Lieblingstour
Die Valluga mit ihren 2.809 m thront im Herzen des Arlbergs - in der Wiege des alpinen Skilaufs. Die Valluga ist allein schon geschichtlich gesehen eine Faszination. Bereits 1904 war die Valluga ein Ziel der damaligen Skiläufer. Vom Hospitz in St. Christoph und der Ulmer Hütte gingen sie über das Valfagehrjoch auf den Gipfel der Valluga. Um dann über das Pazüeltal nach Zürs zu gelangen und über den Flexenpass wieder retour nach St. Christoph.
Für damalige Zeiten ein beachtliches Unterfangen. Wenn man bedenkt, dass wir heute gemütlich in St. Anton in die Galziggondel steigen und mit der Vallugabahn I und II quasi direkt auf den Gipfel kommen und nur noch die Ski anschnallen müssen und los geht’s. Können wir diese Abfahrt überhaupt noch wahrnehmen oder geht sie im Vorbeifahren einfach noch mit? Warum gerade ist die Valluga meine Lieblingstour?
Nun ja, sie ist bekannt wie kaum ein anderer Berg in unserem Skigebiet und jeder möchte sie fahren. Ein einfaches Spiel für uns Guides. Doch das Schöne an ihr ist, dass ein Biest in ihr steckt. Sie ist über uns erhaben und wir müssen uns quasi nach ihr richten. Wir können sie eigentlich nur fahren, wenn’s ihr passt. Ich denke deshalb ist der Mythos Valluga allzeit präsent. Sie erdet uns und holt uns zurück in den Moment - gibt uns eine herrliche Rundumsicht und viel Inspiration. Im Prinzip ein MUSS für jeden Arlbergwedler. Ob in der Gondel oder mit Skiern auf den Gipfel - das Kribbeln im Bauch ist bei ihr immer da. Wir spüren uns, wenn wir ihr begegnen. Ist es nicht genau das, was wir in der heutigen Zeit suchen? Die Flucht in die Natur, um uns wieder zu fühlen!
Für mich ist die Valluga ein Ort der Stille - trotz des Trubels. Sie lädt ein, den Arlberg aus der Vogelperspektive zu betrachten und sich inspirieren zu lassen. Hier kann ich meine Gäste aus ihrem Alltag abholen und sie auf die Skitage mit mir vorbereiten.
Die Abfahrten von ihr sind sehr facettenreich, in jede Richtung möglich und meist eher anspruchsvoll. Nicht umsonst darf man hier nur mit lokalem Guide rauf. Die klassischen Varianten sind die West und die berühmtberüchtigte Nord. Das Adrenalin steigt schon beim Anschnallen der Ski massiv an. Die Anspannung ist deutlich spürbar. Der Wind pfeift und die Konzentration steigt. Der Fokus liegt im Moment. Herrlich. Endlich sind die Gäste bei der Sache und im Tun. Genau das möchte ich bei ihnen triggern. Einfach tun und nicht denken. Hopp, hopp, Kurve um Kurve. Achtung Stein. Hopp und auf geht’s. Hier warten und auf mein Zeichen achten. Genuss pur. Diese Steilheit, Ausgesetztheit und der aufpoppende Gedanke der „No fall zone“ machen es erst recht prickelnd. Spätestens beim Hinausqueren auf das Pazüeljoch ist die Anspannung wie verflogen und wir sind im Moment angekommen. Wow. Was für eine Abfahrt, gespickt mit Nervenkitzel. Über den langen Hang erreichen wir die geschmeidigen Pazüelböden und wedeln über kupiertes Gelände talauswärts. Im Rücken Skiguidesdie Valluga, zu unserer Rechten die markante Haifischflosse der Rockspitz. Links die Hänge der Antenne. Vor uns die Rüfispitze und rechts oben die Stuttgarter Hütte. So viele Möglichkeiten, so viele Spuren und doch sind wir allein im Wechselbad unserer Gefühle und genießen die Abgelegenheit des Pazüeltals, bevor wir wieder in den Trubel des Arlbergs eintauchen. Endlich sind wir bereit für die Tiefen des Arlbergs und können die Skitage im Moment genießen. Wir sehen zurück... gesprochen wird nicht viel, aber alle Augen leuchten.