Königswege | 3 Täler 3 Trails
Immer auf der Suche nach alten Wegen die neu gefunden werden wollen, treibt es mich in den Tälern von Ammer, Loisach und Isar umher. Hier, wo die Schlösser von König Ludwig II. stehen und die Jagdreviere der Adeligen aus längst vergangenen Zeiten waren, werde ich fündig. Es ist unglaublich, ich stehe hier am Kienjoch und suche den Eingang eines verloren geglaubten Reitwegs, welcher mich in das 800 Höhenmeter tiefer gelegene Ellmautal bringen soll. Die Aussicht ist königlich, um mich herum die Ammergauer Berge, im Süden ragt die Zugspitze majestätisch empor.
Mit der Karte in der Hand war der verfallene Einstieg dann doch zu finden, nach einer anfänglich technischen Passage, die der Witterung zum Opfer gefallen ist, zeigte sich der Reitweg in seiner ganzen Pracht. Die Trasse hebt sich klar ab, circa 1,30 Meter beträgt die Breite des Weges, doch nur noch ein schmaler Pfad der von Bergsteigern und Jägern betreten wird, ist vom Gras befreit und zieht sich wie ein grünes Band durch die Latschenfelder und den mit Kiefern bewachsenen Südhang ins Tal.
Ein Weg, angelegt um die Herrschaften auf ihren Pferden zu verschiedenen Aussichtspunkten und ins Jagdrevier zu bringen, dient er nun den Freizeitern zum Wandern und einer sehr kleinen Gruppe zum Radfahren. Das Geheimnis ist die Neigung, mit welcher die Wege an das Gelände angepasst wurden. Ideal, um sie mit dem Mountain Bike abzufahren ohne Schäden am Weg zu verursachen. Und egal ob man im Karwendel die Wege ins Isartal, im Garmisch-Partenkichen den Weg vom Königstand ins Loisachtal oder wie hier vom Kienjoch ins Ammertal zum Schloss Linderhof abfährt, man erkennt sofort wer hier der Bauherr war. Doch die Ehrfurcht vor den Senftenträgern weicht sehr schnell dem Glücksgefühl einer flowigen Abfahrt.
Doch um dieses Erlebnis zu spüren und genießen zu können, steht am Anfang die Suche nach diesen Wegen. Mit Ausnahme eines Trails, an dessen Beginn zur Abfahrt ein Schild angebracht ist auf dem „Reitweg“ steht, muss man erst mal alte Landkarten studieren und sich bei ausgiebigen Wanderungen über den Zustand ein Bild machen. Es macht ja keinen Sinn, wenn man das Rad den halben Berg abtragen muss, dann ist es besser man lässt es sein, hakt den Ausflug als tolle Wanderungen ab und sucht ein neues Projekt.
Meistens führen Forststraßen auf die umliegenden Berge und man muss das Bike nur im letzten Abschnitt schieben oder ein paar Meter tragen. Schweißtreibend wird es jedoch immer sein und als Lohn erhält man eine privilegierte Wegführung.
Wer nun das Verlangen spürt, einen dieser Reitwege mal selbst mit dem Mountain Bike zu befahren und glaubt, dass er hier GPS-Daten, Koordinaten, Parkplatz und Ausgangspunkte zum Runterladen aus dem World-Wide- Web gibt, ist auf dem Holzweg. Nur wer sich den Weg selbst erarbeitet, weiß diese Perlen zu schätzen. Und denkt daran, dass ihr euch nicht in einem Bikepark befindet und ihr nicht alleine unterwegs seid. Für gewöhnlich sollte man, wenn es am Abend dämmert, aus dem Wald sein, dann kann das Wild zur Ruhe kommen.
Bilder & Text: Anton Brey