Bergstolz Issue No. 44 - page 54

„Ich wollte nie wieder Skifahren“
Wie fast alle Österreicher hat Eva auch ich mit 3 Jahren zum
Skifahren begonnen. Der Anfang war allerdings alles andere als
einfach. „Ich war ein unglaublicher Hosenscheisser und meine
Eltern waren richtig arm dran mit mir. Zwischen den Beinen mei-
ner Mutter fühlte ich mich wohl, aber wehe sie ließ mich aus und
ich hatte das Gefühl ich musste allein fahren. Ich lief rot an wie
eine Tomate, schrie und platze fast vor Zorn und Angst.“ Als gar
nichts mehr half und ihre Eltern mit den Nerven am Ende waren,
fuhren sie ihr an einem Tag einfach davon und ließen sie „allei-
ne“ zurück. Vor lauter Angst bat sie ihren Bruder auf sie zu war-
ten und ihr zu helfen. „Ich hatte so panische Angst, dass mir
nichts anderes übrig blieb, als alles zu probieren, meine Eltern
hatten mich ja zurückgelassen ... Da mein Bruder mich aber auch
nicht zwischen die Beine nehmen wollte, musste ich selbst fah-
ren. Von einer Sekunde auf die andere fuhr ich dann und ich hatte
so riesen Spaß, dass ich nicht mehr aufhören wollte.“ Danach
ging es los, Eva gewann alle Kinder- und Schülerrennen, schaffte
es im erstmöglichen Jahr in den ÖSV-Kader und galt als großes
Slalomtalent. Ein Jahr lang fuhr sie im A-Kader alle
Weltcuprennen. Leider kamen ihr immer wieder Verletzungen in
den Weg. Ein Jahr Kreuzbandriss, dann Schulterbruch, ein Jahr
zurückgekämpft und wieder ein Kreuzbandriss. In ihrem letzten
Rennlaufjahr verletzte sie sich nach zwei Europacup Podestplätze
am Sprungelenk und musste erneut eine Saison pausieren. „Das
wars und ich beendete meine Rennlaufkarriere. Ich wollte nie
wieder Skifahren. War total am Boden zerstört. Man kämpft 20
Jahre für einen einzigen Traum, ich war immer eine der Besten
und dann beginnt eine Verletzungsserie, welche dich aus der
Bahn wirft.“
Eva begann eine Ausbildung zur Sportjournalistin in Wien und hat
vier Jahre als Redakteurin beim Fernsehen gearbeitet. Im Fußball!
Durch die Winterpause hatte sie Zeit nach Hause in die Berge zu
fahren. „Ich kam durch Zufall mit Freerideski in Berührung. Als
ewiger Racer wusste ich nicht mal was das ist. Ich war halt
immer nur mit meinen Slalomski zwischen den Toren, manchmal
aber auch im Tiefschnee unterwegs.“ Diese für sie neue Form
von Skifahren, machte wieder Sinn und noch viel mehr Spaß. Eine
neue Herausforderung – weg von Verbandszwängen und
Competition. Einfach nur den Sport genießen. Natürlich fuhr sie
dann ein Jahr später auch hier ihren ersten Contest. Einmal Racer,
immer Racer! Sie wurde zweite. Ohne Training, ohne Know How,
völlig Unerfahren und dann aufs Podest. „Ich dachte mir – OK
wenn du einfach mal so zweite wirst bei einem sehr gut besetz-
ten Contest, dann kannst du was draus machen.“ Sie beschloss
also ihr ganzes Leben danach auszurichten und Gas zu geben.
„Ehrgeiz hab ich ja ohne Ende.“ Sie begann im Sommer wieder
richtig zu trainieren, informierte sich und organisierte ihre ersten
Projekte. „Während alle anderen in meinem Alter schon Jahre in
dieser Szene verbrachten, war ich ziemlich Grün hinter den
Ohren. Aber mit viel Arbeit und Leidenschaft schaffte ich es dann,
drei Jahre danach von dem Sport leben zu können.“
„Ich habe durchs Freeriden sehr viele spannende Plätze bereist
und interessante und liebe Menschen getroffen. Ich fuhr in
Griechenland vom Olymp, war im Iran und in Kashmir, bin irgend-
wo in Albanien unterwegs gewesen und hab noch viele andere
Länder bereist.“ Als sie dann irgendwann aus Spaß einige
Qualifier Contests fuhr und auch da sehr erfolgreich war, bekam
sie eine Wild Card für die World Tour in Chamonix. „Ich fuhr auf
Anhieb auf den zweiten Platz und war die nächsten vier Jahre
immer unter den Besten fünf, 2012 dann meinen ersten Sieg und
um ein Haar verpasste ich den Weltmeistertitel.“
Nach einem dritten Kreuzbandriss im Jänner in Revelstoke und
drei Knieoperationen innerhalb eines halben Jahres, hat sie mehr
und länger zu kämpfen als so eine Verletzung gewöhnlich dau-
ert. „Die World Tour musste ich dadurch absagen und auch mein
Ziel, den Titel zu holen, musste ich begraben. Für mich war es das
vermutlich schwerste Jahr, das ich je hatte. Es lief einfach alles
schief.“ Aber Eva ist eine Beißerin: „Meine Ziele begrabe ich
nicht, sondern schiebe sie vielleicht nur etwas hinaus. Es ist gut,
Ziele zu haben, fokussiert zu sein und darauf hin zu arbeiten.“ Da
sie für den Winter 14/15 schon jetzt eine Zusage für eine Wild
Card der Freeride World Tour bekommen hat, kann sie sich ein
wenig mehr Zeit nehmen, um richtig fit zu werden. „Für Alaska
im April“ - ihr großes Projekt für heuer! „Außerdem hab ich noch
viele weitere Ideen für die nächsten Jahre. Und bis ich im besten
Seb Michaud oder Kaj Zarkisson Alter bin, hab ich noch ein wenig
Zeit und viel vor mir”, lacht Eva.
Motto:
„Life’s not about how hard of a hit you can give ...
it´s about how many you can take, and still keep
moving forward.“ Sylvester Stallone Rocky Balboa
(my hero und Vorbild als ich klein war)
Action:
oben > FREERIDEWORLDTOUR.COM / T. REPO
unten > Hansi Heckmair
Portrait:
Claudia Ziegler
Seite 54 | BERGSTOLZ Ski Magazin Dezember 2013
RIDERPROFILE
EVA
WALKNER
RIDER PROFILE
Alter:
34
Wohnort:
Kuchl
Disziplin:
Freeskiing
Homespot:
Überall wo ich Spaß habe!
Sponsoren:
Salewa, Rockstar Energy, Whitedot Skis, Cébé,
SONY Action Cam, Komperdell, Zanier, Planks,
ABS, Marker, Toko
Erfolge:
2nd Freeride World Tour ALL-OVER 2012
1st Freeride World Tour Fieberbrunn 2012
2nd Freeride World Tour Finals Verbier 2012
3rd Freeride World Tour Roldal 2012
1...,44,45,46,47,48,49,50,51,52,53 55,56,57,58,59,60,61,62,63,...64
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