

MADEIRA
BERGSTOLZ Bike Magazin APRIL 2016 | Seite 15
Egal wie vollgepackt ihr Kalender als Mountainbike Profi ist – für einen Trip mit
ihrem Team, den Contessa Mädels schaufelt sich Karen Eller immer einen Termin frei.
Diesmal erobern die fünf Mädels, die Blumeninsel Madeira und entdecken dabei
hochkarätige Trails in üppigster Vegetation.
Wieviel paßt rein in die weiße Tüte? Das überlege ich, während mein Magen rechts und
linksdrehend seine Position sucht. Ähnlich wie der Flieger seine Position auf die
Landebahn sucht. Ein architektonisches Meisterwerk ist dieser Flughafen. Die
Landebahn ist auf riesigen Stelzen ins Meer gebaut. Mein Sitznachbar erzählt mir wäh-
rend des Anfluges, dass dies einer der schwierigsten anzufliegenden Flughäfen Europas
ist. Ein Rumsen und wir setzen auf. Endlich Boden unter den Füßen.
Kathrin, Fien, Lisa, Andi und ich wollten weg von schlechtem Wetter und den überlau-
fenen Trails südlich der Spaghettigrenze, außerdem lieben wir alle Blumen. Madeira!
Was ein Wanderparadies ist, ist meist auch ein Bikeparadies, dachten wir uns. Bei unse-
rer Recherche merkten wir bald, dass es kaum brauchbares Kartenmaterial gab oder
Beschreibungen von Trails oder Touren. Unser Entdeckergeist war geweckt. 23 kg durf-
ten wir im Flugzeug mitnehmen. Nicht einfach, wenn das Bike mit Zubehör schon unge-
fähr 20 kg wiegt. Mit einer Zahnpastatube für alle, ein Duschgel, eine Bodylotion, eine
riesen Dose Antifaltencreme ab 30, eine Wimperntusche blieben für uns fünf für jeden
noch 2 kg Gepäck. Somit erreichten wir genau die Schallgrenze und mussten keinen
Aufpreis für Gepäck bezahlen.
Sergio und Pedro, zwei knackige Bikeguides, holen uns am Airport ab. Wir sind entzückt.
Das Gepäck wird uns abgenommen, auf den Truck geladen. Und schon geht die Reise
los. Die Jungs arbeiten für einen der wenigen lokalen Mountainbikeanbieter und ken-
nen Insel und Trails wie ihre Westentasche. Nach dem Check in im Hotel landen wir mit
großem Hunger in einem netten Restaurant um die Ecke. Meterlange Fleischspieße vom
Grill (Espetada)– Schaschlik auf madeirisch-lecker! Der warme Wind weht uns auf der
Terrasse um die Ohren und wir sind gespannt, was uns morgen erwartet.
Sergio und Pedro laden unsere Bikes am nächsten Morgen vorm Hotel auf. Sergio fährt
das Shuttle auf eine Hochebene, von der wir einen traumhaften Blick über die Insel hat-
ten. Auf demWeg sehe ich riesige Eukalyptus Bäume. Plötzlich wird aus dem Eukalyptus
Ginster. Alles leuchtet gelb. Zwischen dem Ginster kommt immer wieder die wunder-
schöne lila Pride of Madeira zum Vorschein. Wir machen einen kurzen Zwischenstopp an
einer Bar. Espresso für 55 cent. Pedro erzählt uns, dass Madeira sehr bekannt unter
Surfern der Weltspitze ist. Der Billabong Surfcontest findet jährlich dort statt. Fien
bekommt glitzern in den Augen. Surfen heißt auch, dass es hier irgendwo eine Armada
cooler Surfdudes geben muß. Doch nun wollten wir erstmal die Trails unsicher machen.
Nach ein paar Aufwärtsmetern biegen wir rechts ab und es geht über eine helle
Grasweide immer mit Blick auf das Meer in den gelben Ginster. Wir juchzen vor Freude,
flow pur, gespickt mit kleinen Adrenalinkicks, endless Singletrail. Die Landschaft wech-
selt, die Botanik wechselt, wir verschwinden nacheinander im Eukalyptus Wald.
Unzählige Tiefenmeter werden vernichtet, es gibt hin und wieder kleine Crashes, aber