Bergstolz Issue No. 127

18 NORWEGEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 /2025 Die charakteristische Landschaft Loppas wird von steilen, gezackten Bergen geprägt, die sich 500 Meter direkt aus dem Meer erheben. Fast jede Skitour hier führt durch komplexes Lawinengelände. Unser Ziel war ehrgeizig: die Überquerung der Halbinsel von Tverrfjorden nach Bergsfjord über Nuvsvåg und Ullsfjorden – eine Route, die uns in vier Tagen durch ein Tal, zwei Fjorde und vier Pässe führen sollte, während wir unsere gesamte Ausrüstung selbst tragen mussten. Wir begaben uns wahrhaftig in unerforschtes Gebiet. Die Idee zu dieser Expedition reifte über Jahre. Mein erster Besuch in Loppa lag mehr als ein Jahrzehnt zurück, als ich während eines Lawinenkurses drei Wochen in Nuvsvåg verbrachte. Die dramatische Landschaft faszinierte mich sofort, besonders der Ullsfjord – ein verlassener Fjord ohne Häuser, ohne Menschen, pure Wildnis. Jahre später, als ein Freund eine Skihütte in Bergsfjord eröffnete, begann ich, Kartenmaterial zu studieren, um eine Verbindung zwischen Nuvsvåg und Bergsfjord auf Skiern zu finden. Ich entwarf eine anspruchsvolle Route, die den Ullsfjord einschloss und einen steilen Aufstieg auf der Rückseite der „Infinity Bowl“ beinhaltete – einer Mulde mit mehreren Couloirs, die über Bergsfjord thront. Dieser Plan setzte jedoch stabile Lawinenbedingungen und klares Wetter voraus, da wir uns ständig in lawinengefährdetem Gelände bewegen würden. Für diese ambitionierte Tour holte ich mir Thea Kopala Røhme ins Team, eine der fähigsten Bergsteigerinnen, die ich kenne. Während ich mit Skirennen auf den kleinen Hügeln Oslos aufwuchs, wurde Thea in einem Fjord an der Westküste groß, wo sie unter der Anleitung ihres Vaters, eines IFMGA-Bergführers, das Skifahren und Klettern lernte. Ihr Zugang zu den Bergen ist von Respekt und Pragmatismus geprägt, und unsere Kommunikation funktioniert mühelos – eine unabdingbare Notwendigkeit beim sicheren Skitourengehen. Vervollständigt wurde unser Team durch Anders Vestergaard, einen dänischen Fotografen, der für seine Aufnahmen der wildesten norwegischen Outdoor-Szenen bekannt ist. Anders gehört zu den besten Outdoor-Ski-Fotografen, und er war sofort dabei, als ich ihm die Idee vorstellte. Das Wetter meinte es außerordentlich gut mit uns. Einen Termin Monate im Voraus festzulegen ist immer ein Wagnis, aber fünf Tage vor der Tour räumte ein Lawinenzyklus den größten Teil des instabilen Schnees weg. Die Lawinengefahr sank auf Stufe 1, und nach einem bewölkten ersten Tag genossen wir für den Rest des Trips blauen Himmel und kalte Temperaturen. Der erste Tag begann voller Optimismus und mit frischen Beinen. Wir nahmen die Fähre von Øksfjord nach Tverrfjordbotn, wo unser Abenteuer startete. Nach der Überquerung eines gefrorenen Sees stiegen wir nordwestlich zum Magnusskardet auf, einem Sattel auf dem Grat, der zum Breitind führt – unserem Tagesziel. Der Grat erwies sich als länger und technisch anspruchsvoller als erwartet und erforderte mehrere Wechsel zwischen Skiern und Steigeisen. Als wir unser geplantes Couloir erreichten, ging bereits die Sonne unter, und ich war besorgt, dass wir im Dunkeln abfahren müssten. Unsere schweren Rucksäcke – gefüllt mit Camping- und Lawinenausrüstung sowie Verpflegung – ließen wenig Platz für starke Stirnlampen, weshalb Skifahren in der Dunkelheit keine Option war. Die Abfahrt gestaltete sich schwierig, mit hartem Schnee

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