KASHMIR | Himalaya
In den letzten Wochen vor unserer Abreise dachten wir, dass unsere Reise nach Kaschmir abgesagt werden muss, da es hier wieder zu Ausschreitungen zwischen den indischen und pakistanischen Militärs gekommen ist. Die Situation hat sich jedoch wieder beruhigt und wir konnten unsere Reise schlussendlich doch antreten.
Der Anflug auf Srinagar war spektakulär. Man konnte unzählige Berggipfel des Himalayas von oben betrachten, wie den Nanga Parbat, der mit seinen 8.125 Metern alles überragt. Für uns ein sehr ungewohntes, aber auch aufregendes Gefühl zu wissen, dass wir uns in diesen riesigen Bergen für den nächsten Monat bewegen werden. Srinagar liegt am Dal-See. Einem See, der im Frühjahr von Regenfällen und im Herbst von den Schmelzwassern des Himalayas gespeist wird.
Im September 2014 herrschten hier sehr starke Regenfälle, die in einer Jahrhundertflut die komplette Stadt zerstörte und die ohnehin schon sehr arme Bevölkerung vor eine eigentlich kaum bewältigbare Aufgabe stellte. In Srinagar angekommen, bemerkten wir schon am Flughafen die gewaltigen Nachwirkungen der Flut. Auf dem Weg nach Gulmarg, das Bergdorf in dem wir den Großteil unserer Zeit verbrachten, fuhren wir durch die Stadt Srinagar, wo wir viele Menschen beim Wiederaufbau der Stadt sehen konnten. Auch "Lebensmittelgeschäfte" stellten teilweise auf den Verkauf von Baumaterial wie Nägel, Holz und Werkzeug um. Abdul, ein Einheimischer, den wir in Srinagar kennenlernten, erzählte uns, dass viele Menschen in Srinagar glauben, die Flut sei eine Strafe Gottes, da sie in der Vergangenheit wenig gute Dinge getan und somit schlechtes Karma gesammelt haben. Nun spürt man ein Umdenken in der Gesellschaft und eine Stimmung des Zusammenhalts und der Hoffnung unter den Menschen.
Kaschmir klingt für viele Leute mysteriös und abenteuerlich. Weder das Internet, noch ein Reiseführer verrät einem die ganze Wahrheit über diesen speziellen Ort. Der Himalaya ist bekannt für seinen extrem trockenen und leichten "Curry-Pulverschnee". In Kombination mit den baumlosen, alpinen Zonen im oberen Bereich und den nahezu im Slalom-Kurs gewachsenen Bäumen im unteren Bereich, bietet dieser Schnee eine der besten Skierfahrungen weltweit. Doch in diesem Winter haben sich die Wetterbedingungen gegen die Jungs von FreeRidersLife gestellt. Wir hatten mit wenig Niederschlag, warmen Temperaturen, hoher Lawinengefahr und schlechtem Wetter im alpinen Gelände zu kämpfen.
In den ersten Tagen lagen die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und der Schnee in Gulmarg (2.700 Höhenmeter) war noch gut genug, um Spaß auf den Skiern zu haben. Da jedoch die Lawinensituation nicht zuließ, das alpine Gelände in Angriff zu nehmen, verbrachten wir die erste Woche gemeinsam mit den Mountainguides von Kashmir-Heliski in den Wäldern rund um Gulmarg. Gulmarg liegt am Ende einer Serpentinenstraße, die von Srinagar über 1.000 Höhenmeter durch dichtbewachsene Wälder führt. Zwischen diesen Serpentinen konnten wir einfach mit den Ski den Currypowder befahren, danach ins Auto steigen und uns wieder den Berg nach oben bringen lassen. Die Wälder von Gulmarg reichen teilweise bis auf ca. 4.000 Höhenmeter. Auf dieser Höhe findet man dichte Birkenwälder, die über eine Gondel von Gulmarg bzw. mit Tourenski erreichbar sind. Aufgrund der Vorfälle zwischen Pakistan und Indien sind auch am Grenzgebirge zu Pakistan indische Militärs stationiert, um die sogenannte "Line of Control" zu bewachen. Daher hatten wir teilweise Probleme, unsere Ziele am Berg zu erreichen. Die strengen Militärkontrollen brachten bis zu 1,5 Stunden Verzögerung mit sich und das auf knapp 4500 m Höhe.
Nichts desto trotz ließen wir uns in den ersten Wochen unseres Aufenthalts in Kaschmir den Spaß nicht nehmen und fanden schlussendlich immer wieder sehr gute Bedingungen vor.
Nach einer aufstiegsreichen Woche mit den Tourenski wurde das Wetter eher bescheiden. Es folgten 10 lange Tage des Wartens auf bessere Bedingungen am Berg. Die Lawinensituation verschlechterte sich aufgrund der warmen Temperaturen von -1° bis +2° drastisch. Spontan ausgelöste Lawinen verursachten im oberen Bereich des Mount Apharwat Abrisskanten von bis zu vier Metern Höhe und 300 Metern Länge. Unvorstellbar, wie die Naturgewalten in so großen Höhen (4.600 Höhenmetern) ihr Werk ohne Rücksicht auf Verluste vollbringen. Das letzte Wort hat in solchen Fällen immer der Berg. Um uns während dem Warten ein wenig zu entspannen, machten wir uns auf den Weg nach Srinagar. Dort stand für uns eine Unterkunft der besonderen Art bereit: Eines der über 1.000 Hausboote am Dal See. An so einem Ort zu übernachten gehört zu den Dingen im Leben, die man nicht vergisst.
Gleich am nächsten morgen machten wir uns auf den Weg, um das Stadtzentrum zu erkunden. Riesige Straßenmärkte, Lärm und Stau so weit das Auge reicht. Nach ein paar Minuten Fußmarsch machten wir halt, da wir von ein paar Einheimischen in unserem Alter angesprochen wurden. Sie wollten wissen, was wir denn hier machen und woher wir kommen. Nach wenigen Minuten wurden wir eingeladen, ihnen in den Park zu folgen und Cricket zu spielen. Wie es sich für gute Mitteleuropäer gehört, hatten wir natürlich keine Ahnung von dem Spiel und so versuchten unsere neuen Freunde uns das Spiel in teils indisch und teils gebrochenem englisch zu erklären. Wirklich eine Ahnung hatten wir danach jedoch auch nicht, und so beschlossen wir, uns das Ganze erst einmal anzusehen.
Was uns am meisten beeindruckte war, wie durchmischt die Altersgruppen waren. Kinder spielten mit jungen Erwachsenen und alle waren voller Enthusiasmus dabei.
Da bei einer Reise in ein fremdes Land mit einer so konträren Lebensart das Kennenlernen der Kultur nicht zu kurz kommen darf, besuchten wir natürlich auch die Innenstadt von Srinagar. Für die Bewohner ist es sehr ungewöhnlich, Menschen aus dem Westen zu sehen und so streiften uns immer wieder die neugierigen Blicke der Einwohner. Auch dass wir einfach angesprochen wurden, passierte nicht selten. Kinder, aber auch Erwachsene beim Cricket spielen: Ein ungewöhnliches Bild, das uns ein wenig an unsere Kindheit erinnerte. Das freie Treiben der von Generationen im Park und Natur und zwischendurch mal eine Ziege, die sich ins Geschehen mit einmischte.
Nach vier Tagen in Srinagar und sechs Tage des Wartens in Gulmarg wurde das Wetter wieder besser und die Chancen, dass wir mit dem Helikopter in die alpine Zone fliegen konnten, stiegen. Vier Tage vor unserer Abreise erhielten wir den lang ersehnten Anruf mit der Nachricht, dass die Bedingungen für das Helifliegen am nächsten Tag gut sein würden. Um 6:00 morgens begaben wir uns also zur Helibase. Und ab gings!
Das Gelände, das wir in dieser Zone auf 5.500 Höhenmeter vorfanden, war atemberaubend: wahnsinnig große und hohe Berge und Abfahrten, die länger nicht sein konnten. Die Dimensionen waren riesig – gefühlte zehn Mal größer als zu Hause in Österreich.
Die Lawinensituation war immer noch alles andere als safe, wir fanden jedoch guten Schnee in den richtigen Expositionen und unser langes Warten wurde zum Schluss belohnt.
Am Ende des Tages waren sich die Jungs einig, dies war einer der besten Skitage, den sie je erlebt hatten! Die wurde in unserer Unterkunft, wo Urlaubende und Abenteurer aus aller Welt fast täglich zusammenkamen, ausgiebig gefeiert.
Infobox:
Airline:
Etihad Airways
Anreise:
Von München - Abu Dabi - Neu Delhi - Srinagar - Gulmarg (insegesamte Reisezeit: 43 Stunden)
Währung:
Indische Rupi
Sprache:
Kashmiri 54%, Dogri 21,9%, Hindi 18,6 %, Panjabi 1,9%, Andere 3,6%
Reiseveranstalter: Selbstorganisiert
Kosten:
Für eine normale Urlaubsreise für zwei Wochen (Flug, Unterkunft Sonstiges) ca. € 2500,- mit Helistunden siehe Packageangebote auf Kashmirheliski.
Heliunternehmen: Kashmir Heliski
FreeRidersLife eine junge Filmproduktion aus Innsbruck www.freeriderslife.com. Das Indien Projekt gibt es im Film Triangle zu sehen welcher auf nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt wurde. Diese wird im Frühling gratis auch im Internet veröffentlicht.
Presented by: Alpina Sports, Helvetia Versicherung,
Supported by: Rossignol, Julbo, Roeckl Sports, Liberty Skis, Tobe Outerwear, Physio 1.0, Good Boards