Die Bretter, die die Welt bedeuten
Freeskier, Freerider, Racer, Skimo Dude, Slopestyler, Newschooler, Old-schooler… oh warte, Oldschooler streichen wir aber! Warum können wir nicht einfach “nur” Skifahrer sein?
Warum brauchen wir extra Titel für die vielen Facetten des Skifahrens? Geht es beim Gleiten auf den zwei Brettern nicht um so viel mehr, als diese Bezeichnungen? Sind es nicht gerade diese vielen verschiedenen Ausrichtungen und Aspekte, die unseren Sport bereichern und zu dem machen, was er ist?
Ich persönlich finde, dass es weitaus mehr Dinge gibt, die uns Skifahrer allesamt verbinden, als diese paar, die uns angeblich von den anderen unterscheiden. Was ich am Skifahren so liebe, sind die Leidenschaft, die Community, die Geschwindigkeit, die Fliehkräfte, der Flow, sich frei zu fühlen und nicht zuletzt - Turns. Das Gefühl, das ich beim Skifahren spüre und lebe ist unvergleichbar und, für mich jedenfalls, durch nichts ersetzbar.
Ich spreche von dem Gefühl der absoluten inneren Ruhe, dem Adrenalin, ich bin fokussiert, bin bei mir. Ich spreche von der Freude, dem Stoke, den High Fives und „Heck Yeah´s“ am Ende eines Runs. Ich spreche von der Kälte in meinen Lungenflügeln, vom Laktat in den Beinen, von Alpine Starts, wo es doch so schön wäre, einfach liegenzubleiben im Bett, von den Mühen, vom Leben aus dem Rucksack, von Liftschlangen und Powder Stress. Doch das alles - und damit meine ich ALLES - gehört doch auch irgendwie dazu, macht das Ganze besonders und ist spätesten mit den ersten Schwüngen Geschichte. Und ganz plötzlich macht alles Sinn: Das frühe Aufstehen, das Anstehen am Lift, das Gedränge in der Gondel, der anstrengende Hike.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich Sonnenauf- oder -untergänge lieber mag. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich endlich etwas aus meinem Studium machen sollte.
Aber hey, warum sollte ich, solange es so auch funktioniert? Es geht mir weder um viel Geld noch um eine große Karriere, die sich gut im Lebenslauf macht. Und auch nicht darum, was ich beim nächsten Klassentreffen erzählen kann. Dieser Sport macht mich glücklicher als alles andere auf der Welt. Er macht mich vollkommen und er hat aus mir den Menschen gemacht, der ich heute bin.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die meisten Leser mit den letzten Zeilen sehr gut identifizieren können, denn es geht genau um das, was wir alle so sehr lieben: nämlich ums Skifahren.
Freeskier, Freerider, Racer, Skimo Dude, Slopestyler, Newschooler, Oldschooler - ich denke diese Titel sind nur deshalb entstanden, um sich abzuheben, abzugrenzen, anders zu sein. Damals, als Skifahren noch konservativ, altbacken, langweilig, stagnierend… einfach uncool war. Die Snowboarder waren uns da definitiv einen Schritt voraus, Snowboarden war cool. Die Snowboarder erschufen ihren eigenen (Life)style. Ihre Identität. Sie gingen weg vom reinen Erfolgsdenken wie er im alpinen Skisport gang und gäbe war, weg vom Streben danach, der Beste zu sein. Anstelle dessen ging es um Spaß, Freiheit, Kreativität, den eigenen Ausdruck. Heute gibt es das auch im Skifahren, und jeder Skifahrer kann, wenn er will, auf seinen persönlichen Sport ein Label picken.
Ich persönlich tue mich wirklich schwer mit diesem „Identifikations-Ding.“ Ich bin zuallererst Skifahrer und möchte mich nicht in eine dieser vielen Schubladen stecken lassen. Natürlich gibt es nichts Besseres als frischen Powder und das Gefühl der Schwerelosigkeit. Natürlich gibt es nichts Besseres als First Lines bei Neuschnee, wenn es so staubt, dass man kurz nichts sieht und einem die Luft wegbleibt. Das sind die Momente, für die ich lebe und von denen ich so lange zehre.
ABER: Für mich sind low tide Tage mindestens ebenso gute Tage. Egal ob perfekte Pisten, zerfahrenes Gelände oder Buckel - ein Tag auf Ski ist ein guter Tag, Punkt. Es geht für mich vielmehr um die Passion, um die Menschen, mit denen ich den Tag am Berg verbringe, das Lachen und Schreien vor Glück, das gemeinsam erlebte Glück, die dicken Umarmungen und die Momente, an die wir uns alle noch lange erinnern werden. Wir wollen neue Geschichten schreiben, leben, lachen, die Tage am Berg gemeinsam genießen. Und ja, das ist eine Aufforderung an alle, die einfach nur Skifahren wollen!
„G‘sundheit“ auf all diejenigen, die genau das mit uns teilen.
„G‘sundheit“ auf alle, die eher ja als nein sagen.
„G‘sundheit“ aufs Skifahren!