehen sind. „Die direkte Interaktion mit dem Publikum gefällt mir sehr und das Erschaffen eines ganzheitlichen Projekts stellt mich vor neue Aufgaben und Möglichkeiten. In meinem Erstlings-Projekt „Sinner Fields“ 2022 habe ich mir einen Ruck gegeben und meine Persönlichkeit sowie meinen bayerischen Humor mit einfließen lassen. Anfangs war ich sehr skeptisch, ob das überhaupt irgendwo Gefallen finden wird. Erfreulicherweise wurden meine Erwartungen weit übertroffen. Das Feedback war überwältigend und der Film läuft noch immer fast täglich auf der „Banff Mountain Film Festival World Tour“. Es dorthin zu schaffen bedeutet mit Sicherheit den Höhepunkt meiner Karriere. Nun, ein Jahr später, kommt mein zweites Solo-Projekt „Weißwurst Express“ in die Kinos. Wie der Name bereits verrät - wieder mit waschechtem Bayerischen Kontext. Als nächstes läuft der Film am 11. November auf der „Freeride Filmbase“ in Innsbruck. Bin gespannt, wie er beim deutschsprachigen Publikum ankommt! Jedenfalls habe ich durch die neue Kombination aus persönlichem Schmäh und adäquaten Freeriding ein motivierendes Konzept für weitere Projekte in den kommenden Jahren gefunden.“ Foto: Max Draeger

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