20 GEORGIEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 |2024 weder abgeschlossen noch undicht. Und hat sogar einen funktionierenden Ofen. An dessen Wärme trocknen wir unsere Sachen und tanken Energie für die fünfte Etappe. Morgen werden wir die zerklüfteten 4000er an der Grenze zu Russland leider links liegen lassen müssen. Zu schlecht ist das Wetter für die nächsten Tage angesagt. Wir sollten das gute Wetter nutzen, um unseren Weg fortzusetzen. Als am nächsten Morgen die Sonne durch die Wolken bricht, sehen wir uns in unserer Entscheidung bestärkt. Wir werden heute versuchen, so nah an den Pass nach Ushguli zu kommen, wie möglich. Entgegen der Hoffnung auf genügend Schnee im Tal, müssen wir schon nach ein paar hundert Metern die Skier abschnallen. Es war die letzten Wochen einfach zu warm und Sonne und Regen haben auch den letzten Schnee im Tal weggeschmolzen. Normalerweise liegt hier um die Jahreszeit noch zwei Meter Schnee. Bei frühlingshaftem Wetter machen wir uns zu Fuß und mit den Skiern auf dem Rucksack weiter auf den Weg. Wir sind nun schon vier Tage unterwegs und haben uns unsere eigene kleine Welt geschaffen. Aus dieser werden wir im Tal jäh herausgerissen, als wir das Hupen eines LKWs hören. Aufgrund des milden Winters fangen die Straßenarbeiten an der Passstraße nach Ushguli schon viel früher an als sonst. Kurz werden wir aus unserer Welt in eine komplett andere gerissen. Bauarbeiter, die Fotos von und mit uns machen, viele bellende Hunde und zuletzt ein Ape ähnliches Gefährt mit Laderampe, auf welche unser Gepäck mitsamt uns gepackt wird. Immerhin hat der kurze Zivilisationsschock so auch noch eine gute Seite: Wir sparen uns ein paar Kilometer bergaufwärts. Bis die Straße von einem Lawinenkegel versperrt wird, die Ape umdreht und wir genauso plötzlich wieder alleine und auf uns gestellt sind. Wir laufen noch ein paar Kilometer und schlagen am Fuß des Passes nach Ushguli unser Camp auf. Ich hätte keinen Meter mehr weiterlaufen können. Die Stimmung ist gedrückt. Morgen werden wir die letzten Meter Richtung Ushguli laufen. Lediglich der Pass trennt uns noch von dem Ziel, auf das wir seit fünf Tagen hinarbeiten. Niemand von uns hätte erwartet, dass das am Ende so schnell in Sicht sein würde. So langsam hat sich bei allen eine Routine eingespielt - Wir sind ein richtiges Team geworden. Morgen Richtung Zivilisation aufzubrechen, fühlt sich an wie Abschied nehmen. Von etwas, dass nur hier existiert. In den Weiten des georgischen Kaukasus. Während die letzten Scheite im Feuer verglühen, mache ich mich auf den Weg ins Zelt.Wie das wohl sein wird, morgen wieder unter Menschen zu sein? ANREISE: Mit dem Flugzeug von München nach Tibilisi. Die Umweltfreundliche Route (welche wir zuerst wählen wollten) würde über den Landweg über die Türkei führen. ÜBERNACHTUNG: In den Skiorten gibt es zahlreiche Hostels. Auf der Durchschreitung haben wir im Zelt oder in verlassenen Hütten geschlafen. Wir waren mit zwei MSR Acess 3 unterwegs. TOURENPLANUNG: Die Planung erfolgte über FatMap von Strava. In der Pro-Version kann die 3D-Karte auch offline genutzt werden. Das Tool bietet die Möglichkeit, eigene Tracks anzulegen und verschiedene Layer wie z.B. Hangneigungsklassen über die Karte zu legen. Zusätzlich hatten wir noch Wanderkarten aus Papier als Sicherheit dabei. WETTER: Normalerweise schneit es im April in Georgien noch recht viel bei kälteren Temperaturen. Dieses Jahr war der Winter mild und der Niederschlag kam oft als Regen runter. Das tagesaktuelle Wetter haben wir über unsere Garmin In-Reach Mini bezogen. VERPFLEGUNG: Gefriergetrocknete Trockennahrung von Travellunch mit Hauptmahlzeiten, Frühstück, verschiedenen Snacks für den Tag sowie Nährstoffdrinks in Form von Pulver. AUSRÜSTUNG: Kleidung von TERREX: 3Lagen Latzhose und Jacke, Daunenjacke, Beanie, Buff etc. Isomatten von Thermarest Lawinenrucksäcke, 80L Rucksäcke & Schlafsäcke von Deuter Zelte von MSR Ski & Splitboards von: Valhalla Ski, Blizzard, K2... Pickel und Steigeisen: Petzl I N F O BOX DIE GRUPPE Heli Hofmann (Initiator, Line Producer) kommt ursprünglich vom Bodensee. Aktuell studiert er in Freiburg Kulturanthropologie. @heliiho Eva Stribrna (Fotografin, Line Producerin) kommt ursprünglich aus Prag und lebt den Winter über in Georgien, wo sie als Ski Instructor arbeitet. @eva_vagabond Zura Phaliani (Local aus Mestia) verbringt sein gesamtes Leben schon in den Bergen um Mestia herum und arbeitet die Sommer/Wintersaison als Guide dort. @zura_phaliani Yessica Kurock kommt ursprünglich aus der Nähe von Ulm. Ab 2024 promoviert sie in Kanada im Skitechnik- Bereich. @yessyippieh Levi Seiferheld lebt ebenfalls die gesamte Wintersaison in Georgien und arbeitet dort als Ski Instructor. @soaphero_elias Sammy Theurer (Director & DP, Producer) kommt aus Freiburg und arbeitet dort als Outdoor-Filmemacher und Drohnenpilot. @sammytheurer
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