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Letzte Woche hab ich die volle Ladung „Rennsport“ beziehungsweise „Nachwuchs“ abbekommen: Am Dienstag war Peter Schlickenrieder – laut Visitenkarte derzeit der „Teamchef Skilanglauf“ bei der DSV Leistungssport GmbH - zu Gast in der Redaktion und dann lud abends noch unser lokaler Skiverein zum Krisenmeeting - Thema: „Fehlende Unterstützung der Eltern bei der Nachwuchsarbeit“. Am Samstag saß ich dann mit Stefan Häusl – ehemaliger FWT Athlet und derzeit Jugend Freeridetrainer beim Ski-Club Arlberg – im Lift in Kappl beim ersten Tourstopp der Open Faces Freeride Contests. Parallel dazu starten wir gerade eine Serie mit den „Daddies on Ski“ Matthias Haunholder und Bernd Krainbuchner, die sich seit dieser Saison um den Freeride-Nachwuchs beim Kitzbüheler Ski Club kümmern.
Und bei allen Gesprächen geht es eigentlich ums gleiche: Ist Vereins-Skifahren immer Rennen fahren, was ist der Zweck der Vereine und des DSV, wann macht es frühestens Sinn mit Kindern und Jugendlichen profimäßig zu trainieren, muss ein Hang für ein U12 Rennen am Vortag vereist werden, und sollte es neben der „Renngruppe“ auch noch eine „Breitensportgruppe“ oder sogar (und Österreich ist uns skitechnisch da wieder mal voraus) eine Freeride und Freestyle Gruppe geben? Klar sollte sein, dass die Kinder da die Richtung vorgeben müssen. Wenn man selbst den nächsten Felix Neureuther zu Hause hat und der voll motiviert an die Sachen „Rennen“ rangeht, sollte man als Eltern alles tun, um den Filius zu unterstützen und zu fördern. Was tut man aber mit Kindern, die vielleicht keine Slalom- oder Riesenslalomrennen fahren wollen. Oder nicht ganz das Potential für die „Renngruppe“ haben, oder verletzt sind oder einfach „keinen Bock“ mehr haben, weil sie es uncool finden oder gerade die Videos von Fabio Wibmer viel interessanter sind als in den Ferien morgens um 6.00 Uhr Richtung Gletscher aufzubrechen, weil da die Bedingungen noch „hart genug fürs Training“ sind?
Aus meiner Sicht ist Skifahren viel, viel mehr als rote und blaue Stangen im Wechsel möglichst schnell zu durchfahren. Und Skivereine und Clubs sollten mehr bieten, als reines Renntraining. Natürlich geht es auch nicht, dass die Vereine die Arbeit der Skischulen übernehmen, aber sich rein auf alpinen Rennlauf zu konzentrieren, ist im Jahre 2020 doch etwas rückständig. Für mich geht es beim Skifahren um so viel mehr – und das sollten wir versuchen, den Kindern zu vermitteln! Und für all die (über)motivierten Skieltern: Bei den letzten beiden Olympischen Spielen war ein Snowboard-Freestyler der bestverdienenste Athlet. Und bei den weltweiten Einschaltquoten liegt sogar Curling noch vor den alpinen Bewerben.
Ski on!
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