GEORGIEN auch für einen Profi eine echte Herausforderung gewesen. Levi wählt die deutlich flachere Linie. Nicht weil er nicht auch steiler fahren könnte und wollte. Doch er hat sich einen Vorsatz für dieses Projekt vorgenommen: „Play it safe“. Und um ehrlich zu sein: Während Levi seine Line runtersurft, ist es eigentlich auch ein bisschen egal, wie steil das Ganze ist. Denn während jedem seiner Turns kribbelt es bei mir im Bauch. Ich freue mich darauf, gleich auch da runter zu surfen. Gesagt, getan. Und was für eine Freude das ist! Eine Belohnung für über einen Monat harte Arbeit und die letzten zwei Tage Quälen. In den Gesichtern der anderen sehe ich dieselbe Freude. Alle würden gerne hierbleiben und noch mehr davonfahren. Das bleibt uns jedoch nicht vergönnt. Ab morgen soll es regnen und schneien. Und da wir noch 7 km bis zu unserem CampSpot für die Nacht haben, beschließen wir, uns schleunigst vom Acker zu machen. Die anderen Linien an dieser Wand müssen wohl bis zum nächsten Besuch warten. Ein kleines Plus: Entgegen unseren Erwartungen müssen wir die restliche Strecke nicht laufen, sondern können fast alles auf unseren Brettern abfahren. Und so fahren wir glorreich in die letzten goldenen Strahlen der untergehenden Abendsonne gehüllt, dem Tal entgegen. Für die nächsten Tage werden wir die wohl eher nicht mehr sehen. Dicke Wolken ziehen schon jetzt in unser Tal. Nächster Morgen – Da es ab heute Abend intensiv regnen soll ist unser Ziel für heute das Zhesko Alpine Camp. Eine Ansammlung von Häusern mit halbwegs intaktem Dach – zumindest sieht es so auf der Satellitenkarte aus. Aufgrund der Wolkendecke konnte die Schneedecke heute Nacht nicht mehr anfrieren. Für uns bedeutet das, dass wir den steilen Pass, welcher die Schlüsselstelle unserer heutigen Etappe ist, so schnell wie möglich überqueren müssen. Also packen wir schnell zusammen und begeben uns auf den Weg.Viele der Hänge um uns herum sind schon abgegangen, die Schneedecke auf dem Pass hält als eine der letzten. Als die Spitzkehren aufgrund der schweren Rucksäcke nicht mehr möglich sind, schnallen wir die Skier ab und Bootpacken die letzten Meter. Ich bin erleichtert, als sich schließlich alle oben auf dem Kamm befinden. Nur noch ein letztes Mal unsere Kräfte mobilisieren und auf der anderen Seite abfahren, dann haben wir es geschafft. Die zwanzig Turns haben es in sich und so bin ich ebenfalls heilfroh, dass alle es auch an einem Stück nach unten schaffen. Die Laune ist mies und die Erschöpfung allen anzusehen. Ein tiefes Grollen kündigt das anrollende Gewitter an und wir haben noch einige Kilometer zu laufen. Die Hoffnung, heute Nacht ein Dach über dem Kopf zu haben und vielleicht sogar einen Ofen ist das letzte, was mich dazu bewegt, weiterzulaufen. Mit dem einsetzenden Regen dann die positive Überraschung: Eine der Hütten ist Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 |2024
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