Seite 18 | BERGSTOLZ Bike Magazin APRIL 2016
MADEIRA
tig, vor lauter Trailwahnsinn. Plötzlich rutscht auch mir das Vorderrad weg.
Kopfvoraus in den Staub. Ginsterdornen in den Beinen ist nicht lustig! Aber sie sind
so lang und dick, dass sie sich sorgfältig einzeln rausziehen lassen. Nach so einem
Tag sind wir hungrig. Doch Pedro und Sergio haben anderes mit uns vor. Wir stoppen
an einer Bar. Algarvenblaue Türen und Wände. Ein paar Locals sitzen auf Hockern vor
der Tür und schälen Peanuts, die Schalen werfen sie auf den Boden. Portugiesische
Rythmen dringen zu uns nach draussen. Wir folgen Sergio in die Bar. Drinnen ist der
komplette Boden übersät mit Erdnussschalen. Der Wirt lacht uns einladend an und
fängt an zu mixen. Wir sehen ihm gespannt zu, was er da so in seinen Mixer kippt.
Rum, Zitronen und Orangensaft, frisch gepresst, und dann noch ganz viel Honig dazu.
Dieses Teufelszeug Poncha schmeckt so höllisch lecker, dass wir versucht sind, ein
weiteres Gläschen zu nehmen. Doch Kathrin und ich haben bereits so einen im Kahn,
dass wir den Jungs unmißverständlich zu verstehen geben, dass wir nun Kohldampf
haben. Mit viel Gekicher rollen wir mit unseren Bikes die Strasse runter Richtung
Meer. An der nächsten Taverne lehnen wir sie an die Häuserwand des Restaurants.
Der kahlköpfige Kellner leitet uns zu einem großen Tisch mit Blick aufs Meer.
Sofort wird aufgetischt. Winzige Schnecken, so wie man sie bei uns im Garten findet,
mit kleinem Häuschen obendrauf. Caramujos lautet ihr Name. Sergio zeigt uns, wie
man sie mit kleinen Zahnstochern aufgespießt und elegant auf der Zunge zergehen
läßt. Andi verzieht das Gesicht, aber ist tapfer. Und sie schmecken wirklich absolut
grandios. Dazu gibt’s natürlich mehr Poncha! Der Abend nimmt so seinen Lauf und
irgendwann fallen wir ins Bett.
Am nächsten Morgen ist John dran. Er hat es schwer. Keine von uns fühlt sich nach
diesem späten Abend frisch, um mit unserem heutigen Guide ein paar nette Sätze zu
plaudern. Wir kommen im dichten Nebel oben an. Die Bikes werden abgeladen. John
ist von einem anderen lokalen Anbieter.Er fackelt nicht lang rum, sondern verschwin-
det im Nebelgrauen. Wir müssen ihm schnell folgen. Wenig Sicht nach unten, und
wenig Sicht auf dem Trail, aber ein mystisches Trailerlebnis durch sattgrüne Wiesen,
Eukalyptus- und Mimosenwälder sorgt schnell für sehr gute Laune bei uns. In der
untersten Botanikebene lichtet sich der Nebel und wir kommen in einen Lorbeerwald.




