32 MATTHIAS & MATTHIAS Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 |2024 Alaska, Japan, die Alpen Neuseelands, überall waren wir schon, um unsere Lines in den Schnee zu ziehen und auf Film zu bannen. Aber, was für mich wenige Jahre zuvor noch unvorstellbar war: Mein selbst definierter Traumberuf wurde mir, es ist eigentlich nicht zu glauben, zu langweilig und monoton. Träumte ich wenige Jahre zuvor noch, irgendwann mal in Alaska meine Spuren in den Schnee zu ziehen oder im endlosen Tiefschnee Hokkaido´s zu „schnorcheln“, war die Realität doch so, dass diese Träume zwar alle wahr wurden, sie aber zu 99% aus “warten auf den besten Moment” bestanden. Deshalb standen sowohl ich als auch mein Kollege „Hauni“, der im Sommer 2014 sogar schon mal kurz seine Karriere an einen zum Glück sehr rostigen Nagel hängte, am Wendepunkt unseres Skifahrerlebens. Der Beschluss war, dass wir ab diesem Zeitpunkt nur noch Sachen machen, die von Anfang bis zum Schluss so spannend sind, dass Langweile nicht im entferntesten aufkommen kann. 6 Monate später stehen wir auf einem Frachtschiff im nördlichen Pazifik, Wassertemperatur 2 Grad, Ziel: Onekotan. April 2015, zu diesem Zeitpunkt war das einzige Bild, das von der Insel Onekotan im Winter existierte, eines der ISS, also aus dem Weltraum. Das jedoch war so beeindruckend, dass es Grund genug war, völlig grün hinter den Ohren was 1. Expeditionen, 2. Russland, 3. den Ozean angeht. Völlig egal, wie man ja weiß liegt zwischen Mut und Dummheit ein sehr schmaler Grat. Grenzenloser Optimismus alles irgendwie schaffen zu können gesellte sich dazu, so kam es, dass wir 36 Stunden später auf einer unbewohnten Insel abgesetzt wurden, die laut Klimadiagramm durchschnittlich einen Sonnentag pro Monat und einen Tag mit weniger als 70 Stundenkilometern Wind aufwartete. Die denkbar schlechtesten Umstände für Freerider. Die besten jedoch, um das ultimative Abenteuer zu erleben. Wir hatten eine neue Leidenschaft gefunden. An die faszinierendsten Orte der Welt zu reisen und sich nicht davon abhalten zu lassen, dass viele dieser Orte eigentlich unerreichbar sind. Und gerade dieses Gefühl, noch mehr auf sich selbst gestellt zu sein, als beim normalen Freeriden, keine Rettungsmöglichkeiten zu haben. Alles von sich selbst und dem eigenen Team abhängig zu machen, das ist für mich der neue Flow Status. Nichts füllt Körper und Geist mehr aus, als in Regionen unterwegs zu sein, wo es kein 140 gibt, keine warme Hütte und kein “ich kann nicht mehr, ich fahr jetzt heim”. Onekotan war der Beginn eines neuen Lebensgefühls, vom Freerider zum SkiAbenteurer. Eine Transformation, die rein zufällig passierte und so nie angestrebt war, gleichzeitig etwas, dass sich für uns sehr passend anfühlte. Wie sehr uns dieses neue Gefühl vereinnahmte, konnte man beim Heimflug von Petropawlowsk erkennen. Ein Blick aus dem Fenster des Jets nach Hause hinunter in die Tiefebenen Sibiriens, hatte mit Ebenen rein gar nichts zu tun. Unter uns erstreckten sich zwei jeweils mehr als 1000 km lange Gebirgszüge, von Nord nach Süd. So gigantisch, beeindruckend und überraschend, weil wir ebenso wenig wie die meisten hier, keine Ahnung hatten, dass es im äußersten Osten Sibiriens Berge gab. Und genau deshalb war sofort klar, wo die Reise 2016 hingehen sollte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass dies vielleicht kompliziert werden könnte. 2016 Anfang Februar, das Gute zuerst, wir haben
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