bergstolz

ALTE LIEBE ROSTET NICHT


schottland 01

„Kannst DU noch etwas sehen? ICH sehe langsam nichts mehr!“ Immer wieder wischt Karen mit einem kleinen Lederschwamm vor meiner Nase die beschlagene Scheibe ab. Der letzte noch übriggebliebene kleine Scheibenwischer kämpft gegen den starken Regen. „Gleich musst du rechts abbiegen, dann sind wir beim Traileinstieg angekommen!“, ruft Mia mir zu und spielt mein Navigationssystem. Wir drei sitzen nebeneinander, wie die Hühner auf der Stange, eingequetscht auf der schmalen Sitzbank meines Land Rovers Baujahr 1967.

schottland 02

Es ist Mitte Oktober und jeden normalen Menschen würde es, wie die Zugvögel, in Richtung Süden treiben, doch wir drei befinden uns auf dem Weg in den hohen Norden Schottlands. Vor knapp zehn Jahren, als ich mir den alten rechtsgelenkten Land Rover hier in Großbritannien gekauft habe, war es mein Traum, ihn auszubauen und dann einen Roadtrip in seine alte Heimat zu machen, um endlich mal wieder auf der richtigen Straßenseite zu fahren! Als ich Karen und Mia von meiner Idee, unseren Schottland Roadtrip mit dem alten Landy zu machen, erzählt habe, waren die beiden sofort Feuer und Flamme und wir haben gleich die Fähre von Amsterdam nach Newcastle für die Überfahrt gebucht!

schottland 03

Nun sitzen wir hier im strömenden Regen mitten in den schottischen Highlands und suchen den von Euen Wilson empfohlenen Trail! Fast jeder Mountainbiker kennt die Singletrailparks in Schottland oder hat mindestens davon gehört. Es sind angelegte Singletrailrunden mit unterschiedlich vielen Kilometern, Höhenmetern und Schwierigkeitsgraden. Es gibt sie im ganzen Land verteilt, ausgestattet mit Parkplätzen, Duschen, Bikewash und einem perfekt ausgeschildertem Trailnetz. Jeder kann dort seinen Spaß haben, egal ob die Oma mit dem Enkel oder der ambitionierte Enduroracer. Doch wir sind hier und heute auf der Suche nach unserer Leidenschaft, den Naturtrails und genau da kommen wir gerade an!

[ ERSTE STATION AVIEMORE! ]

Normalerweise ist es schwer für mich, bei so einem Wetter aufs Bike zu steigen, doch irgendwie ist das in Schottland etwas anders. Vielleicht liegt es an der Luft, oder an den Menschen, oder einfach an dem Bewusstsein, dass es hier immer mindestens einmal am Tag regnet. Mit einer Vorfreude auf den Trail rund um das „Loch Molich“ schwinge ich mich auf mein Bike und meinen beiden Begleiterinnen scheint es ähnlich zu gehen! Endlich Bewegung nach dem stundenlangen Autofahren. So rau wie das Wetter hier ist, so sind auch die Trails. Immer wieder rutscht mein Hinterrad an Wurzeln und Steinplatten weg und ich versuche den Anschluss zu Karen zu erhalten, die wie eine Gazelle ihr Bike die kleinen Stufen nach oben manövriert. Der Westwind bläst uns den immer stärker werdenden Regen ins Gesicht und ich ziehe meine Kapuze noch etwas tiefer herunter. „Sollen wir abbrechen?“ ruft mir eine eingemummte Mia zu, die gerade das Regencape ihres Kamerarucksacks zurechtrückt. Doch, noch nicht einmal zu Ende gesprochen, kommt wie aus dem Nichts, die Sonne heraus und verzaubert die Natur in ein herbstliches Naturspektakel. Wie in die Landschaft gemalt, schlängelt sich der Trail am Berg entlang und scheint nun in ein leichtes Gefälle überzugehen. Das Wasser glitzert in der schon tiefstehenden Sonne. „Los weiter!“ ruft Karen und biegt jauchzend in den Trail ein!

schottland 04

Oh ja, genau so haben wir uns das vorgestellt! Kurve hier, Steilstück da und alles ausgeschmückt mit Wurzeln und einer atemberaubenden Aussicht auf das Loch. Loch werden die Seen in Schottland genannt, aber Achtung: nur ein einziger See hier in den Highlands darf Lake genannt werden, alle anderen sind Lochs! Da sind sie ganz genau, die Schotten!

Glücklich und gerade richtig zum nächsten Regenschauer kommen wir am Auto an. Jetzt ist es Zeit, das Zelt aufzustellen! Wir werden heute hier übernachten und morgen früh weiter nach Torridon fahren. Mein Landy hat zwar Schlafplätze, aber zu dritt ist es dann doch ein bisschen zu kuschelig.

Pitschnass kommen wir in der einzigen kleinen Kneipe, nicht weit von unserem Zeltplatz, an. Der Barkeeper schiebt uns grinsend drei Whiskeys zu! „Wie wär's mit einer Dusche, Mädels?“ Er reicht uns einen Schlüssel und zeigt auf eine Tür. „Frische Handtücher liegen unten“. Frisch geduscht und leicht beschwipst fallen wir in unsere Schlafsäcke und das gleichmäßige Prasseln des Regens lässt uns schnell einschlafen.

schottland 05

Torridon liegt zwei Stunden westlich von Aviemore, direkt an der Küste am Loch Torridon auf der Höhe der Isle of Skye. Nördlich und östlich des kleinen Dorfes liegen die Torridon Hills, zu denen die Berge wie der Liathach, der Beinn Alligin und der Beinn Eighe gehören und die als die eindrucksvollsten Bergen der britischen Inseln zählen.

Und das sind sie auch. Wer die Abgeschiedenheit liebt, ist hier genau richtig! Fünfzig Kilometer purer Trail genuss! Es ist ein immerwährendes Auf und Ab durch eine atemberaubende Landschaft, voll weicher grüner Hügel, schroffer Felsen und kleiner weißer Schafe, die dem rauen Wetter zu trotzen scheinen.

Ausgezehrt kommen wir nach der Runde im Torridon Hotel an und jede von uns verschlingt einen riesigen Highland Burger, natürlich mit Chips und dazu einen Tea, please!

Es ist spät am Abend und schon lange dunkel und ich könnte jetzt gut in meinen Schlafsack schlüpfen, aber wir müssen heute noch weiter. Morgen wartet ein besonderes Abenteuer auf uns!

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[ MALLAIG IST UNSER ZIEL! ]

Das kleine Fischerdorf liegt 3,5 Stunden südlich von Torridon, nicht weit von Fort William. 1901 wurde es an die West Highway Railway angeschlossen und wurde dadurch ein bedeutender Hafen für Großbritannien. Heute ist es besonders bekannt für seine Garnelen- und Hummerfänge. Es ist ein Uhr nachts, als wir endlich am Hafen eintrudeln. Fix und fertig machen wir uns auf die Suche nach einem Hotel. Vergebens. Wie die Sardinen in der Dose enden wir zum Schluss zu dritt auf der 140 cm breiten Matratze meines Land Rovers.

„Los aufstehen Mädels“, ruft Karen, die die ganze Nacht kein Auge zu gemacht hat. Das Boot steht schon bereit. Luci, unsere Kapitänin, wartet schon mit den Schwimmwesten in der Hand, als wir mit Sandwich und Coffee in der Hand am Hafen ankommen. Wir wollen heute den Trail von Trabet am Loch Morar entlang zurück nach Mallaig fahren.

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Trabet besteht aus zwei Häusern und einer kleinen Kirche, die als Unterschlupf für Wanderer und Fischer dient, direkt am Ufer des Loch Nevis. Man erreicht es nur über eine Fähre, die ein- bis zweimal am Tag hin- und zurückfährt. Allerdings nur bis 1. Oktober. Somit mussten wir uns ein separates Boot buchen, um den Traileinstieg zu erreichen.

Wieder einmal werden wir überwältigt von einem Singletrail der Extraklasse und wir treffen nur ein paar Schafe, die das letzte grüne Gras des Jahres verspeisen und ein paar Möwen. Und außerdem werden wir heute auch noch mit einem Tag voll mit 100 % Sonnenschein belohnt, was wollen wir mehr!

Viel zu schnell war die Woche um. „Das nächste Mal bleiben wir länger“, sind wir alle einer Meinung, als ich Mia und Karen am Flughafen in Edinburgh absetze. Glücklich und zufrieden tuckere ich nun alleine in meinem Landy in Richtung Fähre, in der Hoffnung, dass nicht auch noch der zweite Scheibenwischer abfällt. Ich lasse die Zeit noch einmal Revue passieren. Viele unterschiedliche, natürliche Singletrails sind wir gefahren und es gibt noch unzählige zu entdecken, es gibt unglaublich zuvorkommende und hilfsbereite Menschen hier oben im Norden und das Essen ist allen Vorurteilen trotzend richtig gut!

Wir kommen wieder, auch gerne im Oktober, im strömenden Regen, da gibt es wenigsten keine Mücken.

schottland 09

Infobox

[ Singletrail Touren vor Ort ]

H+I Adventures | www.mountainbikeworldwide.com
TRAILCENTER | www.7stanes.com

UNTERKÜNFTE:
Man kann sich mit Campern an den meisten Parkplätzen hinstellen. Es gibt sehr viele nette B&Bs, bei denen man einfach stoppen kann und nachfragen, ob etwas frei ist. Meist sieht man das auch anhand Schildern.
The Torridon | www.thetorridon.com
Youth Hostel Torridon | www.hostellingscotland.org.uk/hostels/torridon
Glentress | www.glentressforestlodges.co.uk

FÄHRE:
Wir haben die Fähre von Amsterdam nach Newcastle genommen, sie geht etwas länger (14h), aber man kommt schon relativ nahe an den Highlands an und muss nicht mehr quer durch England fahren.

DFDS Seaways:
Amsterdam – Newcastle oder Rotterdam – Hull ca. 500 Euro hin und zurück. Kommt aber auch auf die Größe des Fahrzeugs an! Wichtig! Immer an die Fahrzeugpapiere denken und einen gültigen Ausweis oder Reisepass mitnehmen!

Regenklamotten nicht vergessen, egal zu welcher Jahreszeit!
Im Sommer Mückenspray, aber das gute!




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