header bg winter 25

KOPALA | DER FILM


Der neue Film „KOPALA“ von Krister Røhme Kopala
Text: Sophie Oettl // Fotos: Vegard Aasen

Weit oben im arktischen Norden, in den entlegenen Bergen von Kvænangen in Norwegen, bereitet sich Big-Mountain-Snowboarder Krister Kopala auf etwas ganz Besonderes vor: die erste Abfahrt einer steilen, bisher namenlosen Nordwand. Für Krister sind die Berge längst mehr als nur Spielplatz oder sportliche Herausforderung – sie sind Rückzugsort, Lebensraum und vielleicht auch ein Weg, mit seinem Kindheitstrauma umzugehen.

Sein neuer Film „KOPALA“ erzählt die Geschichte dieser Gratwanderung zwischen Risiko, Selbstfindung und der Suche nach innerer Ruhe. Ist er auf der Jagd nach dem ultimativen Kick? Nach einem Gefühl von Lebendigkeit? Oder einfach nach Frieden mit sich selbst?

Wir haben mit Krister gesprochen – über Traumabewältigung, seine Motivation und die Hintergründe zu diesem intensiven Filmprojekt.

Interview mit Krister Røhme Kopala

KOPALA wirkt wie eine sehr persönliche Reise.
Ja, definitiv – es ist weit mehr als ein klassischer Snowboardfilm. Das Thema Trauma bei Männern ist nach wie vor ein sensibles Feld, und ich wollte meine eigene Geschichte erzählen. Ich wollte sie sichtbar machen – in der Hoffnung, dass sie vielleicht ein paar Türen öffnet, wenn es um mentale Gesundheit bei Männern geht.

02 der film no132

Im Film gibt’s eine starke emotionale Ebene – besonders das Zitat deiner Mutter:

„Als die Schule dich nach Hause geschickt hat und du mich auf dem Sofa sitzen sahst, war das Erste, was du gefragt hast: Ist Papa tot? Du musst also irgendwie unterbewusst gespürt haben, dass etwas nicht stimmt.“

Wie war es, so etwas Persönliches öffentlich zu teilen?

Es war sehr emotional, diesen Film zu machen – und all die alten Wunden wieder aufzumachen, vor allem die rund um meinen Vater. Aber ich finde, Ehrlichkeit ist wichtig. Diese Seite von mir zu zeigen, gehört einfach zur ganzen Geschichte. Das war und ist ein riesiger Teil meines Lebens, und ohne ihn wäre der Film nicht komplett gewesen.

Wie hat dich die Arbeit an KOPALA verändert?
Der Film war ein Teil meines Heilungsprozesses. Manche gehen zur Therapie (das habe ich auch getan), andere wollen über ihre Erlebnisse sprechen, um ihnen den Schrecken zu nehmen. Für mich war das Filmemachen ein großer Schritt hin zu besserer mentaler Gesundheit.

03 der film no132

Was hast du aus deinen Erfahrungen in High-Risk-Umgebungen über Angst und Kontrolle gelernt?

Vor allem, dass ich mich auf die Dinge konzentrieren kann, die ich kontrollieren kann – Vorbereitung, Planung, Entscheidungen. Aber genauso wichtig ist es, zu akzeptieren, was man nicht kontrollieren kann – Wetter, Schneedecke, Lawinengefahr. Und es ist immer okay, umzudrehen.

Wenn du ganz oben an einer Line stehst, die noch niemand gefahren ist – was geht dir da durch den Kopf?

Adrenalin, Aufregung, Angst, Motivation – alles gleichzeitig. Und dann, kurz bevor du droppst, reduziert sich alles auf einen Punkt: totale Präsenz, völliger Fokus. Es geht nur noch um eines – sicher runterzukommen.

Was bedeutet für dich ein erfolgreicher Tag in den Bergen?

Wenn ich mit einem guten Gefühl im Bauch nach Hause komme – weil die Entscheidungen richtig waren und alle heil sind. Bonuspunkte, wenn wir dabei noch ein paar epische Shots eingefangen haben, haha.

04 der film no132

Du hast schon einige First Descents in den Lyngen Alps gemacht. Was reizt dich an diesen unberührten Lines?

Ich bin jahrelang durch die Lyngen Alps gezogen und den Spuren anderer gefolgt. Aber neue Lines zu entdecken, sich vorzustellen, sie zu fahren, ohne irgendwelche Infos dazu zu haben – das ist der Kick. Der ganze Prozess: Zeit investieren, Energie reinstecken, und irgendwann steht man da und fährt sie wirklich. Diese Mischung aus Vorbereitung, Können und Intuition – das ist eines der besten Gefühle überhaupt. Und das Ganze dann noch mit der Community zu teilen, macht’s noch besonderer.

Findest du in den Bergen auch Frieden, oder ist es immer ein Spiel mit Risiko und Unsicherheit?

Nicht immer geht’s ums Limit oder ums Risiko. Oft gehe ich einfach raus, um die Berge zu genießen – und das bedeutet meistens: Snowboard anschnallen und einfach eine gute Zeit haben.

Dein Sommerjob als Lineman klingt fast genauso fordernd (und gefährlich) wie deine Winter. Hilft dir körperliche Arbeit, nach intensiven Saisons mental runterzukommen?

Dieses Jahr war tatsächlich das erste, in dem ich keinen Lineman-Job hatte. Körperliche Arbeit war aber immer Teil von mir – ich arbeite gern mit den Händen und setze meinen Körper ein. Aber ehrlich gesagt: die langen Arbeitstage haben mich manchmal auch gestresst. Sie haben mir Zeit genommen, mich auf Snowboarden zu konzentrieren.

05 der film no132

Du hast mal gesagt, du hast ein „inneres Feuer, das gezähmt werden muss“. Was bedeutet das heute für dich – brennt es noch?
Oh ja, das Feuer brennt noch – und wahrscheinlich wird es das immer tun. Aber mittlerweile kann ich besser damit umgehen und weiß, wann und wie ich es einsetzen kann.

Viele jagen den Adrenalinkick. Bei dir wirkt Snowboarden fast meditativ. Ist es für dich etwas Spirituelles?

Nicht wirklich. Ich jage Adrenalin, seit ich denken kann – und das wird sich wohl nie ganz ändern. Ich versuche einfach, es auf eine nachhaltigere Art zu tun.

Wie hat sich dein Verhältnis zu Risiko über die Jahre verändert?
Je mehr du rumprobierst, desto mehr lernst du daraus, haha. Ich bin älter geworden – und hoffentlich auch etwas weiser. Aber der Drang, ans Limit zu gehen, ist noch da. Ich gehe heute einfach überlegter mit Risiko um.

Was kommt als Nächstes?
Ich will einfach weiter wachsen – als Mensch, als Rider, als Alpinist. Ich will neugierig bleiben, weiter lernen und Spaß dabei haben. Und langfristig möchte ich gerne ins IFMGA-Programm einsteigen.

06 der film no132

Was war der härteste Moment während der Dreharbeiten zu KOPALA?

Ganz klar die Interviews – sich vor der Kamera zu öffnen, mit Hugh und Vetle im Raum, war echt intensiv. Ich wünschte, die Leute könnten fühlen, was wir damals erlebt haben – das war etwas ganz Besonderes. Und als wir später zurückgingen, um die Line zu fahren, musste ich am Gipfel umdrehen – wegen gefährlicher Schneeverhältnisse. Das war hart, aber es war die richtige Entscheidung.

Wie habt ihr als Crew die Isolation und die arktischen Bedingungen während der Produktion gemeistert?
Das Haus, in dem wir gewohnt haben, wurde zu einer Art Safe Space. Abends saßen wir zusammen, haben über das Leben geredet, über alte Geschichten, Beziehungen, Traumata – über alles. Diese Zeit mit der Crew vermisse ich manchmal wirklich.

Was hoffst du, dass die Zuschauer nach KOPALA fühlen?

Ich hoffe, dass sich manche verstanden oder gesehen fühlen – dass sie merken: Sie sind nicht allein. Ich wünsche mir, dass der Film Gespräche über mentale Gesundheit bei Männern anstößt – vielleicht wird er ja sogar in solchen Programmen eingesetzt.

07 der film no132

Wenn du deinem jüngeren Ich eine Nachricht schicken könntest – was würdest du ihm sagen?
Es ist völlig okay, Freunde zu haben, die Ski fahren :P
Egal was passiert – meistens passiert’s aus einem Grund. Du musst dem Prozess vertrauen und dein Leben selbst in die Hand nehmen. Das Leben ist nicht immer fair, aber du kannst es verändern.

Was haben dich die Berge über das Leben gelehrt?
Alles – Freundschaft, Wachstum, Schmerz. Mein Leben wurde so viel besser, als ich verstanden habe, was Berge, Liebe, Familie und Freundschaft mir geben können. Klingt vielleicht kitschig – aber es steckt verdammt viel Wahrheit drin.

Gab es einen Moment in den Bergen, der dich für immer verändert hat?

Als ich meiner Frau Thea den Antrag gemacht habe. Als ich die Arctic Brenva Face – die Südwand des Jiehkkevarri – gefahren bin (checkt The White Giant auf YouTube). Die First Descents mit meinen Freunden Eivind und Bjarte – RIP. Und die Nacht auf dem Gipfel des Store Jæggevasstinden in Lyngen mit meiner Frau. Es gibt viele Momente, mit denen ich mich tief verbunden fühle – das sind nur ein paar davon.

08 der film no132




News

FWT 2026 Line-up

Neue Gesichter, alte Rivalen Das Line-up der FIS Freeride World Tour...

23. Oktober 2025

Super Ski Card im Bikepark?

Unbedingt nachfragen! Wer seine Saisonkarte für den Winter schon gekauft hat...

22. Oktober 2025

Rocky Mountain übernimmt Bikea…

Kanada rückt näher an Europa Frischer Wind aus Kanada: Rocky Mountain...

10. Oktober 2025

Snow Card Tirol - ab heute gül…

Gültig in über 90 Skigebieten Klare Bergluft, weiße Gipfel und die...

1. Oktober 2025

Weltpremiere am Everest: Andrz…

Ohne Flaschensauerstoff Als erster Mensch der Geschichte fährt der Pole vom...

25. September 2025

E-Bike WM in Ischgl & Galt…

1.500 Teilnehmer & 2 rot-weiß-rote Titel Drei Tage lang drehte sich...

9. September 2025

Events

Specialized CHILI 3 Länder End…

Das Finale Nach einem verregneten, teils sogar verschneiten Trainingstag am Freitag...

15. September 2025

Nur noch 4 Tage bis zum WHOOP …

Der Countdown läuft In nur vier Tagen heißt es endlich «Let’s...

15. September 2025

Hintertux Park Opening 2025

Saisonstart Vom 3. bis 5. Oktober 2025 heißt es wieder: Boards...

8. September 2025

BIKE Festival Saalfelden Leoga…

Drei Tage Mountainbike-Action Vom 12. bis 14. September 2025 steht Saalfelden...

3. September 2025