JAPAN
BERGSTOLZ Ski Magazin November 2011 | Seite 27
“I’m really sorry, it’s a really bad winter, there is so less snow!” Mein japanischer Freund Takehiro wirkte betrübt,
ja fast schuldig, während er langsam und behutsam seinen Bus auf der Schneefahrbahn in Richtung Südwesten
manövrierte. Hauni, Matthias, Pia und ich konnten mit seinen Worten nicht so recht etwas anfangen. Seit wir auf
Hokkaido, der nördlichsten Insel Japans, gelandet – Takehiro hatte uns am Flughafen in Sapporo abgeholt – und
wir zum Skigebiet Niseko Hanazono unterwegs waren, wurden die Schneemaßen neben den Straßen immer
mehr: Alles war weiß. Wenige Stunden zuvor hatten wir das frühlingshafte und sonnige Tokio verlassen, wo wir
zwei spannende Tage erlebt hatten. Dort konnten wir es uns nur schwer vorstellen, dass wir eigentlich zum
Skifahren nach Japan gekommen waren. Doch die Vorfreude auf meterhohen Tiefschnee stellte sich beim Blick
aus dem Fenster schnell wieder ein.
Für Matthias “Hauni” Haunholder, Matthias Mayr, Pia Widmesser und mich sollte sich mit dem Trip in den japa-
nischen Powder ein Traum erfüllen. Bislang kannten wir Japan nur aus Erzählungen, Filmen und von Fotos. Die
Nähe zu Sibirien und die damit verbundenen Wettereinflüsse und Winde sowie die besondere Lage zwischen
Bergen und Meer sorgen in Niseko imWinter für starken und anhaltenden Schneefall. Niseko Hanazono ist dank
der unglaublichen jährlichen Schneemenge von 16 Metern und der besonders trockenen und leichten
Schneequalität Japans berühmtestes Powder-Skigebiet. Hanazono liegt auf 308 Höhenmeter, und somit exakt
1.000 Höhenmeter unterhalb des Gipfels des Mount Niseko-Annupuri, an dessen Fuße sich die miteinander ver-
bundenen Skigebiete Hanazono, Grand Hirafu, Niseko Village und Niseko Annupuri anordnen.
Seit Mitte der 1990er Jahre, als sich die Schneesicherheit Hokkaidos auch im Ausland verbreitete, werden die
Skigebiete um Niseko ständig weiter ausgebaut und modernisiert. Neben modernisierten Liftanlagen und
Restaurants entstehen große Luxushotels und Chalets direkt im Skigebiet. Neben Japanern von der Hauptinsel
(Flugzeit Tokio-Sapporo etwa 1,5 Stunden) zählen vor allem Chinesen und Australier zu den Skitouristen in
Niseko.
Dass Hanazono tatsächlich mehr Schnee gewohnt ist, als es Anfang Januar 2011 der Fall war, erfuhren wir am
nächsten Tag von den Verantwortlichen des Skigebietes höchstpersönlich. Obwohl das ganze Skigebiet für uns
Europäer sichtbar von einer dicken Schneedecke bedeckt war, wurde uns mitgeteilt, dass die Offpiste-Runs groß-
Hanazono | Niseko Photograph