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BALI

BERGSTOLZ Bike Magazin Juli 2015 | Seite 23

„Bali ist ein Geheimtipp für Mountainbiker – egal ob im Dschungel oder am Kraterrand

des Vulkans – überall gibt es ein von Gemüse- und Reisbauern angelegtes Wegenetz

und das Beste: no Rules!“ hören wir unseren Bekannten Alex schwärmen. Hört sich

spannend an, dachten wir uns – vor allem die Mischung aus Entspannung, Lifestyle und

Abenteuer.

Wir, das sind also fünf EVOC Kolleginnen aus den Bereichen Design, Grafik bis hin zu

PR, Marketing und Vertrieb, dachten bei Bali zwar eher an die genialen Surfspots, die

exotische Entspanntheit, die wunderschönen Yoga Retreats, geilen

Shoppingmöglichkeiten und mittlerweile auch an den kreativen, urbanen Lifestyle Balis.

Aber Mountainbiken? Und das auf dem Vulkan?

Wenige Wochen später fanden wir uns nach 19 Stunden Sitzmarathon im Flieger mit

dem Mountainbike schulternd unter der strahlenden Sonne Balis auf der Ostseite des

Kraterrandes des Vulkans Batur wieder. Grund dieser Tortur: der Sonnenaufgang muss

gigantisch sein, unsere Guides werden uns Frühstückseier in dampfenden Vulkanhöhlen

kochen und der Single Trail muss der Wahnsinn sein. Dass eine Mountainbike Reisestory

mit Fotograf keine Hollandrad-Spazierfahrt wird (wie uns von den EVOC Männern

immer wieder eingebläut wurde) war uns klar. Der Schweiß tropfte allerdings wie beim

Spinning und eine erfrischende Surfsession wäre uns zu diesem Zeitpunkt echt lieber

gewesen.

Das erste exotische Highlight erleben wir allerdings schon nach rund einem Kilometer,

nachdem wir das Gepäck am Fuße des Vulkans verteilt haben – auf uns, auf unsere

Guides und auf unsere zahnlosen, Flip-Flop tragenden „Porter“. Schließlich wollen wir

am Vulkan übernachten und nach dem Sonnenaufgang den Lieblingstrail von Alex

erkunden.

Der charismatische Österreicher ist vor elf Jahren ausgewandert, hatte zuerst eine

Surfschule auf Bali aufgebaut und führt nun das Hotel Chillhouse in Canggu, ein ange-

sagtes und beliebtes Surf und Bike Retreat mit Yogaangebot, 20 Minuten nördlich von

Kuta Beach. Wenn der charismatische Steirer nicht gerade mit seinen blonden, dreijäh-

rigen Zwillingsjungs beim Surfen ist oder fünf deutschen Mountainbikerinnen das

Hinterland von Bali zeigt, erkundet er zusammen mit seinem Chefguide Iwan neue

Mountainbikewege und erschließt immer neue Trails – egal ob im Dschungel oder rund

um den Vulkan Batur. „Das geniale hier ist, dass nach jedem Regenguss neue Trails ent-

stehen und jeder Weg wieder eine andere Beschaffenheit hat! Vollgeil, oder?“ Je nach

gebuchter Tour geht es immer mit dem Minivan und dem Radanhänger zwischen einer

Stunde und drei Stunden Fahrt ins Herz der Insel. Allein das treibt den Puls nach oben

– waghalsige Überholmanöver gehören anscheinend zum guten Fahrstil. Wir kommen

vorbei an Tempeln und wunderschön angelegten Friedhöfen, durch kunstvoll geschwun-

gene Reisfelder und durch wildes Straßengewusel kleinerer Städte wie Sibane mit ihren

Märkten, an denen die Balinesen auf Grund fehlender Kühlschränke täglich frisch ein-

kaufen.

Auf unserer Vulkan Tour haben sich tiefe Furchen ihren Weg in den sandigen Pfad vor

uns gegraben. Sightseeing mal anders: Wir fahren, tragen und schultern das Bike vorbei

an einem verwunschenen Tempel und kleinen Wasserfällen, dabei wird es immer enger,

steiler und unwegsamer. Keine Chance, sich eine gute Line fürs Runterfahren zu merken.

Das Höhenprofil ähnelt unserem Stimmungsbarometer – je höher wir kommen, desto

gespannter sind wir. Den steilen, rutschigen Kratergipfel erleuchten wir mit unseren

Stirnlampen, denn tatsächlich war der Mond schneller als wir, als wir endlich den 2276