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Seite 24 | BERGSTOLZ Ski Magazin Januar 2015

TRANSALP

T R A N S A L P

Fotos : Jens Klatt & Text : PI A Widmesser

I n n t a l D o l o m i t e n

Weiß soweit das Auge reicht. Orientierung auf Sicht? Fehlanzeige.

Die einzigen Konturen die ich in diesem White Out erkennen kann

sind die meiner Begleiter und Partner Melissa, Ingrid, Olli und Jens.

Wir befinden uns inmitten des Nationalparks Hohe Tauern.

Der Blick in der Früh aus dem Fenster der Rudolfshütte verspricht nichts

Gutes. Nebel, nichts als Nebel. Doch wenigstens hat der Wind nachge-

lassen. Es ist 7 Uhr morgens. Frühstück und erst mal abwarten. Der Plan,

die Granatspitze zu besteigen und dessen Südwestflanke zu befahren,

ist gestorben. Das Wetter lässt dies nicht zu. Mein Vorschlag ist es, dass

wir zumindest den Übergang über den Kalser Tauern versuchen.AmWet-

ter ändert sich bis 10 Uhr jedoch wenig.Trotzdem wagen wir dieAuffahrt

mit dem Medelzlift. Oben angekommen – totales White Out. Ohne GPS

wäre einWeiterkommen unmöglich. Gott sei Dank funktioniert das Gerät

wieder, denn am Tag zuvor hatte es uns leider im Stich gelassen. Der

Liftler an der Bergstation schüttelt nur den Kopf als wir erzählen, dass

wir nach Kals wollen. Verständlich bei diesen Bedingungen.

Doch zum Anfang. Sommer 2013. Wie jedes Jahr planen meine Mädels

und ich eine Alpenüberquerung mit dem Bike. Mit dem Hardtail. Doch

wie schön wäre es, wenn wir mal eine Überquerung mit dem Fully ma-

chen könnten – wenig treten, viel runter fahren.

So entstand die Idee. Eine Freeride Alpenüberquerung, bei der man die

vorhandenen Lifte nutzen kann und die restlichen Höhenmeter mit eige-

ner Musekelkraft bewältigt. Mit der alljährlichen Tirol Snow Card in der

Tasche setzten sich der Kameramann und leidenschaftlich ambitionierte

Kartenstudierer Olli Grau und ich an den Computer, um eine Route zu

finden. Wie weit komme ich mit meiner Tirol Snow Card? Wie viele

Höhenmeter kann ich mit eigener Muskelkraft bewältigen und welche

Route bietet sich an? So kam es, dass ich einige Monate später mit mei-

nen Partnerinnen am Fuße des zahmen Kaisers vor dem Einstieg der

Eggersrinn stehe. Wir drei Mädels sind voller Euphorie und freuen uns

auf die geplante Tour. Denn noch amVortag war nicht sicher ob wir über-

haupt starten können. Doch zwei Grippeinfusionen später fühlte ich mich

bereit, unsere Reise anzutreten.

Die Rucksäcke sind gepackt. Unser einziges Hab und Gut für 7 Tage be-

findet sich in einem 35 Liter Rucksack.Wir wollen nur das Allernotwen-

digste mitnehmen, denn jedes Gramm zählt, wenn man es 7 Tage auf

dem Rücken trägt. Deshalb stellt sich die Frage am Einstieg der Eggers-

rinn.Wollen wir die Steigeisen mitnehmen?

Ein paar Tage zuvor haben wir die Verhältnisse an der Engstelle der

Eggersgrinn angesehen und Familie und Freunde über die Bedingungen