bergstolz

Dahoam - A Love Story?


Für mich war die Fotografie immer ein Weg nach draußen. Wenn ich die Kamera in die Hand nehme, beginnt ein neues Abenteuer - klein oder groß. So hat mich das Fotografieren über die Jahre an die faszinierendsten Orte gebracht. Angefangen in Erlangen, mitten im Flachland, wurde mir schnell klar, dass es mich Richtung Berge zieht. Mit der ersten Kamera in den Händen wuchs in mir die Motivation, an lebensfeindlichere und herausfordernde Orte zu reisen und diese zu dokumentieren. Vor allem die arktischen Regionen haben, mit ihren einzigartigen Lichtverhältnissen und Wetterphänomenen, meine Fotografie und mein Verständnis von Abenteuer geprägt. Der Umzug nach Innsbruck hat meine Vision von Outdoor und Sportfotografie dann noch weiter vorangetrieben.

Besonders haben es mir die Extremsportarten wie Freeriden, Alpinismus und Surfen angetan, denen ich auch selbst nachgehe. Durch meine Fotografien versuche ich den Betrachter mit in das Geschehen zu nehmen und die Stimmung des Moments einzufangen. Es freut mich immer wieder aufs Neue, hinauszuziehen und die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

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Bevor ich jetzt alle meine Argumente vorbringe, warum ich nach all meinen Reisen entschloss, doch in Altenmarkt zu bleiben und warum Skifahren in den Alpen besser ist als in anderen Ländern, muss gesagt werden, dass ich natürlich nicht ganz unvoreingenommen bin. Auf Platz eins meiner Gründe, warum es dann doch immer wieder Österreich blieb, sind Familie und Freunde. Selbst wenn ich nicht in den Alpen aufgewachsen wäre, wären sie zu meiner Wahlheimat geworden.

Auffi, ummi, owi
Egal wo man sich in den Alpen befindet, auf eines kann man sich so gut wie immer verlassen: irgendwo in der Nähe gibt es einen Lift - meistens mehrere. Das Netzwerk an Liften in Österreich ist so vielseitig, luxuriös und bequem wie kaum woanders. Ob es notwendig ist, dass die Skigebiete jedes Jahr in neue Anlagen investieren, ist fraglich. Trotzdem, eines steht fest: Die Preise für die Lifttickets sind in Österreich günstiger als in allen anderen Ländern, in denen ich bis jetzt skigefahren bin. Trotzdem beklagen viele von uns die stetig steigenden Ticketpreise, auch ich. Ist es gerechtfertigt, dass in manchen Salzburger Skigebieten die Tageskarte während der letzten zwei Saisonen, jedes Jahr um 5 Euro teurer wurde? Meiner Meinung nach war und ist Skifahren in Österreich ein Breitensport, weshalb wir immer noch so skibegeistert sind und es unser Nationalsport ist. Ob das in Zukunft auch so sein wird, hängt wahrscheinlich von den Kosten (Lift, Ausrüstung etc.) ab. Wir entwickeln uns leider immer mehr zu einer zwei Klassengesellschaft wie in Amerika.

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Diesen Winter kostet zum Beispiel, in Whistler, Kanada, eine Tageskarte bis zu 299 CAD, in Aspen, USA, 189 USD, in Vail, USA, 269 USD (hier handelt es sich um den vergünstigten online Preis, direkt im Skigebiet an der Kassa bezahlt man in Vail 299 USD für eine Tageskarte). Als Skilehrerin in den USA habe ich schon 2010 gemerkt, wie exklusiv dort die Skigebiete sind. Nur die „Schönen und Reichen“, oder die, die ihr gesamtes Erspartes ins Skifahren investieren, können sich hier dieses teure Hobby leisten. Ich hoffe, dass es bei uns nie so weit kommt, dass eine Tageskarte über 200 Euro kostet. Einige kleine Skigebiete in Salzburg kosten aber schon gleich viel wie ein Tag am Arlberg, 75 Euro. Manche Regionen bieten erschwinglichere Preise. In Obertauern zum Beispiel, kostet eine Tageskarte 59 Euro, am Hochkönig dürfen sich Einheimische über einen ziemlich hohen Rabatt freuen. Die Tageskarte bekommt man mit dem Einheimischen Rabatt noch um unter 40 Euro.

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Auch das Liftnetz in den Alpen ist nicht zu vergleichen mit dem in den USA. Egal wo ich in den Staaten zum Skifahren war (Colorado, Utah, Kalifornien, Wyoming, Montana…) sind die Lifte alt und die Skigebiete so gut wie nicht vernetzt. Ich schätze es sehr, dass wir in Österreich ein weitläufiges Angebot an Pisten genießen können. Es sind aber nicht nur die perfekt präparierten Pisten und die vielen Kilometer, die man auf ihnen zurücklegen kann, welche die Alpen als Ski Destination unschlagbar machen. Auch unser Tiefschnee kann mit Powder von Kanada und den USA verglichen werden. Nicht selten dürfen auch wir uns über bottomless Powder freuen und über Faceshots, die wir dank heftiger Schneefälle oft tagelang genießen dürfen. Und wer glaubt, dass der Andrang auf tief verschneite Hänge in den klassischen Freeride Gebieten wie Zauchensee, Obertauern oder Sportgastein verrückt ist, der hat noch nie mit mehreren hundert Neuseeländern darauf gewartet, dass die Ski Patroller den Berg an einem Powder Tag für “open" erklären und in einem Rennen um Leben und Tod um die ersten Spuren gekämpft. In den USA ist die Liftschlange in der Früh an einem Powder Tag oft so lang, dass man nicht selten 40 Minuten wartet, um auf den Berg zu kommen, nur um festzustellen, dass der schöne Tiefschnee schon komplett verspurt ist, weil in den USA jeder Freerider ist oder es glaubt zu sein und kaum jemand auf der Piste fährt.

A bissl a Stau
Natürlich kommt es an schönen Tagen oder während der Schulferien auch bei uns in den Alpen zu längeren Wartezeiten, nicht nur am Berg, sondern für unsere Gäste meistens auch schon in der Früh bei der Anreise auf der Autobahn. Doch was wäre ein Ausflug nach Österreich ohne Stress in der Früh, weil die FOMO schon beim Frühstück einsetzt oder wegen einer Nörgelei in der Warteschlange am Lift - das Klischee des grantigen Österreichers gehört eigentlich zum all-inklusive Urlaubspaket wie die verlorene Skijacke oder Brille beim Après Ski. Apropos Après Ski…

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A Schnapserl
Nirgends auf der Welt darf man ab 16:00 Uhr, ohne als Alkoholiker abgestempelt zu werden, sich so betrinken wie in den österreichischen Après-Ski Hütten. Gefeiert wird, als ob es kein Morgen gäbe. Man muss sich auch nicht wirklich viele Gedanken um den nächsten Tag machen, denn wer um vier Uhr am Nachmittag zu feiern beginnt, ist meistens um spätestens 22 Uhr im Bett (oder wird dorthin gebracht), um am nächsten Morgen wieder fit in der Früh pünktlich am Lift zu stehen. Problematisch wird die Après-Ski Kultur oft dann, wenn man zu wenig darüber nachdenkt, wo man zum Feiern einkehrt. Viele wissen nicht, dass sich ihr Ski Talent und Alkohol nicht vertragen, was zu einer unüberwindbaren Herausforderung werden kann, wenn man nach ein oder zwei Schnapserl vergisst, dass man noch eine Abfahrt vor sich hat. Ein besonderes Lob hat sich Österreich ganz sicher auch bei der unglaublich geschmackvollen und absolut hochwertigen Musik verdient, die in den Après-Ski Hütten gespielt wird. Und weil die Aus-wahl der Après-Ski Musik jede Saison so absolut treffsicher und wirklich jedermanns Geschmack ist, kann man sicher davon ausgehen, dass auf jeder Hütte dieselben Hits auf und ab gespielt werden. Da können die Live-Rockbands, zu denen wir in Telluride und Big Sky gefeiert haben, natürlich nicht mithalten.

Kaiserschmorrn, Kasnockn und Co.
Es ist aber nicht nur unsere Après-Ski Kultur, die weltweit einzigartig ist, sondern auch das Angebot an Kulinarik unserer Skihütten. Direkt in den Skigebieten gelegen, bieten sie alles, was das Herz begehrt. Dabei sollte man sich auf keinen Fall unsere Klassiker wie Kasnocken, Kaiserschmorrn (manchmal aus Fertigteig, weil es schneller gehen muss) und die traditionellen Pommes entgehen lassen.

Therme, Sauna und Nockabatzl
Wer nach einem Tag Skifahren, Schlemmen und Après-Ski noch eine Erholung braucht, kann sich in den meisten Skigebieten auf ein Wellness Angebot freuen. Viele Orte, wie Gastein, Kaprun oder Altenmarkt, haben Thermen, die meisten Hotels bieten Wellness Bereiche. Wer allerdings noch nie in Österreich in der Sauna war, sollte vorgewarnt sein: Kleider sind nicht erlaubt. Diese Regel überrascht besonders Gäste aus den USA oft sehr, die dann meistens lieber beim Après-Ski bleiben.

Gschniem hots
Dank der zentralen Lage der Alpen, bedeuten bei uns Tiefdruckgebiete aus dem Norden und aus dem Süden meistens Schnee in den Nord- oder Südalpen. Und weil unsere Berge so gut erschlossen sind, durch Lifte und Straßen, ist es meistens kein Problem dorthin zu fahren, wo sich Frau Holle gerade am gnädigsten zeigt. Wenn wir also zuhause in Altenmarkt nicht so viel Schnee bekommen wie zum Beispiel St.Michael im Lungau, an der Südseite der Tauern, dann braucht man keine 40 Auto-Minuten um „im Süden“ Skifahren zu gehen. 2018 reiste ich nach Utah, die Schnee Prognose für Salt Lake City war miserabel. Jackson Hole in Wyoming war das nächste Gebiet, wo Schnee angekündigt wurde. Laut der Amerikaner eine akzeptable Distanz, um guten Powder zu finden. Gesagt, getan - am selben Tag noch fuhren wir einfach 4,5 Stunden, auf der Suche nach Neuschnee.

Nicht nur die Fahrt ins nächste Skigebiet dauert in den USA länger als bei uns. Auch die Fahrt ins nächste Krankenhaus ist oft unzumutbar. Während meiner Reisen in den USA, sowie in den Anden in Chile oder in Russland waren Verletzungen eigentlich keine Option. Die Erstversorgung dauert ewig und in den USA kommt für die Einheimischen (oder Reisende ohne Zusatzversicherung) noch dazu, dass eine Behandlung beim Arzt oder im Krankenhaus kaum zu bezahlen ist.

Unsere Infrastruktur und unser (zum Großteil) funktionierendes Gesundheitssystem, sind weitere Gründe, warum ich froh bin, Salzburgerin zu sein. Ich hoffe, dass ich auch in den kommenden Jahren froh darüber sein kann, dass wir uns nicht zu einer zwei Klassen-Gesellschaft entwickeln und Skifahren wieder ein Breitensport für alle bleibt. In diesem Sinne, hier noch ein Gedicht über unsere geliebten Alpen und auf eine verschneite Saison 23/24!

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An Ode to the Alps
Liebe Alpen, ob grün oder weiß,
wir lieben euch heiß,
Jedes Jahr können wir kaum erwarten,
den Vorverkauf der Saisonkarten.

Ist es endlich dann soweit,
kommt's in mancher Beziehung zum Streit.
Die Preise für die Karten sind wieder gestiegen,
viele von uns werden in den Ruin getrieben.

Der eine will investieren in die Karte,
der andere lieber behalten das Ersparte.
Gekauft wird meistens ohnehin,
das Ticket oder die Ausrüstung fürs Skitouring.

Sind wir endlich bereit für die Saison,
kann es losgehen voller Motivation.
Alles andere wird hinten angestellt,
sobald der erste Schnee dann fällt.

Bei der Gondel stehen wir pünktlich um acht,
damit uns niemand unseren Platz streitig macht.
Die ersten Spuren sollen unsere sein,
immerhin sind WIR hier daheim!

Missachtet werden oft alle Signale.
Hauptsache Powder, da stellt sich niemand die Frage,
ob es sicher ist in Hänge einzufahren.
Ignoriert werden alle Gefahren.

Alles lassen wir außer Acht,
weil wir sie so sehr mögen die weiße Pracht.
Wir lieben das Gefühl vom Schweben im Schnee,
in die Saisonkarte zu investieren war die beste Idee!

Ob im Oktober am Gletscher mit tausend Touristen,
oder im März beim Après Ski zwischen Bierkisten,
wir lieben unsere Berge innig,
verhalten uns oft jedoch schwachsinnig.

Natürlich gibt's auch vernünftige Leute,
nicht alle verhalten sich wie die verrückte Meute.
Lasst uns sie zum Vorbild nehmen,
um uns künftig in der Natur zu benehmen.

Liebe Alpen, wir werden uns zu bessern,
und spenden zu Gunsten von Bergen und Gewässern,
kaufen nur noch nachhaltige Produkte,
um uns besser zu fühlen beim Schnapstrinken auf der Hütte.

In diesem Sinne, ein Prosit auf die neue Saison,
auf unendlich viel Schnee als Touristenattraktion,
auf unsere wunderschönen Täler und Berge,
und darauf, dass jeder glücklich werde!

Infobox:
Birgit Ertl (Instagram) @miss_ski.nanigans

Nockabatzl = ein nackter Mensch
auffi = hinauf
ummi = hinüber
owi = hinunter
a bissl = ein bisschen
gschniem = geschneit
FOMO = Fear Of Missing Out

https://www.altenmarkt-zauchensee.at/
https://www.radstadt-altenmarkt.at/
https://www.gastein.com/
https://www.obertauern.com
https://www.hochkoenig.at




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