Bergstolz Issue No. 119

GEORGIEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 |2024 17 IALAKHA Mit Skiern durchs georgische Kaukasusgebirge Der Wecker klingelt. Viel zu früh für meinen Geschmack. Ich bin müde und mir ist kalt, die erste Nacht im Zelt war wirklich beschissen. Trotzdem beschließe ich, mich zusammenzureißen und strecke den Kopf aus dem Zelt. Die Größe und Dimension dieses Orts lässt sich kaum in Worte fassen. Wir befinden uns auf einem Bergrücken auf knapp 3000 Höhenmetern. Bisher konnte ich mir nur vorstellen, was es heißt, umgeben von den gigantischen Berggipfeln des georgischen Kaukasus aufzuwachen. Um uns herum herrscht Stille. Lediglich ein leichter Windhauch erzeugt ein leises Geräusch, während die ersten Sonnenstrahlen die umliegenden Berge in ein rosarotes Licht tauchen. Was uns an diesen Ort gebracht hat? Die Antwort auf diese Frage streckt in Form von Helis Lockenmähne just in diesem Moment ihren Kopf aus dem Zelt. Er ist die treibende Kraft hinter unserer Mission - eine Skitraverse durch einen Teil des georgischen Kaukasus. Unsere Reiseroute hangelt sich an einer Reihe von Bergen mit potenziellen Abfahrten entlang. Die meisten von ihnen sind nach unserer Kenntnis bisher noch unbefahren. Kein Wunder, denn wir befinden uns in einer der abgelegensten Regionen Georgiens. In der Region Racha. Von Ghebi – dem letzten bewohnten Ort in der Region – sind wir vor drei Tagen Richtung Ushguli – unserem Zielort in der Region Svaneti - aufgebrochen. Wegen des milden Winters zuerst mit Pferden, mit immer tiefer werdendem Schnee schließlich zu Fuß. Was uns erwarten würde, wusste zu dem Zeitpunkt noch keiner. Klar war nur: Nach den ersten Kilometern werden wir keinen Empfang mehr haben und auf uns allein gestellt sein. Für die nächsten 6-10 Tage. Während ich meinen Blick über die Landschaft schweifen lasse, strecken auch die restlichen Mitglieder der Gruppe die Köpfe aus ihren Zelten. Levi und Eva verbringen die gesamte Wintersaison in Georgien und das schon seit mehreren Jahren. Heli und die zwei kennen sich aus dem Skigebiet Gudauri. Zura hat Heli – wie in Georgien nicht unüblich – in einer Bar kennengelernt. Er ist in der Region Svanetien aufgewachsen und schon sein ganzes Leben im georgischen Kaukasus unterwegs. Damit bleiben noch Yessica und ich. Wir beide waren noch nie in Georgien und sind ebenfalls über Heli zu diesem Vorhaben dazugestoßen. Als mich Heli im Sommer 2022 fragte, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen, war ich direkt hooked und motiviert, einen Film darüber zu drehen. Ohne genau zu wissen, auf was ich mich da einlasse. Denn während wir alle uns mit den Ungewissheiten einer solchen Expedition zurechtfinden müssen, habe ich nebenbei als Filmer das Privileg, alle Eindrücke, Gefühlslagen und besondere Momente auf Kamera festhalten zu dürfen. Auch wenn ich nach den 1000 hm gestern am Zweifeln bin, ob sich das noch ein Privileg // Foto & Text: Sammy Theurer

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