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ADVENTURE OF A LIFETIME | ALASKA


BETWEEN DOWN DAYS & POWDER DREAMS
Text: Stefan Baumgartner // Fotos: Christoph Hörner

Chamonix, 17. Mai 2024 – Wir sitzen an der Mittelstation der Aiguille du Midi mit Blick auf die eindrucksvolle Nordseite. Heute durften wir das East Face des Mont Blanc du Tacul und die Glacier Rond Variante bei feinstem Mai Powder unverspurt genießen. Trotz Müdigkeit und Erschöpfung sind wir wirklich happy über diesen unerwarteten Saisonabschluss. Drei Tage Steep Skiing & Chamonix Life haben uns noch einmal alles abverlangt.

In unserer Euphorie plaudern wir über vergangene Skireisen und welche Berge und Länder noch ganz oben auf unserer „Ski Bucket List“ stehen. Länder wie Japan, Norwegen oder Island durften schon erlebt werden. Christoph erzählt uns von einem langjährigen Traum und ganz besonderem Ziel: ALASKA. Mein Gesichtsausdruck ist skeptisch, meine Gedanken ebenso: „Komplett unrealistisch, zu teuer, zu weit weg, zu viel Ungewissheit.“

Zum Glück kommt es anders.

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Anchorage, 28. März 2025
Über zehn Monate nach Chamonix stehen wir nur doch hier. Vier leidenschaftliche Wintersportler mit einem Rucksack voller Erwartungen, Vorfreude, Nervosität & Respekt vor dem vermutlich abenteuerlichsten Winter Roadtrip ihres Lebens. „Nobody is accidentally in Alaska“ heißt es in einem Zitat des Autors Marcus Sakey. Ende des 18. Jahrhunderts war es der „Gold Rush“ und die Hoffnung auf Reichtum und ein besseres Leben, warum viele den beschwerlichen und weiten Weg nach Alaska auf sich genommen haben. Wir werden mit großer Sicherheit mit weniger Geld nach Hause kommen, aber hoffentlich mit unvergesslichen Erlebnissen auf der Suche nach dem „weißen Gold“.

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Alaska wird oft als „the last Frontier“ bezeichnet, die letzte Grenze im hohen Norden der USA. Für Freerider ist es der „Holy Grail“. Jeder kennt die Skifilme und die Traumlinien von Cody Townsend und Markus Eder. Auch wir träumen von steilen Spines und Big Mountain Lines. Doch Alaska spielt in einer ganz anderen Liga. Abgelegen und kalt, wild und unberührt, arktisch und majestätisch. Allein die Dimension ist oft kaum in Worte zu fassen. Namen wie Denali und Mount St. Elias rufen schon einen gewissen Grad an Gänsehaut hervor. Trotzdem müssen wir die Kirche im Dorf lassen. Wir sind keine Freeride Profis, haben nicht das Budget einer großen Produktion und auch nicht die Zeit, zwei Monate in einer Lodge auf die perfekten Bedingungen zu warten.
Aber wir sind fanatische Freerider, Hobby Alpinisten und hin und wieder „Steepskier“, haben immerhin drei Wochen Zeit und ein paar Euros in der Tasche, um uns den Traum von unberührten Alaska Lines zu verwirklichen.

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Der AK Plan: „relativ“ simple:
Vier übermotivierte Freerider landen in Anchorage, nehmen ein Wohnmobil, fahren 482 km nach Valdez, widmen sich einer Woche dem Free Touring am Thompson Pass in der berühmten Chugach Mountain Range. Fahren danach 1112 km über den kanadischen Yukon und British Colombia nach Haines in Südost Alaska, in die Hauptstadt der Spines, Couloirs & Big Mountains. Dort steigen sie ein paar Tage in den Helikopter, wenn Wetter und Schneebedingungen mitspielen, fahren „hoffentlich“ die Lines ihres Lebens, trinken Bier, beobachten Weißkopfseeadler, Grizzlys und gehen Fischen, um nicht zu verhungern. Danach steigen sie wieder in den Camper, fahren 1216 km zurück nach Anchorage und fliegen glücklich wieder nach Hause – klingt easy, die Realität sieht dann meistens anders aus.

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Valdez: 61° 8′ N, 146° 21′ W
Die Gipfelnamen in der Chugach Range könnten klingender und oft lustiger nicht sein. Bad Girls, Python, Cracked Ice, Diamond, Loveland & Acapulco, um nur ein paar zu nennen. Der Thompson Pass und seine Umgebung sind überwältigend. Ein unendliches Meer an Gipfeln, soweit das Auge reicht. Riesige Gletscher, Big Mountain Lines von jedem Berg in fast jede Himmelsrichtung. Mein Fernglas war im Hochbetrieb und wir sind aus dem „Line Spotting“ gar nicht mehr rausgekommen.

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Nach Einschätzung der Lawinen- und Schneesituation und einer Orientierungstour, um ein Gefühl für die Gegend zu bekommen, haben wir den Acapulco Summit als Hauptziel auserkoren.

Nach einem mühsamen Zustieg über den endlosen Worthington-Gletscher (leider ohne Ski-Doo), kommen wir am Fuße des Acapulcos an.

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Wir tauchen jetzt ins alpinere Alaska ein und stapfen die steile Nordseite erst über eine weite Schneeflanke und dann durch eine schmalen Rinne hinauf. Der Weg über den Gipfelgrat ist exponiert aber der stabile Schnee macht ihn zu einem Genuss.
Wir waren alle vier schon auf vielen Berggipfeln, aber der Acapulco Summit fühlt sich speziell an. Die Abgeschiedenheit und das Gefühl „in the middle of f*cking nowhere“ zu sein, trägt vermutlich einen großen Teil dazu bei. Wir schnallen die Ski direkt am Gipfel an und können den „Acapulco“ über die steile Ostflanke befahren. Die Schneebedingungen sind ok und wir können unserem Schwungdesign freien Lauf lassen.

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Wir cruisen über den Gletscher zurück zum Camper und es geht vom Pass hinunter zum Hafen von Valdez.  Die Sonne geht unter, wir beobachten die Fischer, wie sie ihre Boote für den nächsten Tag vorbereiten, Seeotter spielen im Wasser und ein Weißkopfseeadler beobachtet neugierig das Geschehen. Im Restaurant „The Fat Mermaid“ steht heute King Salmon und ein kühles Blondes der Alaskan Brewery auf dem Menü. Alles fühlt sich gerade unwirklich an. Was für ein Tag im 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Irgendwie können wir es noch immer nicht glauben, dass wir gerade den „Alaska Ski Dream“ leben.  Drei weitere Tourentage folgen bei stabilen Hochdruckwetter und soliden Schneebedingungen. Der Forecast sagt aber nichts Gutes voraus. Ein riesiges Tiefdruckgebiet macht es sich über Alaska gemütlich und wir machen uns auf den Weg nach Haines. 1112 km liegen vor uns. Aber was wir jetzt schon sagen können, Valdez war eine Reise wert.

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Haines: 59° 14′ N, 135° 27′ W
Der nächste Stopp dieser Reise war in jeder Hinsicht eine Achterbahn der Gefühle.
Wir kämpfen uns mit dem Camper stundenlang durch den kanadischen Yukon und British Colombia bevor wir wieder die Grenze nach Alaska passieren. Welcome to Haines – ein kleines beschauliches Dorf am Ende des Alaska Highways, an dem Powder Träume wahr werden. Jeder der die Freeride Szene verfolgt, wird früher oder später über diesen Ort stolpern. Die unfassbare Berglandschaft aus Spines und bizarren Schnee Features zeichnet diesen Ort besonders aus.

Bei der Ankunft haltet sich unsere Euphorie aber in Grenzen. Die Wolken hängen tief, beim Wetter aber auch bei unserer Stimmung. Es regnet, strenger Südwind bläst uns ins Gesicht.

Wir checken jede Wetter App, aber positive News sind leider Fehlanzeige. Die Prognose für die nächsten fünf Tage ist sehr bescheiden. Keine guten Nachrichten für eine Crew, die unter anderem fürs Heliskiing nach AK geflogen ist.

Wer in AK unterwegs ist, lernt früher oder später auch das Thema „Down Days“ (Schlechtwetter Tage) kennen. Im Camper chillen, Kaffee & Bier trinken, lesen, Yoga, 20-mal alle Wetter Apps prüfen und viele anderen „nutzlosen“ Dinge, nur damit der Tag irgendwie vergeht. Wir fahren zum nahegelegenen Chilkoot Lake, wo die Grizzlys um diese Jahreszeit aus dem Winterschlaf aufwachen. Aber leider ist kein Bär weit und breit zu sehen - leider oder Gott sei Dank - wir wissen es selbst nicht. Die zwei kleinen Skitouren am Haines Pass über der Grenze in British Columbia waren höchstens Bewegungstherapie, die Sicht und der Schnee hatten eines gemeinsam, eine absolute Katastrophe. Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Wir sitzen mittlerweile am Lagerfeuer bei den Jungs von Alaska Heliskiing und versuchen den Wettergott positiv zu stimmen. Die ersten drei Heliskiing Tage waren ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. Das Wetter war wechselhaft, der Schnee akzeptabel aber mehr als „Windowshopping“ (das Ausnützen von kleinen Wetterfenstern) war leider nicht möglich. Jeden Tag drei bis vier nette Lines war ein guter Anfang aber nicht wirklich das, warum wir gekommen sind. Seandog Brownell, der Chef von Alaska Heliskiing blickt in unsere ungeduldigen Gesichter und meint mit einem breiten Grinsen „I have a good feeling for tomorrow“. Wir hoffen er hat Recht, denn er hat das Heliskiing vor über 30 Jahren nach Haines und somit nach Alaska gebracht. Ein Pionier der ersten Stunde und nur wenige kennen das Wetter und die Gegend besser als er.

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15. April 2025 – Unreal Alaska
Der erste Blick aus dem Camper lässt unsere Herzen höherschlagen, die Nervosität steigt, Excitement Level - 1000. Die Zutaten könnten besser nicht sein: blauer Himmel, Sonnenschein, leichte Minusgrade, 40 cm feinster AK Powder, ein Heli vor der (Camper)Tür und das beste Freeride Gebiet der Welt liegt uns zu Füßen. Seandog hatte Recht und auch der Wettergott hat seinen Joker ausgespielt. Unser Guide Zack hat beim Frühstück nur einen Satz für uns parat: „Boys get ready, it´s ON, this day is gonna be sick”. 30 Minuten später zappeln alle am Heli Sammelplatz herum, jeder ein Grinsen im Gesicht, leicht schwitzige Hände aber Ready to Rock´n´Roll. Abflug 09:00 Uhr. Was folgt übertrifft alles bisher Dagewesene in unserem Skifahrerleben. In den nächsten 10 Stunden fliegen wir durch eine Powder Traumwelt und steuern Gipfel nach Gipfel an. Das Wort „mindblowing“ bekommt für mich definitiv eine neue Bedeutung. 9000 Tiefenmeter, Spines, Cliffs, Couloirs, Soul-Turns, untracked Alaska at its Best. 19:00 Uhr, die Sonne geht bereits wieder unter – wir stehen alle das letzte Mal an diesem Tag auf einem Gipfel. Jeder bekommt seine letzte „Spine of the day“. Der Heli wartet schon und wir machen uns auf den Weg zurück zur Lodge.

20 Minuten später sitzen wir alle in der Chillout Area von Alaska Heliskiing und stoßen mit einem müden aber glücklichen Lächeln im Gesicht auf diesen besonderen Ski Tag an.

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Alaska Resümee:
Dass bei solchen Abenteuern nicht immer alles glatt läuft, war uns vorher bewusst. Schlechtes Wetter, technische Defekte beim Camper, aber auch körperliche Beeinträchtigungen wie die Grippe oder diverse Gelenksbeschwerden muss man einfach in Kauf nehmen. Ungeduld und die eigenen Erwartungen an ein solches Winterabenteuer waren bei jedem von uns vermutlich die größte Hürde, die wir überwinden mussten. Meistens haben wir es geschafft, hin und wieder auch nicht.

Am Ende sollte man einen solchen Skitrip nicht nach der besten Line bewerten. Ja, wir hatten einen der besten Powdertag unseres bisherigen Lebens. Hätten wir gerne mehr dieser Tage gehabt, um uns an noch größere Spines und Big Mountain Lines zu versuchen? Natürlich. Aber es ist so viel mehr an das wir uns zurückerinnern.

Die Polarlichter in Haines, das erfolgreiche Fischen am Chilkat River, die unzähligen beeindruckenden Weißkopfseeadler, die Sonnenuntergänge am Hafen von Valdez, der neugierige Seeotter, der verwirrte Elch am Straßenrand, die Wäscherei in Haines, die uns als Workout Platz und Wellnesstempel diente, die Gourmet Gerichte im Camper, das unfassbare Chaos, das hin und wieder geherrscht hat, die unzähligen guten Gespräche und schlechten Witze auf den fast 3000km Straße, die atemberaubende Landschaft und der Roadtrip Vibe.

Die wahre Würze dieser Reise? Vier einzigartige Persönlichkeiten, die mit all ihren Eigenheiten drei Wochen lang ein paar Quadratmeter auf vier Rädern am Ende der Welt teilen.

Alles das nehmen wir mit und sind dankbar, dass wir dieses Winter Abenteuer in Alaska erleben durften.

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