Bergstolz Issue No. 119

PROJECTION 41 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 |2024 eises und zu einem Verlust von Gletschereis in allen Regionen der Erde. Laut dem neusten Bericht vom Kryosphären Monitoring Österreich war der Winter 2021/22 ein Jahr der Extreme. Im Durchschnitt verzeichnen die Gletscher in Österreich ein Minus von 3,2 Metern Eishöhe. Das ist fast 3x so viel wie im Durchschnitt der Letzten 10 Jahre. Das Jahr 2022 war außerdem seit Beginn der Messung im Jahr 1767 das zweitwärmste Jahr in Österreich mit im Durchschnitt 8,1 °C. Sollten die CO2-Emissionen in der Atmosphäre weiterhin mit dem heutigen Tempo ansteigen, werden die globalen Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts mindestens 3°C erreichen. Selbst eine Erwärmung um 2°C wird zu einem weitreichenden, langfristigen und irreversiblen Eisverlust führen, begleitet von einer erheblichen Abnahme der Schneedecke. Diverse Studien weisen auf den alarmierenden Fakt hin, dass Schneefallgrenzen in den alpinen Räumen zunehmend schneller zurückweichen. Temperaturen über dem Gefrierpunkt steigen in immer größere Höhenlagen an. In niedrigeren Höhen und Breitengraden wird Schnee seltener oder überhaupt nicht mehr fallen, und die Winterzeit verkürzt sich. Während ich über den schneeverblasenen Grat auf 2797 hm gehe, blicke ich in den Nordwest-Hang hinein. Mitte Februar 2022 ist dieser mit etwa 20-30 cm Schnee bedeckt, was ein Rekordtief in dieser Höhenlange markiert. Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung bestätigt, dass Ende Februar – seit Beginn der Aufzeichnungen - zuvor noch nie so wenig Schnee in dieser Jahreszeit gemessen wurde. Mir drängt sich die Frage auf, wie zukunftsfähig der Wintersport und generell unsere Lebensweisen sind. Uns ist auch klar, dass der Wintersport per se kein nachhaltiger ist, und wird es auch nie werden. Schnelle und zielführende Umstellungen in allen Sektoren (Transport, Energie, Industrie) und Systemen sind notwendig und ein positiver Ausblick auf unsere Zukunft ist nur möglich, wenn Politik und Wirtschaft sinnvolle, durchdachte und nachhaltige Lösungen konzipiert und umsetzt. Auch im Wintersport lassen sich konstruktive Lösungsansätze für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer Natur und den aktuellen Gegebenheiten umsetzen. Den Beginn der Wintersaison an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen wäre ein erstes Zugeständnis, sich nicht gegen die Veränderung der Natur zu stellen, sondern sich an diese anzupassen. Aufgrund der ausbleibenden künstlichen Beschneiung könnte einiges an Wasser und Energie eingespart werden. Weiter sind Nachhaltigkeitsberichte und eigenständiges Umrüsten auf erneuerbare Energien weitere Handlungsmöglichkeiten von Seilbahn Betreiberinen. Alternative Tourismuskonzepte wie Slow Travel oder ein nachhaltiger Tourismus erhalten immer mehr Aufmerksamkeit. Slow Travel, eine Reisephilosophie, welche darauf abzielt, bewusst und nachhaltig zu reisen, den Fokus auf lokale Erfahrungen und die Entdeckung von Kulturen legt, anstatt sich auf schnelle Fortbewegung und oberflächliche Sightseeing- Touren zu konzentrieren. Nachhaltiger Tourismus beschreibt das Gegenteil von Massentourismus. Dieser strebt danach, Umweltauswirkungen zu minimieren, soziale Verantwortung zu fördern und Lokalwirtschaft zu stärken, um ein langfristiges Gleichgewicht zwischen touristischer Entwicklung und Umweltschutz zu schaffen. Die individuelle Anreise in Wintersportregionen ist für über 50% der Emissionen im Wintertourismus aus, daher sollen Individuen auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen. Der Film beginnt mit einem Gedicht von Vincent Devens, in dem das erzählende Ich über die abenteuerlichen Berichte der letzten Skifahrer reflektiert - es spricht dabei über eine Generation aus einer fernen Zukunft, welche bereits seit langem keinen Schnee mehr kennt. Die wenigen Zeilen am Anfang des Films skizzieren für uns eine dystopische Zukunft, die für uns alle bei gleichbleibendem Kurs zu unserer realen Lebenswelt wird. Die traurige, aber reale Situation, dass Personen nur noch aus Erzählungen erfahren können, wie es sich angefühlt haben muss, diese mächtigen, von Schnee bedeckten Felsstrukturen hinunterzugleiten, betont die Ernsthaftigkeit unserer globalen Krisensituation. Der Film selbst ist eingebettet zwischen dem Narrativ des Intros und einem abschließenden Statement, das die zunehmende Unausweichlichkeit dieser Perspektive verdeutlicht. Zunächst überlegten wir, ob das nicht zu pessimistisch ist, doch kamen wir zu dem Schluss: Nein, es ist realistisch. Wir können und müssen den ZuschauerInnen diesen resoluten Tonfall zumuten.

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