Rider Profile - Nina Hoffmann
Gäbe es im Downhill Weltcup einen Titel für den Aufsteiger des Jahres, dann würde heuer wohl niemand an einem Namen vorbeikommen: Nina Hoffmann. Die gebürtige Thüringerin zeigte diese Saison auf, und zwar mit Rufezeichen: Im vergangenen Jahr war sie noch im iXS European Downhill Cup unterwegs, seit April fährt sie konstant ganz vorne in die Ergebnislisten und aufs Podium – allerdings im Downhill Weltcup.
„Ich tue, was ich liebe und kann davon leben – das ist einfach geil”
Dass sie mal auf dem Weg zum Bikeprofi sein würde, ist schon eher überraschend, war Nina doch bis 2015 Leichtathletin, genauer: Speerwerferin. „Meine Familie war zwar immer schon sehr sportaffin – so bin ich auch zur Leichtathletik gekommen - Rad fährt aber niemand“, erinnert sie sich. „Es war 2014, als ich das erste Mal mit dem Mountainbiken in Berührung kam. Damals lernte ich meinen Ex-Freund kennen, der schon sehr lang MTB fuhr und wir radelten gemeinsam unsere erste Tour.“ Mit einer Verletzung im Wurfarm entschied sie sich, ihr erstes Downhill-Rennen zu fahren. Ihr damaliger Freund kaufte ihr ein Bike, und es lief richtig gut: „Meine Entscheidung war gefallen: Ab jetzt wird Downhill gefahren! Das war 2015. Jetzt, vier Jahre später, stehe ich auf dem Weltcup-Podium und kann es selbst kaum glauben.“
Um dort hinzukommen – an die Weltspitze – trainiert sie viel und hart: „Logisch muss ich ein gewisses Talent mitbringen – ich fahre ja erst seit vier Jahren Rennen, und ohne Begabung kommt man sicher nicht so schnell so weit. Was man aber nicht vergessen sollte ist, dass ich zwischen acht und zehn Trainingseinheiten pro Woche absolviere“, erzählt Nina. „Ich darf die Trainingsanlagen meines alten Leichtathletik-Vereins in Jena nutzen, und auch wenn ich niemanden habe, der mir konkret Trainingspläne schreibt, arbeite ich viel mit meinem Krafttrainer und meinem Fahrtechnikcoach René Schmidt.“ Die harte Arbeit zahlt sich für die Studentin offenbar aus, denn schon in der kommenden Saison soll in ihrem Lebenslauf „Beruf: Bikeprofi“ stehen. „Auch wenn sich mein Engagement im Weltcup heuer finanziell dank Sponsorenunterstützung gut ausgeht und heuer auch sehr professionell abgelaufen ist, ist der organisatorische Aufwand für mich, die nicht Teil eines großen Teams ist, sehr hoch. Ich muss zum Beispiel viel meiner Zeit und Energie in Reiseplanungen stecken, die Zeit fehlt mir dann woanders.“
Auch aus diesem Grund steht das Psychologiestudium der 23-jährigen aktuell etwas hinten an. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, setze mir selbst hohe Ziele. Wenn ich etwas anfange, dann auch meist richtig. Und deshalb möchte ich auch im Downhill meine Grenzen austesten und das bestmögliche herausholen. Als Bikeprofi kann ich mein Hobby zum Beruf machen. Ich tue, was ich liebe und kann davon leben, das ist einfach geil“, sieht sie ihrer MTB-Zukunft begeistert entgegen. Damit das nicht einfach nur dahingesagt erscheint, legt sie im nächsten Satz auch gleich nach: „Nach dem, wie diese Saison bisher gelaufen ist, weiß ich, ein Weltcup-Sieg ist möglich! Heuer liegt mein Fokus sicher auf der Weltmeisterschaft in Kanada, anschließend bin ich noch drei Wochen in den USA zum Rad fahren. Ich möchte gerne bei der WM irgendwann aufs Podium fahren, und um den Gesamt-Weltcup mitfahren. Das wäre echt cool.“
Dass das keineswegs abwegig ist, hat Nina Hoffmann in dieser Saison eindrücklich bewiesen. Mit gerade mal vier Jahren Rennerfahrung mischt sie den Bikezirkus schon jetzt ordentlich auf. Sollte ihre Form- und Lernkurve weiterhin so steil nach oben zeigen, dann wird sie der Konkurrenz wohl bald nur mehr das Hinterrad zeigen.