Bergstolz Issue No. 112

RIDERPROFILE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 02 |2023 Jesse Melamed „Meine Eltern haben mir beigebracht, dass man für seine Träume arbeiten muss” Alter: 31 Homespot: Squamish, BC, Kanada Sponsoren: Canyon, SRAM, RockShox, Troy Lee Designs, DT Swiss, Maxxis, Crankbrothers, Ergon, E-13, Chris King, Dynamic Bike Care, MaurtenGravity Card, Clano Apparel, Senders Academy Karriere Highlights:: 2022 Enduro World Series Gesamtsieger 2020 Enduro World Series Führender Media: 21 Fotos: Sterling Lorence Was für eine Krachermeldung gleich zu Beginn des neuen MTB-Jahres: Der amtierende Enduro World Series Gesamtsieger Jesse Melamed verlässt sein langjähriges Team und wechselt zum Canyon CLLCTV. "Ich bin total stoked, ab sofort ein Teil des Canyon CLLCTV zu sein! Sie teilen meine Leidenschaft fürs Racen, und ich bin gespannt, was wir gemeinsam erreichen werden”, sagt Jesse zu seinem spektakulären Team-Wechsel. “Auch wenn es sicher noch eine Zeit dauern wird, bis ich mich an das neue Umfeld gewöhnt habe, freu ich mich auf die Reise.” Der Kanadier aus Whistler gehört seit Beginn der Enduro World Series 2013 zum Riderfeld. Und hat sich im Lauf der Jahre als einer der schnellsten unter den Top-Fahrern etabliert. Schon 2020 hatte er im Rennen um die EWS-Krone am Ende des Rennkalenders die Nase vorn, aber: In der verkürzten Serie wurde kein Titel vergeben. Vergangenes Jahr dann kürte er sich in seiner zehnten Saison endlich zum Enduro World Series Gesamtsieger: „Es war ein langer, harter Weg dorthin, und ich kann es eigentlich immer noch nicht wirklich glauben“, erinnert er sich an die Saison 2022, „Richie Rude und ich wechselten uns praktisch dauernd in der Führung ab und ich war schon wahnsinnig stolz, dass ich ihn überhaupt dermaßen fordern konnte. Dass ich in den letzten Rennen dann den Gesamtsieg fixieren konnte, war Wahnsinn. Und ich verdanke das auch allen, die mich unterstützt haben.“ Dabei sind und waren Jesses erste Förderer und Unterstützer seine Eltern. „Ich wuchs im Mountainbike-Paradies Whistler, B.C. auf“, erzählt er davon, wie er aufs Bike kam. „Ursprünglich wollte ich ja Profi-Eishockeyspieler oder Skifahrer werden. Und natürlich besser sein als mein großer Bruder. Meine Eltern waren aber Mountainbiker und setzten mich aufs Bike, ob ich wollte, oder nicht. Ich erinnere mich daran, dass ich zu Beginn wirklich überredet werden musste und mir meine Eltern jede Menge Eiscreme versprachen, als Belohnung nach dem Biken.“ Er lacht. „Irgendwann hat mich das Fieber aber gepackt, und ich wollte nicht mehr absteigen.“ So verbrachte er schon als Kind jedes Wochenende im Sommer auf dem Rad und nahm an lokalen Rennen teil. Hier zeigte sich schnell sein Talent. Darauf, dass sich jedoch nicht sein ganzes Leben – vielleicht zu früh – alleine ums Biken drehen sollte, achtete Jesses Mutter. „Sie hat meinem Bruder und mir acht Jahre Klavierunterricht aufs Auge gedrückt, und als Kinder haben wir sie dafür gehasst“, schmunzelt er. „Heute freue ich mich, dass ich ganz ordentlich spiele.“ Außerdem machte er seinen Uni-Abschluss in Computer Engineering, während er in der EWS rund um den Erdball um den Sieg fuhr. „Meine Eltern haben mich nie gezwungen, zur Schule oder zur Uni zu gehen, das war meine eigene Entscheidung. Was sie mir aber beigebracht haben ist, dass man für seine Träume arbeiten muss.“ So studierte er nicht nur - neben seinen eigenen Rennen verbringt er noch immer seine freie Zeit zuhause in Whistler damit, junge Fahrer für die Whistler Off Road Cycling Association zu coachen und Fahrtechnik-Camps anzubieten. Auch auf seinen Social-Media-Kanälen geizt er nicht mit Tipps und Ratschlägen, wenn er darum gebeten wird. „Für mich ist das ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich lasse mich von jedem inspirieren, der Spaß hat", sagt Jesse. "Wenn ich Fahrrad fahre, ist mir das Lächeln ins Gesicht zementiert. Und diese Freude zu teilen, ist unglaublich für mich.“ So wild ihn der Enduro-Zirkus auch rund um den Erdball führt, so geerdet wirkt Jesse Melamed. „Meine Familie und Whistler sind die Konstanten in meinem Leben. Und wie gesagt, die Arbeitsmoral haben mir schon meine Eltern vermittelt.“ Er schmunzelt: „Mein Vater ist jetzt 64 und baut hier immer noch Trails. Er fragt mich oft nach meiner Meinung – und manchmal schafft er es sogar, dass ich ihm helfe, ein paar Steine aus dem Weg zu räumen.“ Dass einer der schnellsten und talentiertesten Rider im Starterfeld zudem einer der härtesten Arbeiter unter den Fahrern ist, wird es der Konkurrenz – neues Team hin oder her - nicht einfacher machen, Jesse Melamed 2023 vom Podium zu schubsen. Er grinst: „Ein paar Jahre hab ich sicher noch. Aber irgendwann hör ich auf professionell zu racen, und dann würde ich gerne mein Ingenieursstudium mit dem Biken verbinden.“ Bis dahin aber wird er Gas geben, denn: „Ich kann es kaum erwarten, dass die neue Saison startet!“ JesseMelamedMTB @jessemelamed

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