Bergstolz Issue No. 44 - page 42

Seite 42 | BERGSTOLZ Ski Magazin Dezember 2013
EISSEE
uns, diese unter die Bretter zu nehmen. Nachdem die Schlüsselstelle von der Gruppe gemeis-
tert wurde, teilten sich die Wege. Michi und Jojo wählten ihren Run nordseitig über den
„Lechler Kanz“ in Richtung der Höfats. Marvin und Kim entschieden sich für sehr exponierte
Nord /Ost gelegene Rinnen, in dem nur sehr selten befahrenen Kessel oberhalb der Seen. Anna
und Valle, die vom Seichereck abgefahren waren, filmten und fotografierten von unten die
Lines der anderen auf den Gegenhängen, bevor uns mit der untergehenden Sonne der Nebel
heimsuchte und das Gelände zu einer Art Labyrinth in weiß verzauberte. Ausgepowert zurück
am Camp angekommen, musste noch gekocht, die Speicherkarten mit dem Footage des Tages
überspielt und die Akkus und Helmkameras über unsere Goal Zero Akkublocks aufgeladen
werden, bevor wir im Bergans Gemeinschaftszelt in unseren warmen Schlafsäcken den erleb-
ten Tag Revue passieren ließen.
Mittlerweile waren aus uns schon richtige Gewohnheitstiere geworden. Jeder wusste ganz genau
welche Arbeiten und Handgriffe in der Früh zu machen waren. Wer Zeit hatte ging den anderen
zur Hand. Es folgte die gemeinsame Tourenplanung und Besprechung der Situation am Berg.
Unsere letzte Tour führte uns zum Älpele Sattel, welcher über mäßig steiles bis steiles
Skitourengelände hoch auf den Falkenberg führt. Oben vom Grad blickten wir hinab in die Täler,
die vonWolken überzogen waren. In totaler Glückseligkeit saßen wir auf unseren Rucksäcken, um
die Brotzeit zu genießen. Schweigen ist Gold. Tief verträumt und unglaublich zufrieden genossen
wir die Freiheit über den Wolken und schweiften mit unseren Blicken über die schönen, vom
Sonnenlicht bestrahlten umliegenden Gipfel. Schon beim Aufstieg diskutierten wir, wer wo mit
wem abfährt, und von wo aus wer filmt und fotografiert. Jojo verzichtete auf die Abfahrt, so dass
er die anderen während ihrer Abfahrten filmen konnte. Kim und Valle wählten einen wunderschö-
nen Rücken, den sie in großen gleichmäßigen Schwüngen hinabfuhren. Marvin hüpfte über die
Wechte in den Hang und Anna und Michi wählten gemeinsam ein verspieltes Gelände. So konn-
ten sich alle in ihrem Element bewegen und den Moment genießen, während die anderen die
Abfahrten fotografisch festhielten. Unten trafen wir wieder alle aufeinander und umarmten uns.
Doch der Spaß sollte noch gesteigert werden. Zurück im Camp spielten wir die WG-Federball-
Meisterschaften aus. Es gab natürlich nur Gewinner.
Der letzte Abend stand im Zeichen des Genusses. Ein Dreigänge-Spezial-Bergmenü mit anschlie-
ßendem Schluck aus dem Flachmann rundete den perfekten Tag ab. Die Sonne neigte sich dem
Ende zu, nur um dem aufsteigenden Mond die Bühne der Impressionen zu überlassen. Zurück in
unseren Schlafsäcken ließen wir den Tag bei einer gediegenen Kartenspielrunde und dem ein oder
anderen wärmenden Schluck ausklingen. Mit viel Gelächter und einem TropfenWehmut sinnierten
wir über die intensive Zeit hier oben. Uns wurde bewusst, dass uns morgen Abend schon die
Zivilisation wieder fest im Griff haben würde!
Text: Anna Hagspiel, Fotos: Eisee WG
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