MATTHIAS & MATTHIAS 33 mittlerweile rausgefunden: das sibirische Tschersky Gebirge ist Heimat des höchsten Gipfels von ganz Nordostsibirien. Den Gora Pobeda hat noch nie jemand mit Skiern befahren. Laut Literatur auch nicht möglich. Dazu sei gesagt, viel Literatur gibt es hierzu nicht. Nun die Probleme: der Gora Pobeda liegt mehr als 350 km von der nächsten Straße entfernt. Diese „nächste Straße“ nennt sich „Road of Bones“, ist also auch nicht unbedingt vertrauenserweckend. Deshalb sitzen wir auch schon im UAZ mit unseren neuen russischen Freunden Ajar und Pasha unterwegs von Jakutsk, der kältesten Großstadt der Welt, Richtung Nordosten. 1400 km, um genauer zu sein. Zwei Tage seien wir unterwegs, meinte Ajar. Dass zwei Tage bedeutet, 47 Stunden durchzufahren, ohne einer einzigen Nächtigung, wussten wir davor natürlich nicht. War aber genau nach unserem Motto, alles, nur nicht langweilig. -55 Grad erlebten wir dabei, kälter geht nicht… Wenige Wochen später waren wir wieder in Sibirien. Unser Erstbesuch, um herauszufinden, wie wir auf den Gora Pobeda kommen könnten, hat sich teilweise gelohnt. Wir wussten nun zumindest, die Nomadenfamilie, welche am Fuss des Tschersky Gebirges ihr Winterlager hat, würde uns tatkräftig unterstützen und hat uns schon im Februar aufgenommen, als wären wir ein Teil ihrer Familie. Diese Begegnungen mit Menschen aus derart extremen Regionen sind für mich persönlich das Wertvollste, das ich von meinen Reisen mitnehmen konnte. Zwei Wochen später standen wir am Gipfel des Gora Pobeda, dem Berg des Sieges. Benannt aufgrund des in Russland alljährlich gehuldigten Sieges über Nazi Deutschland am 8. Mai. So absurd die aktuelle Situation in Russland gerade ist, so schrecklich Putin und Co. agieren. Persönlich haben wir auf unseren mittlerweile zwei Monate dauernden Expeditionen im größten Land der Erde zahlreiche Freundschaften geknüpft, die uns trotz aktueller massiver Meinungsverschiedenheiten bezüglich der aktuellen Situation, noch immer verbindet. Ob man unsere Reisen nach Sibirien und Onekotan noch toppen könne, war nun die Frage, die wir uns stellten. Und wieder ging es nicht darum, höher, schneller, weiter zu denken. Und wieder blieb es nicht aus, dass es der Zufall so will, dass man doch an Limits des bisher vorstellbaren stößt. Die Antarktis - seit jeher war ich fasziniert, wenn im TV Dokus über diese Eiswüste liefen. Dramen über die „Eroberung“ des letzten Kontinents nachgestellt wurden. Immer mit dem Fazit, wie kann man nur so dumm sein und da freiwillig hinreisen. Mit einem, wo wir wieder beim „roten“ Faden wären, russischen Frachtjet, auf kilometerdickem Eis landen? Das ernüchternde zuerst. Obwohl noch abgelegener und unwirtlicher als unsere bisherigen Stationen, ist die Reise zur Antarktis wesentlich einfacher für den Abenteurer selbst, denn sie ist organisiert und muss nicht erst erfunden werden. Ein kleiner Minuspunkt, den der Anblick, der sich uns bot, aber sogleich wieder wettmachte. Einerseits hatte ich im Kopf die permanente Vorstellung, dass wir jetzt am Arsch der Welt, also ganz unten und noch dazu kopfüber stehen. Andererseits ist das wirklich wie auf einem anderen Planeten. Unser Ziel war natürlich nicht, einfach nur da zu sein. Ein bisschen Freerider Stolz haben wir schon noch immer. Big Lines im Powder wollten wir im inneren des Kontinents in die steilen Flanken der Ellsworth Mountains ziehen. 24 Stunden Sonnenlicht, Pulverschnee, alles war vorhanden. Mit gemessenen (ja Zahlen sind doch wichtig) 100 Sachen stürzten wir uns ins Vergnügen. Danach, um wieder ins Basislager zu gelangen, mit der Hilfe von Kites, im Rahmen deren Benutzung wieder das Thema Mut/Dummheit in den Vordergrund rückte und wir da dieses Mal ganz klar auf der dummen Seite lagen. Doch da es in der Antarktis weder Bäume noch Gebäude gibt, der Hauptgrund für tödliche Kite Unfälle, ging auch hier alles glimpflich aus. 2018, wenn man schon in der Antarktis Powder gefunden hat, was hält einem davon ab, dies am Nordpol zu tun? Richtig! Der Nordpol ist nur Ozean, also heißt es suchen - wo liegt das nördlichste Gebirge der Welt. Gefunden? Ellesmere Island, ganz oben! Im Gegensatz zum Gegenpol nicht so einfach zu erreichen. Gut für uns, denn Erstens war deshalb dort noch keiner, Zweitens wirds garantiert nicht langweilig. Neben der Anreise mit dem Frachtschiff wahrscheinlich unsere riskanteste Anfahrt, bzw. Flug. Obwohl man so ehrlich sein muss, mit dem UAZ bei -55Grad querfeldein über 100te Kilometer war eigentlich auch nicht gerade eine Übungsfahrt. Wir landen trotzdem, nämlich auf einem zugefrorenen Fjord, dem McClintock Inlet. Fast 83 Grad nördlich. Vier Stunden nördlich von Resolute Bay, einmal Zwischentanken in Eureka, einer Wetter Station. Der nördlichsten zivilen der Welt. Wenn im Meereseis, dass ca. 60cm unter dem Pulverschnee irgendeine Unebenheit versteckt hat, war es das. Sagte uns der Pilot kurz davor. Auch in Ordnung. Außerdem wussten wir, wenn am Zielort Nebel sein würde, müssten wir umkehren, das Budget wäre weg. Und niemand kann sich nur annähernd vorstellen, was ein Privatflug in dieser Region kostet. Das würde das Aus für unser Projekt bedeuten. Glück im Unglück, oder einfach wie so oft, der Versuch im Vorfeld herauszufinden, wann das Wetter am besten für derartige Unternehmungen passen könnte, war erfolgreich. Highlight an diesem Trip: Unser Wolfshund Qujju, die Alarmanlage auf vier Beinen gegen heranschleichende Eisbären. 2023, Corona ist vorbei, endlich wieder Zeit für neue Abenteuer. Nur wohin, wir waren doch schon überall. Fast überall. Erst jetzt fällt uns auf, dass wir bereits auf 6 Kontinenten Skifilme gemacht haben. Fehlt nur noch einer. Ok, aber Afrika? Wir wollen doch immer Pulverschnee. Egal, Afrika bietet Wildnis und Natur quasi vor unserer Haustüre, wir könnten sogar CO2 frei anreisen. Gesagt getan. Unser Mercedes EQV300 machts möglich. Das Atlas Gebirge, mehr als 4000 Meter hoch, Schnee meist nur ab 3000 Metern. Jedoch, wenn es eine Chance auf Pulverschnee gibt, dann im Februar. Und das Glück war tatsächlich abermals auf unserer Seite. Pulverschnee auf allen sieben Kontinenten. Klingt ziemlich geil, war nie so geplant, nimmt man aber gerne so mit…. Und natürlich planen wir schon das nächste Abenteuer….
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