FRISCHKNECHT
BERGSTOLZ Bike Magazin APRIL 2016 | Seite 21
Das Radfahren liegt Thomas im Blut, schon der Vater Peter Frischknecht, war
ein sehr guter Radcrosser und wurde 3-mal Vizeweltmeister. Thomas
Frischknecht, geb. 17.Feb.1970 in Feldbach, CH, spielte zuerst Fußball wie
alle Jungen in seinem Alter, dann bekam er ein altes Crossrad seines Vaters
und so begann die Radkarriere. Schnell gewann er die ersten Rennen in der
Schweiz. 1987/88 gewann er 21 von 22 Rennen und wurde Junior
Weltmeister im Radcross. Dann fing die Mountainbikezeit an und in
Nordamerika und auch bei uns, begann der große Hipe um das MTB.
Thomas wurde 1990 Profi und ging für ein halbes Jahr nach Amerika, wo
er bei Team Ritchey einen Vertrag bekam. Tom Ritchey MTB Stahlrahmen-
herstellter und selbst erfolgreicher Mountainbikeracer der ersten Stunde,
war sein großer Mentor, er unterstütze Thomas in seiner Karriere und spon-
serte ihn. Beide sind gute Freunde geworden und arbeiten auch heute noch
zusammen. Thomas bestritt 1990 die Rennen der Norba (nationale ameri-
kanische Meisterschaft), auf einem Ritchey P23, es war eines der leichtes-
ten Bikes der damaligen Zeit mit knapp 10 kg und in den klassischen
Farben rot, weiß, blau. Es war starke Konkurrenz am Start. John Tomac mit
seinem legendären Yeti Bike (gemuffter Carbonrahmen mit Scheibenrad
und Rennlenker) Ned Overend, Specialized Stumpjumper und Tinker Juarez,
er war mit dem Klein Attitude unterwegs. Ein schillerndes Starterfeld mit
vielen Topfahrern und mit dabei Thomas, mit seinen 20 Jahren konnte er voll
mitfahren und siegte sogar. Mit unnachahmlichem Stil, wenn es sehr steil
wurde, schulterte er das Bike und lief in Querfeldeinmanier, da die Überset-
zung vorne 26/36/48, hinten 12-28 nicht so toll war wie heute. Thomas
ging auch bei der erstenWeltmeisterschaft im MTB, in Durango/USA an den
Start und holte die Silber Medaille hinter Ned Overend der den 1. Platz
belegte. Er wurde auch 1991 Silber Medaillen Gewinner, hinter John
Tomac, genauso 1992. Erst 1996 gewann er die Weltmeisterschaft, aber
erst nachdem Jerome Chiotti zugab, Epo genommen zu haben und Ihm der
Titel aberkannt wurde. Im Weltcup allerdings war Thomas über die Saison
der Konstanteste und gewann die Gesamtwertung 1992,1993 und 1995.
1996 wurde MTB olympisch, in Atlanta/USA, Thomas musste sich leider
Bart Brentjens geschlagen geben und wurde Silbermedaillengewinner. Ab
2002 wechselte er zu der Marke Scott und wurde noch 2 mal
Marathonweltmeister 2003 und 2005. Den Titel in Lugano 2003 bezeich-
net er als den schönsten in seiner Karriere, Zuhause vor Heimischen
Publikum zu gewinnen macht ihn sehr stolz. 2008 beendete er seine
Karriere im Alter von 38 Jahren.
Ab 2002, wurde Thomas neben dem Rennfahren auch noch Teammanager,
mit dem damaligen Schweizer Nationaltrainer Andi Seeli gründete er das
Swisspower Nachwuchsteam. Es sollte jungen Schweizer Athleten die
Chance gegeben werden, Ihr Talent unter Beweis zu stellen und die
Fähigkeit zu entwickeln im Weltcup vorne mitzufahren. Die Fahrer Nino
Schurter (3 fachWeltmeister, 3 maliger Weltcupgesamtwertungssieger) und
Florian Vogel (Europameister und Vize Weltmeister 2008) bestätigten die
akribische Arbeitsweise der beiden Teamchefs und so kommen immer neue
Talente nach, unter anderem auch sein Sohn Andri Frischknecht, der schon
sein Können aufblitzen ließ und mit Sicherheit auch ein großer im MTB-XC-
Sport wird. Das Team hieß zuerst Team Swisspower, durch die erfolgreiche
Arbeit kam ab 2009 Scott dazu und es hieß dann Scott Swisspower Team.
Das Team wuchs und die Erfolge wurden immer mehr, sodass 2010 noch
Odlo mit dazu kam. So heißt das bis heute bestehende Team, Scott Odlo
MTB Racing Team. In der Zeit von 2002-2014 wurden folgende Erfolge ein-
gefahren: 1 Bronze und 1 Silber Medaille bei Olympia, 11Weltcup-Gesamt-
wertungen, 29 Weltmeisterschaftsmedaillen, 11 Europameisterschafttitel,
21 Europaschaftmedaillen, 20 Schweizermeistertitel und 48 Schweizer-
meisterschaftmedaillen.
Thomas war immer stark in die Entwicklung der Ritchey Teile und der Scott
Bikes involviert. Zusammen mit Nino Schurter wurde das erste 27,5 Zoll
Bike entwickelt, denn Nino taugte die Sitzposition auf dem 29er Bike nicht,
so fragte man bei DT Swiss, ob sie Laufräder in 27.5 Zoll bauen könnten
und Scott fertigte den Rahmen dazu. Schon war das 27,5 Zoll Bike gebo-
ren. Nino setzte das Scott Scale dann bei der Olympiade in London 2012
erfolgreich ein. Das Konzept revolutionierte die Bikeindustrie. Es fand ein
Umdenken statt. Zuerst dachte man, 29 Zoll ist die zukünftige
Laufradgröße, aber wie man sieht, hat sich heute 27,5 Zoll als Laufradgröße
durchgesetzt. Privat ist Thomas ein sehr bodenständiger Mensch geblieben,
verheiratet und Vater von 3 Kindern. Die wenige Zeit, die ihm zwischen den
Rennen bleibt, genießt er gerne als Weinbauer auf seinem Gut in der
Toskana oder in seiner Heimatgemeinde Fellbach im Kreis seiner Familie.
Thomas Frischknecht ist einer der erfolgreichsten MTB-Fahrer der Welt und
war 18 Jahre Profi. Er ist ein großer Dopinggegner und ist immer für einen
sauberen Sport eingetreten. Die meisten Konkurrenten hatten eine wesent-
lich kürzere Rennkarriere, sie kamen und gingen, nicht viele waren so lange
aktiv im Rennsport wie er. Unsere Hochachtung vor seinen Leistungen.
„Tom Ritchey war
sein großer Mentor“




