bergstolz

Uganda, das Herz Afrikas


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Es war während eines unserer Marokko Bike-Trips im letzten Herbst, als Andreas und ich uns dachten, wir sollten uns in Afrika weiter nach Süden wagen, in das Afrika südlich der Sahara. Jenes Afrika, das mit seinen typischen Bildern schon seit unserer Kindheit unsere Vorstellungen über diesen Kontinent geprägt hat.

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Seit einigen Jahren arbeiten Andreas und ich nun schon als Guides zusammen und entwickeln Bike-Reisen. Uns verbindet nicht nur unser gemeinsamer Geburtsort Bozen, sondern eine große Leidenschaft fürs Mountainbiken und die Lust mit unseren Bikes Neues zu entdecken. Zuhause oder fernab, wo wir auch sind gefällt esuns, die besten Singletrails zu shredden und Land und Leute kennenzulernen. Nach einer ausgiebigen Recherche entschieden wir uns dieses Mal für Uganda. Das in Ostafrika liegende Land kennt noch keinen Massentourismus und ist Heimat der socharakteristischen, afrikanischen Tierwelt. Schon Winston Churchill bezeichnete es begeistert als "Perle Afrikas".

Mitte Februar ging es los. Andreas, seine Partnerin Julia und ich kamen in Entebbean und waren schon wenige Stunden später im Wagen mit Will, mit dem wir den Bike-Trip zusammen ausarbeiten wollten. Will ist ein Brite, der schon seit fünfzehn Jahren in Uganda lebt. Für viele Jahre war Will als professioneller Kajakfahrer auf den Flüssen dieser Welt unterwegs, mittlerweile schlägt sein Herz aber vor allem für das Mountainbiken.

Bevor uns unsere Reise nach Sipi beim Mount Elgon bringen sollte, biketechnischder Dreh- und Angelpunkt unseres Trips, ging es erstmal nach Jinja am Victoriasee, wo es am folgenden Tag richtige Action im Wildwasser des Weißen Nils gab. Mit dem Rafting-Boot durften wir buchstäblich in die Fluten des Nils eintauchen und es war irgendwie so, als seien wir damit auch im Herzen Afrikas angelangt. Das Zuhause war so gut wie vergessen und wir waren nun definitiv angekommen!

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Auf der Fahrt nach Sipi beobachteten wir interessiert das Leben am Rande der Straßen. Vorwiegend Schotterpisten, sind diese hier nicht einfach nur Verbindungswege, sondern pulsierende Arterien, die besonders in der Nähe der vielen Hütten und Siedlungen voller Menschen sind. Kinder in Schuluniformen, Menschen, die alles Mögliche transportieren, alles erschien in Bewegung und lebendig. Dazu gesellten sich auch noch die vielen Boda-Bodas, Motorradtaxi, diewirklich für den Transport von allem verwendet werden: Mensch, Tier, Baumstamm oder Kommode.

Schließlich erreichten wir Sipi mit seinen spektakulären Wasserfällen. Das kleine Dorf liegt auf zirka 1.800 Metern, die Nächte sind dementsprechend angenehm frisch und auch Stechmücken gibt es hier wenige. Malaria, sonst in Uganda recht verbreitet, ist hier deshalb glücklicherweise fast gar kein Problem. Wir quartierten uns in einer idyllischen Lodge ein, inmitten des Regenwalds, gleich neben einem der drei imposanten Wasserfälle. Ohne elitärem Luxus, sondern mit viel Geschmack sorgt man hier für Wohlbehagen. Kleine, feine Banda-Hütten und Cottages, frisches, schmackhaftes Essen, hauseigener Kaffee aus den umliegenden Feldern, wir waren uns vom ersten Moment an sicher, dass wir es uns hier nach dem Biken gut gehen lassen konnten. Denn in den nächsten Tagen sollten wir hier vor allem eines: Trails scouten und Biken. Und darauf freuten wir uns schon zuhause. Besonders gespannt waren wir auf das High-Light des Trips, den 4.321 m hohen Mount Elgon. Doch zuvor wollten wir uns erst die besten Singletrails rund um Sipi anschauen.

Gleich am nächsten Morgen starteten wir direkt von der Lodge mit unseren Rädern, um zu den nahegelegenen Hometrails zu gelangen. Die Freude darüber, endlich die Gegend zu erkunden und unsere neuen Bikes einweihenzu können, die wir von Norco erst kurz vorher erhalten hatten, war groß. Der erste Trail begann bei einer nicht weit entfernten Siedlung, wo Will mit ein paar Einwohnern ins Gespräch kam, während uns hingegen neugierige Augen betrachteten. Das sollte uns auch in dennächsten Tagen immer wieder passieren: Gespräche mit den Locals, die wir beim Durchqueren der vielen Siedlungen antrafen, und viel Interesse an uns und unseren Bikes. Besonders die Kinder kamen immer gern angerannt. Bikes machen Völkerverständigung einfacher! Nach diesem spontanen Zusammentreffen rollten wir auf den Trail ein. Wie fast alle Wege hier, war auch dieser kein Wanderweg, wie wir in den Alpen gewöhnt sind, sondern eine alltäglich verwendete Verbindung zwischen Feldern, Hütten und Dörfern. So verlief auch dieser Trail relativ flach, war aber kein Promenadenweg und bot deshalb auch technische Stellen und Steine, Bodenwellen oder Berms, die zum Spielen einluden. Mit viel Flow und offenen Bremsen schlängelten wir uns auf roter Erde und erodierten Steinformationen am Kamm entlang, der uns einen breiten Ausblick auf die Felder und Hütten unter uns schenkte, bis wir die Schlüsselstelle erreichten, wo es hieß abzubremsen und die richtige Linie zu finden. Im Tal angekommen beschlossen wir mit den Bikes wieder nach oben zu steigen, um bei einer Abzweigung weiter oben eine weitere Variante zu fahren. Mittlerweile hatten wir uns auf den neuen Rädern auch etwas eingefahren und das Biken machte daher umso mehr Spaß. Am Fuße des Kammes erreichten wir schließlich wieder ein kleines Dorf, wo Boda-Bodas organisiert wurden, um uns mit den Bikes zwischen Fahrer und Biker wieder auf abenteuerliche Weise nach oben zu bringen. Einem Ordnungshüterzuhause hätte es geschaudert, wir dachten uns aber: That’s Africa!

Später ging es dann auf einen weiteren Trail der Umgebung. Irgendwann stoppten wir bei ein paar einfachen Hütten. Während sich Andreas dort herzlich mit den Kindern beschäftigte, fiel mein Blick auf die bescheidenen Verhältnisse, in denen die Leute hier leben. Einfachste, kleine Hütten, zweckdienlich aber unbequem, oft ohne Strom und fließendem Wasser. Das Leben hier ist für viele sicher nicht immer frei von Schwierigkeiten. Unsere Lodge war der reinste Luxus dagegen. Ich war mir sicher, dass sich viele der Menschen ein Leben mit weniger Entbehrungen wünschten. Und doch begegneten uns die meisten mit einem breiten Lächeln und schienen ihre Zuversicht, trotzt des wenigen Besitzes, nicht verloren zuhaben. Nachdenklich schaute ich in die Ferne und dachte mir dabei, dass wir als reisende Biker zwar eigentlich einer nicht wirklich lebenswichtigen Leidenschaft nachgehen, durch den direkten Kontakt unterwegs aber eine Verbindung entstand, und letztlich durch unsere Gegenwart die spärlichen Wirtschaftskreise etwas angekurbelt wurden. Während uns die Kinder bei der Weiterfahrt nochfreudig hinterherwinkten, konzentrierte ich mich auch schon wieder auf den Trail, der nun schwungvoll durch Kaffeefelder und Kochbananenhaine führte. Am folgenden Tag hieß es frühzeitig starten, um uns in die Gegend von Kapchorwa shuttlen zu lassen. Auf 2.700 m erwartete uns eine fast endlose Abfahrt von der Flanke des Mount Elgon runter zur Savanne. Vor dem Start kehrten wir noch bei einer kleinen Hütte ein, wo es Tee mit Milch und ein einfaches, öliges Fladenbrot gab. Sonst gibt es in Uganda an jeder Ecke Chapati-Rollen gefüllt mit Eiern, Zwiebeln, Tomaten oderanderem Gemüse, die unter dem treffenden Namen "Rolex" bekannt sind. Hier, abgelegen von den größeren Siedlungen, war die Küche spärlicher. Wir ließen das Dorf zurück und begaben uns auf die Lange Abfahrt, die sich über die flachen Ausläufer des Mount Elgon durch kleine Siedlungen und Äcker zog. Desto weiter wir nach unten kamen und uns der Savanne näherten, desto wärmer, trockener und wilder wurde es. Schließlich gelangten wir an die obere Kante eines Canyons. Der Ausblick auf die Savanne unter uns und die im Hintergrund liegenden, erloschenen Vulkane raubte uns den Atem. Will zeigte uns den Punkt, wo unsere Abfahrt enden würde. Es war noch ein weiter Weg, perfekt! Wir brausten weiter auf dem Trail entlang, wetzen um Ecken und Gestein, erblickten zwischendurch eine Gruppe von Pavianen, bis wir schwitzend die Savanne erreichten.

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Nach einem Tag, an dem wir es gemütlicher angingen, fuhren wir mit großen Erwartungen zum Eingang des Mount Elgon Nationalparks und damit dem Höhepunkt der Bike-Reise entgegen. Für den ersten Tag hieß es 1.800 Höhenmeter bis zur Hütte auf 3.500 m zu bewerkstelligen. Unterstützt von Trägern für den Proviant undbegleitet von einem Ranger begannen wir den Aufstieg. Solange wir uns noch zwischen Kulturlandschaften bewegten, mussten wir unsere Bikes meist schieben oder tragen. Erst nach dem Erreichen des Urwalds wurde der Weg flacher und ermöglichte es uns oft im Sattel zu bleiben. Denn der Mount Elgon ist ein erloschener Vulkan mit einer riesigen Caldera und weitgehend flach abfallenden Hängen, weshalb ein Höhengewinn sich in dieLänge zieht, aber auch mit geringeren Anstrengungenverbunden ist. Fasziniert durchquerten wir bei stetigemAnstieg den Bergregenwald, begleitet von Vogelgesangund Affenrufen. Kurz vor der Hütte, wo wir die Nacht verbringen sollten, änderte sich die Vegetation allmählich. Die üppige Flora des Urwalds wich einer weitläufigen Gras- und Moorlandschaft mit prallen Grasbüscheln, Blumen, Farnen und ungewöhnlichen Planzen wie den Schopfbäumen. Erschöpft, aber zufrieden rollten wir der Hütte entgegen.

Am nächsten Tag standen wir schon früh auf. Mit Stirnlampen versehen machten Julia, Andreas, Will, unser Ranger Roger und ich uns in der kühlen Morgenluft auf den langen Weg. Es fehlten zwar nur mehr 800 Höhenmeter bis zum höchsten Gipfel, der Weg zog sich aber wegen der mäßigen Steigung und zudem war hier oben die Luft nun auch schon recht dünn. Es wurde heller. Wir marschierten, unsere Bikes schiebend, durch diese überwältigende Landschaft. Wolken zogen immer wieder durch und die Nebelschwaden erzeugten eine geheimnisvolle Stimmung. Wir arbeiteten uns am Kraterrand entlang hoch, als kurz vor dem Gipfel die Vegetation spärlicher und es mehr und mehr steinig und felsig wurde. Schließlich erreichten wir den Wagagai, den mit 4.321 m höchsten Gipfel des Vulkans, wahrlich der Höhepunkt unserer Reise. Und das Beste musste erst noch kommen: die über 3.000 Tiefenmeter lange Abfahrt! Schon beim Weg nach oben stieg in mir die Vorfreude durch diesen verzauberten Kosmos wieder abfahren zukönnen. Bis auf wenige wirklich technische Stücke, war der Trail zwar nicht anspruchslos, er konnte aber mit viel Flow gefahren werden. Wir düsten den Weg hinab, wieselten und pumpten uns durch die Kurven und stoppten wegen der Höhe immer wieder mal zum Luftholen. Mit Schwung ging es dann erneut durch den Regenwald. Als wir im Tal ankamen, wo uns dutzende vergnügte Kinder hinterherliefen, war der Nachmittag mittlerweile schon einige Stunden alt und wir um ein prächtiges Erlebnisreicher. War das eben eine der besten Abfahrten, die wir je gemacht hatten? Bestimmt!

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Es war Zeit die Region um den Elgon zu verlassen und in den Norden Ugandas zu fahren, nach Karamoja, wo dashalb nomadische Hirtenvolk der Karamojong zuhause ist. Lange anhaltende Dürren machen es den Menschen hier schwer und auch die noch bis vor 15 Jahren andauernden Stammesfehden haben die Region geschwächt. Die Karamajong sind mit den Massai verwandt und, ähnlich wie diese, leben auch sie noch sehr traditionsnah. In Begleitung von Asoka, einem sympathischen, hochgewachsenen Local, machten wir uns auf eine traditionelle Siedlung zu besuchen, um einen Einblick in die authentische Lebensart dieses stolzen Volkes zu gewinnen. Wir sahen uns die typische Bauweise der Hütten an, waren beim Bierbrauen dabei, das wenig mit dem deutschen Reinheitsgebot gemein hatte, erlebten die bunten Tänze der Jüngeren und saßen am nächtlichen Lagerfeuer mit den Männern des Dorfes zusammen, die uns Karamajong-Namen gaben und auch dann noch weitersangen, als wir unter dem gewaltigen Sternenhimmel schon in unseren Zelten lagen. Mir war als sei ich direkt in einer der vielen Dokus gelandet, die mich schon seit meiner Kindheit begleiten. Der Morgen bot uns einen wunderschönen Sonnenaufgang in der Savanne. Auf dem Programm standen heute die Hometrails von Moroto, dem Hauptort des Distrikts. Dort gibt es eine kleine Mountainbikeszene, die durch das Biken die bescheidene, lokale Wirtschaft etwas vitalisieren will. Spätnachmittags zeigte uns Asoka die Trails an den Ausläufern des Mount Moroto. Schweißgebadet und stäubend segelten wir schließlich der Savanne mit ihrer immensen, rötlich leuchtenden Abendsonne entgegen.

Am nächsten Tag packten wir unsere Bikes in ihre Travel Bags, denn als Abschluss der Reise wollten wir unsnoch die vielfältige Tierwelt Ugandas ansehen. Im Nationalpark von Marchison Falls konnten wir mit den Bikes ohnehin nicht viel anstellen. Elefanten, Giraffen, Zebras, Hippos, Löwen. Alles was man sich so unter dem afrikanischen Tierreich vorstellen konnte, bekamen wir zu sehen. Zuletzt standen wir an der Gischt des mächtigsten Wasserfalls der Welt, den Marchison Falls. Der ganze Nil drückt sich hier tosend und schäumend durch eine nur sieben Meter breite Felsschlucht.Das perfekte Schlussbild für den energiegeladenen, beeindruckenden Trip, den wir hinter uns hatten.

Infobox

Im ostafrikanischen Uganda leben etwa 35 Millionen Menschen auf einer Fläche von ca. 241.000km² (Das entspricht in etwa 2/3 Deutschlands). Von 1894 bis 1962 stand Uganda unter „Britischem Protektorat“. Nach Erreichen der Unabhängigkeit folgte unter Premierminister Obote ein Einparteiensystem, das er auch blutig durchsetzte. Dies ebnete den Weg für Idi Amin, der per Militärputsch 1971 die Macht übernahm und bis 1979 ein äußerst gewalttätiges Regime leitete.

Der anschließende Bürgerkrieg dauerte mehr als 20 Jahre an und erst seit 2008 hat sich die Lage etwas beruhigt. 2018 hat die Inhaftierung von Oppositionspolitikern allerdings wieder zu politischen Spannungen und gewalttätigen Demonstrationen, geführt. Aus diesem Grund rät das Auswärtige Amt auch generell zu Vorsicht und Wachsamkeit auf Reisen in Uganda. Bei der Einreise ist ein gültiges Visum vorzuweisen.

Uganda ist von Seen, dem Weißen Nil, Urwäldern und Savannen geprägt und liegt im Norden des Victoriasees. Der Margherita Peak oder Mount Stanley (5.110m) im Ruwenzori-Gebirge ist der höchste Punkt Ugandas. Sipi und seine beeindruckenden Wasserfälle liegen am Fuß des Mount Elgon, eines erloschenen Vulkans mit fünf Hauptgipfeln, in Ostuganda.

visituganda.de

[Anreise]
Flüge von München nach Kampala oder Entebbe kosten ab ca. 600 Euro (Flugdauer ca. 15 Stunden).

[Hauptstadt]
Kampala, vorher Entebbe

[Währung]
Uganda-Schilling – 10 Euro entsprechen etwa42.000 UGX

[Amtssprache]
Swahili und Englisch

www.abenteuerreisen.ch

www.rideonmtb.it




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